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Nie mehr Schule?

Wenige Tage vor Ferienbeginn erreicht uns eine erschreckende Nachricht: Mehr als 300 Hauptschüler(innen) können trotz guten Noten im Herbst keine weiterführende Schule besuchen. Die Begründung: Es gibt in Tirol einfach zu wenige weiterführende Schulen.

 

Es hört sich an wie ein schlechter Witz: In Sonntagsreden betonen Politiker(innen) aller Couleurs gebetsmühlenartig den hohen Wert der Bildung. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus: Bildungsreformen werden zwar eifrig diskutiert, allerdings nur in Trippelschritten umgesetzt. Die Koalitionsparteien liegen mit ihren Konzepten einfach zu weit auseinander. Statt in Bildungseinrichtungen investieren sie unser Steuergeld lieber in Tunnelbau und Bankensanierungen.

 

Tirol liegt sowohl beim Anteil der MaturantInnen als auch bei der Studierendenzahlen (weit) unter dem Bundesschnitt. Noch immer gilt Bildungsfeindlichkeit hierzulande in manchen Kreisen fast als Charakterstärke – wer zu viel weiß oder wissen möchte, könnte ja unbequeme Fragen stellen.

 

Alle Jahre wieder

Die fehlenden Schulplätze sind übrigens nichts Neues, sondern beschäftigen die Tiroler Politik seit Jahren. Das beginnt mit dem Run auf die Gymnasien – wofür dann oft schon ein "Zweier" im Volksschulzeugnis ein Ausschlussgrund sein kann. Und die Hauptschulabsolvent(inn)en werden eben ins "Poly" abgeschoben: HAK und HTL können sich ihre Schüler(innen) längst aussuchen. 

 

Dem ÖVP-Bildungssprecher LA Franz Berger fällt dazu folgender schöner Satz ein: „Wie am freien Markt orientiert sich auch bei der Bildung das Angebot an der Nachfrage.“ Na dann: Geiz ist geil und ohne Geld ka Musi …

Andreas Wiesinger

One Comment

  1. danke für den artikel!

    Ad Hrn. Berger: er ist leider nicht der einzige, der den modus der "freien wirtschaft" auch im schulwesen wiederfindet. Frau/mann beachte die derzeitige bildungsdiskussion, die sich wie so oft wieder nur um ein paar blind herausgefischte bildungswesendefizite-symptome dreht. Das wankelmütige hick-hack um die sitzenbleiberei entspringt mE nämlich wieder nur einem finanziellen kalkül und geht an einem grundlegenden ansichtswandel vorbei. Nebenbei: die vorgesetzten im oft genannten "späteren berufsleben", die befinden, dass jemand  wegen manchem defizit das arbeitspensum eines ganzen jahres wiederholen muss, möchte ich erleben!

    Es erschreckt mich zunehmend, wie gelegentlich selbst erklärte, liberale intellektuelle die schulausbildung im allgemeinen sehen: Ein teststreckenlauf, bei dem input gegeben und output "objektiv" gemessen wird – wer auf der strecke bleibt, entscheiden zwar qualifizierte subjekte, jedoch keine hellseher. Ein paradigmenwechsel im menschenbild täte not. Solange das augenmerk auf leistung fast nur auf ihr fehlen fällt, werden natürlich viele zu kurz kommen und den "anforderungen" niemals genügen können. Beurteiler müssen mehr zu förderern werden!

    Es verhält sich wie so manches mal bei unsrer exekutive: zur stelle, wo etwas falsch gemacht wurde, aber von direkter konstruktivität wenig spur.

    Damit ich konstruktivität zeige: Wenn bildung schon wirtschaftlich gesteuert werden solle, dann müssten bildungspatente eingeführt werden. Die bildungseinrichtungen erhielten demnach von den späteren arbeitsgebern der absolventen zahlungen für deren kompetenz – nicht mein wunschgedanke und sicher schwierig zu realisieren, aber wenn schon denn schon.

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