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Tirol ist oben – ist Tirol oben?

Nichts Böses ahnend machte ich mich am 1.April auf den Weg in die Arbeit, als mir beim Überqueren der Unibrücke LH Günther Platter von einem der ersten VP-Wahlkampfplakate entgegenlächelt. Pseudodemokratisch grinsend gibt sich der schwarze Politiker bewusst naturverbunden.Vom Plakat aus lächelt er nämlich von einer Bergspitze auf die Bevölkerung der Stadt herab.

 

Ich denke an diesem Ostermontag an einen Aprilscherz der Volkspartei. Angesichts dieser Groteske brennt mir eine Frage auf den Lippen: Wieso gibt sich die Tiroler VP naturverbunden, wenn sie doch konstant die Umwelt durch Liftanlagen oder Wasserkraftwerke zerstört? Dann lese ich den Slogan, der das Plakat ziert: „Tirol ist oben.“

Weiter bis zur Markthalle schlendernd, denke ich näher über den Spruch nach. „Tirol ist oben“ suggeriert, dass Politik für jene gemacht wird, die oben sind. Die Tiroler VP hat sich ja bekanntlich noch nie für die schlechter Betuchten eingesetzt. Armutsbekämpfung ist ihr egal, solange sich reiche Liftmogule noch weiter bereichern können und was bei den Reichen abfällt, ist gerade gut genug für die unteren Schichten. Schön ist auch, wenn für die Tiroler Volkpartei etwas abfällt; man bedenke nur das 120 m2 – Penthouse von Christian Switak, für das er nur 800 € monatlich bezahlen musste (gut, er musste mittlerweile ausziehen, aber ich zahle für die Hälfte denselben Preis), oder die ganzen Jagdgesellschaften, die die Volkspartei zum fröhlichen Abknallen von diversem Alpengetier einladen.

Hinter der Botschaft verbirgt sich aber noch etwas. Tirol ist oben zeigt auch, dass eine kleine Obrigkeit über all jene, die unten sind, bestimmen kann. Somit werden die Schwarzen das Wahlversprechen halten, das ohnehin schon seit langem Parteiprogramm der undemokratischen Fraktion ist. Und dann heißt‘s: Welcome Back: Oligarchie Tirol. Diese undemokratische Haltung zeigte sich gerade jüngst in der Agrarfrage, in der Minderheit der VP, bestehend aus 16 Abgeordneten, eine Mehrheit der Opposition von 20 Abgeordneten abwürgte.

Ich will nicht, dass das Land weiterhin von einer kleinen Obrigkeit diktiert wird, die Menschen zum Schweigen bringt, nur weil dann ihre Begünstigung aufhört. Das ist keine Demokratie, sondern eine reine Willkürherrschaft. Ich will, dass meine Stimme gehört wird, so wie ich will, dass die Stimme eines jeden in Tirol vertreten ist und gehört wird. Demokratie sollte der Wettbewerb der besten Ideen sein. Demokratie ist Vielfalt und manchmal in der Minderheit. Demokratie ist nicht oben. Demokratie ist nicht die Tiroler Volkspartei.

 

Autor: Thomas HÖRL 

14 Comments

  1.  Es wird betont, dass sich dieses Gedicht nicht gegen eine bestimmte

    Partei in Österreich richtet. Es sind lyrisch frei formulierte, fiktive Gedanken über einen Menschen, der sich 75 Jahre nach dem „Anschluss Österreichs“ Sorgen um unsere Gesellschaft macht. 
    
    DAS PLAKAT
    
    ich geh wieder mal durch die stadt
    wie soll ich's euch erklären
    an jeder ecke ein plakat
    kann mich nicht dagegen wehren
    von abschiebung ist da die rede
    die stadt muss sauber sein
    man haut einem da schon rhetorisch
    tief in die psyche rein
    wenn man den plakaten glaubt
    ist jeder kriminell
    drum ausländer ab mit dem zug
    und das möglichst schnell
    ihr seid nur hier zum drogendealen
    und um uns zu beklauen
    und das sei auch noch erwähnt
    ihr belästigt unsere frauen
    drum geht wohin der pfeffer wächst
    schleicht euch aus unserem land
    wenn wir an der regierung sind
    dann werdet ihr verbannt
     

     

  2.  … also mir ist dieses Plakat auch "widerfahren". Sogar großflächig. Mein spontaner Eindruck war (vor allen inhaltlichen "Emotionen"): Was für eine miese Photoshop-Arbeit! Das Gesicht von Herrn Platter "tot"retuschiert und der Kopf … ZU GROSS! Als wäre er auf einen "Fremdkörper" draufgesetzt. SO war der nie selbst am Berg ….

