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Reden wir über Gerechtigkeit

Sittenbild Österreichs im Juli 2012 – die Zeitungen sind voll von Berichten über politische Skandale und Verbrechen, nahezu jeden Tag werden neue Verfahren anhängig. Ob Strasser, Grasser oder Graf – um hier nur die prominentesten Namen zu nennen – die Herrschaften laufen allesamt frei herum, lassen sich von den besten Anwälten vertreten und verweisen selbstgefällig grinsend – worauf? – BINGO: Auf die Unschuldsvermutung natürlich!

 

Innsbruck, Landesgericht im Juli 2012. Ein 49-jähriger Mann steht vor Gericht, er hat mehrere Opferstöcke geplündert und dabei insgesamt 160 Euro erbeutet. Ein schräger, sogar irgendwie sympathischer Zeitgenosse, als Beruf gibt er „freiberuflicher Wochenendgestalter“ an. Er habe eben kein Geld gehabt und sich nicht zu helfen gewusst. Nach etwa einstündiger Verhandlung ergeht als Urteil „schwerer gewerbsmäßiger Diebstahl“ und das Strafmaß von zwei Jahren.

 

Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat und daher gilt die Gleichheit der BürgerInnen vor dem Gesetz. Einige verdienen Millionenbeträge für wenige Seiten umfassende „Gutachten“ und nicht näher benannte „Beratungsleistungen“ – Geld aus der Steuerkasse oder von staatsnahen Betrieben. Sie sind gut vernetzt und wissen genau, nach welchen Regeln dieses einträgliche Spiel abläuft. Andere klauen ein paar Euro aus dem Opferstock – vielleicht weil sie hungrig sind und zu stolz zum Betteln? Sie kennen die Spielregeln nicht oder haben ganz einfach sehr schlechte Karten, können sich keinen teuren Anwalt leisten und scheiden aus. Fazit: Die einen spielen und den anderen wird übel mitgespielt.

 

Link

www.tt.com/Tirol/5152276-2/zwei-jahre-haft-f%C3%BCr-ein-paar-euro.csp

Andreas Wiesinger

2 Comments

  1. Zum Glück gibts die Unschuldvermutung, sonst müsst ich ob der Verleugnungen gegen meine Person auch schon im Gefängnis schmoren – und das ist echt nicht witzig.

    Dass die Gerichte unsereins, wenn eine Straftat gegen Kapital, Staat oder kirchliche Institutionen besteht, im schnellverfahren aburteilt, ist altbekannt, und traurig.

    Je mehr Geld man hat, desto bessergestellt ist man, ob nun bei der Gesundheitsvorsorge, bei der Qualität von Essen und Wohnen, dem sozialem Status oder eben vor Gericht.

    Schlussendlich muss man, wenn man über Gerechtigkeit redet immer auf die Grundlegenden Dinge zu sprechen kommen, nämlich Geld und Gemeingüter (Land, Wasser, Luft, Essen…)

     

  2. ich bin zwar nicht mehr bei dem Verein, aber sollte das Geld im Opferstock nicht sowieso den Armen und Bedürftigen gespendet werden. Sicher sollte er es nicht klauen, aber diese Strafe ist viel zu hoch: Hätte er stattdessen Wehrlose attackiert und verletzt, hätte er viel weniger bekommen …

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