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SCHWARZE Pädagogik und Klassen-Kampf

Vizekanzler Spindelegger hat eine Idee: er möchte die Aufnahmeprüfung für Gymnasien wieder einführen. Auf eine Eignungsprüfung für Politiker(innen) warten wir leider schon lange vergebens.

„Spindelmichi“, wie ich ihn selbst nenne, ist politisch noch nicht durch große Visionen aufgefallen. Seine herausragendste Leistung besteht darin, noch ein wenig fader und unbedarfter als sein Chef Feigmann zu wirken – und das ist wahrlich keine kleine Leistung.

Spindelmichis Idee, die Eignung aller Volksschüler(innen) für das Gymnasium in Form einer Aufnahmeprüfung festzustellen, ist freilich eine blendende: Kinder lieben bekanntlich nichts mehr als Leistungsdruck und lernen dann meistens mindestens doppelt so schnell. Unbestreitbar ist das Leben kein Ponyhof und man kann den Kids dies nicht früh genug einbläuen.

Mag sein, dass die SalonbolschewikInnen wieder jammern werden, dass dadurch Kinder aus „bildungsnahen“ (Milieu: viele Deko-Bücher, manchmal eine Doku statt immer nur RTL 2) Familien profitieren. Ja, mei: Man bleibt eben lieber unter sich und die Vermischung der Klassen (heute: Bildungsmilieus) verwirrt die Kleinen eh nur.

Vor vierzig Jahren wurde die Aufnahmeprüfung für die Gymnasien übrigens abgeschafft – wollen wir hoffen, dass sich Spindelmichis Visionen durchsetzen und sich die Bildungsreformen verstärkt an der guten, alten Zeit orientieren. Auch das Rohrstaberl ist durch die neumodische Kuschelpädagogik zu Unrecht in Verruf geraten – denn Zucht und Ordnung haben schließlich noch niemandem geschadet, oder?

Andreas Wiesinger

9 Comments

  1. Ich finde die Idee, "alle in die Gymnasien", wie sie hier des öfteren propagiert wird, sehr bedenklich. ich habe vor vielen jahren auch einen aufnahmetest machen müssen und es war auch kein problem. es ist bei uns halt leider so, dass verschiedene volksschullehrer/innen verschieden benoten. ich weiss nicht, ob herr wiesinger eine idee hat, wie man alle schüler/innen exakt (!) gleich bewerten kann, ausser, dass sie alle den gleichen test machen? wenn schon alle gleich sein sollen und die aufnahmen fair vonstatten gehen sollen, dann sollte es auch wirklich fair sein!

  2. bravo, spindi. eine weitere "idee", die zwar ein bisschen am derzeitigen system herumschraubt, aber das desolate schulwesen in österreich nicht verbessern wird.
    was wird sich ändern, wenn aufnahmetests auf gymnasien wieder eingeführt werden? nix. es werden wieder individuelle entscheidungen getroffen – nicht mehr in der volksschule von den volksschuldirektorInnen, sondern am gymnasium von den gymnasiumsdirektorInnen. ich bezweifle, dass das dumme kind einer familie mit den richtigen beziehungen nicht im gymnasium aufgenommen wird. ich bezweifle, dass das gescheite kind einer armen (vielleicht gar migrantInnen-)familie aufgenommen wird.
    die lösung kann nur in der gesamtschule liegen, die macht schluss mit den klassenunterschieden, die allein durch die tatsache, das jemand ein gymnasium absolviert hat, weiterhin zementiert werden.
    und hört mir bloss auf mit dem geseiere, die gesamtschule würde das allgemeine niveau drücken. das niveau hängt ausschliesslich davon ab, wieviele lehrerInnen in welcher qualität unterrichten. es ist erwiesen, dass der integrative ansatz in der bildung sowohl den superhirn-kindern, als auch den spätentwickel-kindern extrem zugute kommt. die einen lernen soziale interaktion, die andern kriegen durch ihre mitschülerInnen lernerische unterstützung. ist doch super!
    ausserdem wünsche ich mir türkisch, bosnisch/kroatisch/serbisch/ als wahlfach auf allen schulen.
    so, liebes christkind – bin gespannt, was du aus meinem wunschzettel machst…

