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Wie man einen Wahlsieg verspielt

Am Wahlabend kannte der Jubel in der Innsbrucker ÖVP keine Grenzen: Die Schwarzen hatten erstmals seit den frühen 90ern wieder den ersten Platz erobert. In den vergangen Wochen lieferte die Volkspartei ein Paradestück mit dem Titel "Wie gewonnen – so zerronnen".

 

Nach der Stichwahl, die ÖVP-Kandidat Platzgummer gegen die amtierende Bürgermeisterin Oppitz-Plörer deutlich verlor, stellten sich die Schwarzen stur: Unbedingt wollten sie eine Erweiterung des Stadtrates auf neun Mitglieder durchdrücken. Das hätte bedeutet, dass die schon ausverhandelte Koalition von Für Innsbruck und Grünen im Stadtsenat in der Unterzahl geblieben wäre. Außerdem wäre gar nicht klar gewesen, wer den 9. Stadtrat stellen sollte: Federspiel oder doch FI? Das hätten wohl erst die Gerichte letztgültig entschieden und alle Beschlüsse wären solange unsicher geblieben.

 

Obwohl die "starken" Männer der ÖVP Tirol, LH Platter und Ex-LH Van Staa, Bürgermeisterin COP unter Druck gesetzt haben, ließ sich diese nicht beirren: Es bleibt bei sieben Senatssitzen und die Zeichen stehen ganz klar auf Ampel: Für Innsbruck und die Grünen teilen sich die wichtigsten Ressorts auf und stellen jeweils ein/e Vizebürgermeister/in. Die SPÖ darf mitspielen – schließlich braucht man ihre Stimmen für die Mehrheit im Gemeinderat.

 

Die ÖVP spielt – wenn überhaupt – nur noch eine Nebenrolle. Heute stellte sie laut Tiroler Tageszeitung ein "Ultimatum" um zumindest noch einen Vizebürgermeister für sich zu reklamieren. Allerdings sieht es ganz danach aus, als ob die ÖVP einmal mehr auf verlorenem Posten kämpft. Möglicherweise werden sich die Stadtschwarzen sogar erstmals seit 1945 in der Oppositionsrolle wiederfinden. Auf die Politik in Innsbruck hat das wohl eher einen atmosphärischen Einfluss – der Großteil der "Kanaldeckelpolitik" ist eher von Sachfragen als von Weltanschauungsfragen geprägt. Für Platter und Co dürfte die Luft in Hinblick auf die Landtagswahl 2013 allerdings langsam dünn werden.

Andreas Wiesinger

5 Comments

  1. Es ist schon interessant, mit welcher Präpotenz die ÖVP sowohl in den Wahlkampf gezogen ist als auch nachher ihre Macht zu erhalten suchte. Man nehme Geld, ein markantes Gesicht (vorzugsweise einen männlichen Ex-Sportler oder Ex-Polizisten, ja niemand der als kopflastig gilt), und gebe dann tausend Jugendlichen Geld und Geschenke zum Verteilen. Als Wahlprogramm kopiere man sich die populärsten Maßnahmen aus den Programmen der Mitbewerber heraus – später wirklich umsetzen will man den Schmarrn ohnehin nicht – und kommuniziere sie über befreundete Agenturen dem Wahlvieh.

    Man ging in der ÖVP augenscheinlich davon aus, dass man eine Art ersessenes Recht auf Regieren hätte, was die ÖVP ja vor allem in, glücklicherweise längst vergangenen, Zeiten der "Absoluten" auf Landesebene auf geradezu feudale Weise demonstrierte und seitdem nie wirklich abgelegt hat.

    Mit dieser Einstellung kommt man halt in der Großstadt nicht weit. Hier dürfen die Menschen unterschiedlich denken, sie können selektieren, haben Auswahl und Überblick und entscheiden sich nicht automatisch für "das, was es schon immer gab". So gleicht die Stadt-ÖVP mit ihrem Millionenwahlkampf nun einem Scherbenhaufen, ihre informellen Strukturen im Rathaus wirken nicht mehr und werden zerbrechen – und was Besseres kann dieser Stadt nicht passieren!

    Der Endboss ist besiegt, das Schloss steht jetzt in der Mitte links und die Prinzessin kann endlich gerettet werden.

    • Die ÖVP ist draussen, Hurra!

      Es freut mich ganz ungemein, dass die Tonnen an Werbematerial, die die Altpapiercontainer zum überlaufen gebracht haben, und nicht einmal das Botox-verstärkte Lächeln eines Herrn P. (der vor gar nicht langer Zeit wegen grober Mißwirtschat seinen Hut nehmen musste), der konsensunfähigsten Partei des Landes den Erfolg gebracht haben.

      Es gibt doch noch eine ausgleichende Gerechtigkeit, das lässt mich hoffen…

       

       

  2. Kommentar von Norbert Pleifer via fakebuk:

     

     bitte keinen schwarzen bürgermeister hab ich plakatiert – jetzt bekomm ich nicht mal einen schwarzen vize. 
    die bevölkerung ist ungerecht – die hat platters kronprinzen nicht zum bürgermeister gewählt obwohl er so haushoch die wahlen gewonnen hat. und die gelbgrünrote ampel machts der bevölkerung nach und ist auch gemein.

     

  3. wird sicher spannend, auch morgen im Gemeinderat – angeblich will Platzgummer ja trotzdem zum Vizebürgermeister kandidieren. Oder er erspart sich die Blamage – mal schauen …

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