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Wer bin ich – Gedanken zum Frauenbild in Tirol

Neulich stolperte ich in einem Regionalblatt über ein Foto auf dem männliche Tiroler Bürgermeister mit Gattinnen abgebildet waren. Ich gab darauf als Spaß an der Freude auf google ein: Tiroler Bürgermeisterinnen mit Gatten – nichts kam da. 

In Innsbruck sind ja Bürgermeisterin und Vizebürgermeisterin Frauen, aber so eindrucksvolle Bilder ließen sich nicht finden. Am ehesten noch die Worte: Bürgermeisterin und Garten. 
 

Kein Feschak, der sich in Schale schmeißt, um neben unseren Innsbrucker Bürgermeisterinnen zu posieren, um ihre weibliche Potenz zu verstärken, weil er als Vertreter des männlichen Geschlechts in Schale als Besitz anwesend ist, nett mit frisch von der Zahnhygiene weißen Zähnen. Unterschied zwischen Stadt und Land oder seltsames gesellschaftliches Phänomen? Muss ja auch kein Gatte sein, oder muss man als PolitikerIn heutzutage verheiratet sein? Die Zeiten des Heiratszwangs sind doch hoffentlich vorbei. Heutzutage heiratet man ja nur mehr aus Liebe und nicht, um gesellschaftlich anerkannter zu sein, oder? 
 

Schon toll, dass die Gattinnen überhaupt Erwähnung finden, weil man könnte auch meinen, sie bestünden aus Luft, denn offensichtlich sich sie ja nur dazu da von ihrem Bürgermeister begattet zu werden. Sie sind ja schließlich keine eigenständigen Personen, die ihre Gatten in ihrer politischen Arbeit unterstützen oder sogar still und heimlich beeinflussen – die intelligente Gattin hält sich ja schließlich im Hintergrund und redet mit ihm so geschickt, dass er dann glaubt, dass er eine kluge Entscheidung getroffen hat nur er, nein keine Diskussion auf Augenhöhe, nein–  offen darf sie es ja nicht tun, denn er ist der Amtsinhaber, der die Hosen an hat.

So wie auf dem anonymisierten Bild, da es ja nicht um die tatsächlichen Personen geht, sondern um das Bild an sich, das sehr viel über das Frauenbild in unserem heiligen Land Tirol aussagt. Man beachte auch wie breitbeinig die Männer da sitzen und wie damenhaft und die Hände brav in den Schoß gelegt die Frauen.
 

Manchmal denke ich mir – warum werden Frauen dauernd irgendwelche role models aufs Auge gedrückt? Warum wird das authentische Menschsein als Frau nicht ausreichend mit objektiven Augen gesehen? Warum stehen nicht einzig und allein die Fachlichkeit einer Person und ihre Kompetenz im Vordergrund? Warum müssen Frauen nach wie vor ihre Fachlichkeit und Sachlichkeit viel mehr unter Beweis stellen und sich im Extremfall  wie in früheren Zeiten im Hintergrund halten und einfach nur da sein und fesch aussehen? Die Beziehung auf Augenhöhe hat doch um einiges mehr zu bieten.

Und wer bin ich als Tirolerin – bin ich die im Dirndl auf der Stallparty oder die in Jeans und Lederjacke oder Businesskostümchen mit Laptop in der Hand – kann und darf ich beides sein? Mit Dirndl und Laptop in der Hand mit übergeworfener Lederjacke auf die Stallparty gehen? Oder nur eine von beiden sein?

Warum müssen Frauen nach wie vor ihre Kompetenz viel mehr unter Beweis stellen? Keine Ahnung! Wer liefert die Antworten? 

Barbara Tatschl

3 Comments

  1. vielleicht sollte man einfach innsbrucks (vz)bgminnen fragen, warum das so ist! oder vielleicht wollen die bgm-gattinnen selbst auf die fotos, die gatten nicht? ausserdem gibts halt doch viel mehr männliche bgms in tirol, als weibliche und ich weiss nicht, ob man von allen ein foto mit gattin findet!?! es werden immer mehr weibliche führungspersonen, damit werden auch mehr fotos mit ihren gatten zu finden sein.

    Ps.: Gattin/Gatte finde ich ein extrem ekelhaftes wort….

    • Klingt biologistisch nach Begatten/Begattung und ist eigentlich ein Pejorativ.

    •  ich finde Gattin/Gatte auch ein schreckliches Wort – vor allem so altmodisch ———–

      http://www.meinbezirk.at/grieskirchen/leute/brandrat-ad-karl-wagner-feierte-seinen-50-geburtstag-unter-den-gratulanten-seine-buergermeisterin-dagmar-holter-mit-gatten-d611178.html

      hier gibt es die Grieskirchener Bürgermeisterin mit Gatten………………………………………………………….

      mir geht mehr darum aufzuzeigen, dass dieses Vorzeigemodell – alles ist perfekt – wir sind im Amt, verheiratet und unserer Frauen sitzen brav im Dirndl neben uns – es passt eh alles "bei uns ist die Welt noch in Ordnung"  – einfach schräg ist ——–

      es gibt genügend geschiedene oder in Trennung lebende BürgermeisterInnen, PolitikerInnen und ich finde das Privatleben dieser Personen unwichtig und sollte auch nicht im Zentrum des Interesses stehen…. aber gerade auch in Wahlkämpfen wird es oft erwähnt –
      der oder die ist verheiratet und hat so und so viele Kinder etc. etc. und ich denke mir dann oft – ja und was hat das Privatleben dieser Person jetzt mit der jeweilig geforderten Kompetenz zu tun – also mir ist es egal ob die Person verheiratet, geschieden, verwitwet, schwul, lesbisch, bi ist, ob sie eins oder mehrere Kindr hat oder gar keins – ich finde das tut nichts zur Sache…. 

      leider ist auch so, dass wenn Frauen erfolgreicher sind als ihre Männer, das zu einem Problem in manchen Partnerschaften werden kann, weil es manche Männer nicht aushalten, dass ihre Frauen gleich erfolgreich oder erfolgreicher sind, das finde ich schade – denn dieses gemeinsame erfolgreich sein kann eine unglaubliche Bereicherung für beide sein – ich finde eine Beziehung oder eine Ehe ist kein "Konkurrenzunternehmen" ……………………     
      wenn der Mann erfolgreicher ist als die Frau scheint das weniger konfliktbehaftet zu sein…………

       

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