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Still, still, still…

Wenn man durch die Straßen geht, kann es leicht passieren, dass man sich plötzlich an Böll erinnert. Die Innenstadt hat bereits ihren ersten adventlichen Putz bekommen, schon vor Allerheiligen. Knapp danach folgen dann der Baum und die ersten Glühweinbuden. Sterne, Girlanden und Kugeln, nicht nur zur Weihnachtszeit.
In Kürze wird die Belagerung mit fröhlichen Liedern und Menschen in roten Kostümen beginnen. Die Lichtketten sind nur ein Vorgeschmack, oder eher eine Drohung.

Vorfreude sei ja die schönste Freude, aber zwei Monate hysterische Vorfreude können eigentlich nur in einer Enttäuschung enden. Wie groß muss die Erwartung eines Kindes sein, das jetzt schon mit Werbung und Ankündigungen überschwemmt wird.

Freilich, das ist kein Phänomen, mit dem allein Innsbruck zu kämpfen hat. Aber Innsbruck als Stadt, die den Tourismus entdeckt hat, schlachtet es enorm aus.
Bald schießen die Christkindlmärkte wieder aus dem Boden und der Gang durch die Innenstadt wird zur Tortur. Nicht, dass man nicht ausweichen könnte, aber muss man dem Konsum immer weichen?

Sind die Stadtbenutzer_innen nur mehr sekundär? Nur jammern wäre falsch. Wir leben recht gut vom Fremdenverkehr und schlussendlich war auch jeder von uns schon einmal Gast in einer anderen Stadt. Aber es braucht etwas mehr, man verzeihe das leicht überstrapazierte Wort, Respekt. Nicht nur vor den Stadtbewohner_innen, auch den Tourist_innen soll die Möglichkeit geboten werden, Innsbruck zu sehen wie es ist und nicht als groteske Inszenierung.
Vom Fest selber braucht man eh nicht mehr reden…

Aber wer weiß, vielleicht werden auch statt der Innsbrucker_innen bald nur mehr Schauspieler_innen rund um den „Gewinn, Gewinn,…“ flüsternden Engel stehen.

Ulrich Lobis

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