  3. Naja, man hört ja auch, dass jetzt schon VolksschullehrerInnen "von Oben" dazu angehalten werden, schlechtere Noten zu verteilen, damit nicht alle ins Gymnasium gehen können – da ja schließlich die Noten ein Faktor sind, der zur Aufnahme in ein Gymnasium oder in Gymnasialklassen mit speziellen Schwerpunkten führen. Zumeist wollen minimum 2/3 der Eltern von Volksschülern, dass ihre Kinder auch ins Gymnasium kommen sollen. LehrerInnen kommen hier massiv unter Druck, da sie einschätzen können, dass manche Kinder den Druck und die Anforderungen einfach nicht erfüllen können werden. Was diese dumme Aktion der gesteuerten Notenvergabe bewirken soll ist, dass die neue Mittelschule, die scheints doch nicht so gut ankommt , hier politisch durchgewürgt werden soll. Leidtragende: Die Kinder und deren Zukunft!!! Anstatt dass "Schule" ansich mal richtig neu gedacht wird, machen sie so einen Käse zum Leidwesen der Kinder!! Es ist Fakt, dass sich manche Kinder in der Schule schwerer tun als andere – hier immer das Argument soziale Ungleichheit/Elitenbildung einzubringen bringt nichts. Der Hebel muss wo anders ansetzen. Das Schulsystem muss qualitativ hochwertig werden, dann werden es auch die Schüler und Schülerinnen. Die Bedürfnisse der Kinder müssen einbezogen werden. Die Struktur Schule hat sich auch mal die neuesten Erkenntnisse der Lern – und Gehirnforschung anzusehen, der Unterricht ist dann an solche Erkenntnisse anzupassen. Lernkasernen sind passé. DAS ist das Problem, dass das System sich daran nicht anpasst in welcher Atmosphäre und Struktur Kinder am besten Lernen können, sondern weiterhin althergebrachte Methoden angewendet werden. Ich sag nur  – nach Skandinavien schauen – und das Schulsystem reformieren!!! Alle ins Gymnasium oder alle in die neue Mittelschule ist keine Lösung, schon gar nicht für die "Schichten – und Klassen-argumentierer". An Schichten und Klassen ist nicht das Bildungssystem "schuld", es fungiert höchstens als Erfüllungsgehilfe politischer/wirtschaftlicher Ziele. Wie gesagt: Die Leidtragenden sind die Kinder, die "müssen" ja und werden nach belieben herumgeschoben.

  4.  *lach* Also Eignungsprüfungen für Politiker gibt es schon und werden in der ÖH und allen möglichen und unmöglichen Verbindungen, Burschenschaften und sonstigen Bünden abgelegt.

  5. statt gymnasien abzuschaffen 40 jahre zurück zu aufnahmetests. zukunft aus tradition, jawohl.

  6. Jetzt schlägts gleich Dreizehn, auch die Lehrerin meines Sohnes flüsterte schon vor 25 Jahren (!) ihrem Schuldirektor ins Ohr, dass sie eh viele Eltern davon überzeugt hat, ihre Kinder in der Hauptschule einschreiben zu lassen.Big brother watching you, jedenfalls hab ich das mitgehört so wahr ich da sitze. Zum Glück bin ich ihrem Rat bei meinem Kind nicht gefolgt.

  7. So wie unser System derzeit arbeitet würde dieser unoriginelle Schritt rückwärts auch keinen größeren Schaden anrichten als die derzeitige Aufnahmepraxis. Vor allem in unserem Land schaffen zwar so gut wie alle die das wollen, das Notenlimit für eine Aufnahme ins Gymnasium man haltet aber eisern die Plätze so knapp, dass nur mehr die mit den allerbesten Noten und Beziehungen reinkommen. Bei einer Aufnahmsprüfung wärs ähnlich, schaffen würden sie viele, aber Plätze werden dann wieder nur an die mit der höchsten Punktezahl vergeben. – Und was sagt die schon aus?

    Solang der Staat glaubt 10jährige Kinder unbedingt auslesen zu müssen gehen alle Schritte im Ausleseverfahren an einer den Menschen dienenden Lösung vorbei. Egal ob vorwärts oder rückwärts. 

  8. Gemeinsame demokratische Schule bis zum Ende der Schulpflicht, wahlweise ganztägig. Förderung und Unterstützung von Anfang an, kleinere Klassen, später Kurssysteme und freier Unterricht. Dafür muss man in Schulgebäude und technische Infrastruktur investieren. Mindestens ebenso wichtig: Unterstützung an die Schulen, Sozialarbeiter und Psychologen. Danach: Gymnasien als Vorbereitung auf Uni und Berufsschulen stärken, duale Ausbildung und offene Unis. Auch Lehrer/innen brauchen Raum: Mehr Zeit an der Schule gern, aber nicht in der Legebatterie Lehrerzimmer.

     

    Was des alles kostet? Eine schlappe Bankenrettung jedenfalls mehr … und wie viel uns unsere Zukunft wohl wert ist?

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