  3. Ja so ist es mir bei meinem neulichern Osterspaziergang auch ergangen. Statt Mephisto und des Pudels Kern sah ich nur Plakate ohne Inhaltskern.

    Da retteten mich doch im letzten Moment 

    drei schöne Maiden fromm und gretchenhaft

    wie hielten sie’s mit der Religion? Man kann es deutlich sehen und denkt, sie haben’s geschafft

    Der Konsum ist’s, der sie treibt und führt

    Den Doktor Faust brauchts nicht mehr, der

    sie verführt.

    • Solange es sich viele "von unten" oder "aus der Mitte" mit "denen da oben" richten und zu ihnen dazugehören wollen, um wenigstens etwas "Rahm" abzuschöpfen, bleibt alles gleich und die da oben bleiben oben und die anderen bleiben weiter unten. In connections werden vermutlich weiterhin viele ihre Haupt-Hoffnungen setzen. Die Plakate allgemeinsten Inhalts anderer Gruppierungen be"inhalt"en bloß Gemeinplätze eben und sind sehr platt, die der Oligarchie-Partei (guter Ausdruck!) nur platter.

      •  Sorry! Meine Glossierung des Wortes "Materie" ist ein Kommentar zu Helmut Schiestls Beitrag zum Thema.

  4.  

    Die Plakate sind wirklich zum schreien.
     

    Mein momentaner Favorit:  "Tirol hat Arbeit" + ein Bild des LandesHengst
     

    Man kann es ruhig weiterreimen: "Tirol hat Arbeit….beim Aufarbeiten mit einer korrupten Regierung."
     

                                                                 "Tirol hat (viel) Arbeit….im Bereich Korruption und Freunderwirtschaft"

     

     

     

     

  5. Wobei man aber jetzt schon gerecht sein muss: Das Plakat mit dem Thomas Pupp ist auch nicht eben ein Hit. Der will wohl den Grasser nachmachen und als Sonnyboy oder Lieblingsschwiegersohn bei der weiblichen Bevölkerung punkten. Inhalt gleich null.

  6. Der werte Herr Pupp macht mir auf den Plakaten eher Angst… V.a. am Sillsteg, bei schumriger Beleuchtung, spät abends ist das nicht wirklich schön anzuschauen… 😉 

  7. Der Platter mit seiner ÖVP schießt wieder mal den Vogel ab … mein Gott, ist das peinlich …

  8. Hilfe, wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann.? Grad eben hat es an der Wohnungstüre geläutet und als schreckhafter Innsbrucker schau ich natürlich erst durch den Spion bevor ich öffne. Van Staa linst durch meine Türöffnung herein, fasst hätts mich umgehaut, muß es der ÖVP schlechtgehen, wenn jetzt schon betagte Männer Türklinken putzen gehen müssen. Bitte um Schonung, nicht bös gemeint, aber mir reichen ehrlich gesagt schon die vielen Wahlplakate an denen ich nicht vorbeisehen kann, dann will ich wenigstens in meiner Wohnung nicht belästigt werden.

    • Aber a bissl an Schpeck und a Schnapsl hat a echter Tiroler oder a echte Tirolerin decht alm dahoam oder…

  9. man weiß nicht mehr, ob man bei den plakaten des unbedarften gendarmen lachen oder weinen soll.

    wie es diese luftnummer in die höchsten politik-kreise verschlagen hat, wird für immer ein rätsel bleiben.

    aber bei der övp braucht man sich eh über nichts mehr wundern.

    verwunderlich ist nur, dass bisher soviele tiroler, treu wie die schafe, ständig diejenigen gewählt haben, die ihnen jahrzehntelang das fell über die ohren gezogen haben.

    vielleicht hat die stimmberechtigte bevölkerung diesmal dazugelernt?

  10. Original:                                                                          Variante:

     

    Es zog der wilde Jägersmann                                   / Plattermann

    Sein grasgrün neues Röcklein an;

    Er trug die Brille auf der Nas,

    Und wollte schießen tot den Has.

     

    Das Häschen sitzt im Blätterhaus,                          / Der Steixner         / Platterhaus

    und lacht den blinden Jäger aus.                             / Platter 

     

    aus: Heinrich Hoffmann, Der Struwwelpeter.  Zürich (diogenes) 1977, 20.

     

    Und die Moral von der Geschicht: 

    Wenn die Platter-ÖVP bei der kommenden Landtagswahl ein paar Prozente verliert, setzt man den Spitzenkandidaten und amtierenden LH ab und ersetzt ihn durch eine noch umstrittenere Persönlichkeit – wie oft in der Geschichte – und macht so den Bock zum Gärtner.

    Dann wird Toni Steixner der neue Landeshauptmann von Tirol.

     

    – Wetten wir ums Recht, dass es dazu kommen wird?

     

     

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