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Neulich am Marktplatz oder eben Fischmarkt

„Vorsicht, liebe Fahrradkommilitonen und -innen, der Wachhund am Fischmarkt beißt!“ Sollte am Marktplatz stehen, statt wie sonst üblich das freundliche Cammerlander-Schild „Bitte langsam!“, das jeder versteht und an das sich die meisten halten.

Fahre ich mit dem Fahrrad wie seit eh und je am Cammerlander vorbei – Schrittempo versteht sich, denn es waren viele Touristen unterwegs. Ich schlängele mich also zunächst durch den Fischmarkt (der Hamburger Gott allein weiß, wieso der jedes Jahr da sein muss), komme zum Cammerlander-Vorplatz. Vor mir drei weitere unmutige Fahradfahrende.

Hinter mir schreit jemand. Nichts ungewöhnliches, denke ich und setze den Fischparcours fort. Schreit nochmal jemand. Eine Männerstimme. Aggressiv. Nichts wie nach Hause, denke ich, die Hamburg-Fans beim Bierverkosten vermutlich.

Weitergeschlängelt. „He, absteigen, hab i gsagt!!“ brüllt es noch ein stimmbrechendes Ätzelchen lauter, da wende ich doch den Kopf. Wenn mit Fahrradfahrenden gebrüllt wird, muss ich mich einmischen. Da steht er vor mir: Klein, beeindruckend rot im Gesicht und in Uniform. Kein Polizist, registriere ich schnell, und lege den frecheren Tonfall ein.

Was er so schreie, will ich gerade fragen, da kommt die Antwort mit zweiundsiebzig Dezibel: „Bisch du derisch?“ Ich antworte – zugegebenermaßen nicht sehr befriedend: „Nein, aber wenn jemand so an Ton anlegt, reagier i nit drauf.“ „Du sollsch absteigen, hab i gsagt. Und zwar sofort!“

Da konfrontiere ich ihn mit seiner unglückseligen Art, zu kommunizieren, damit, dass hier eine Durchfahrerlaubnis herrscht, dass es keinen Grund gäbe, so zu brüllen und überhaupt mit meiner ganzen Wut auf die ewige Radfahr-Begrenzer-und-Beschimpferei, speziell in der Innenstadt.

Für alle mit lebendiger Fantasie: Wir haben nicht geschlägert, den Konflikt mäßig zivilisiert beendet (das eine oder andere Schimpfwort war wohl gefallen), dann hab ich mich aus dem Staub gemacht. Unprofessionelle in Uniform können mit Waffen ja bekanntlich nicht umgehen.

von ELISABETH KRISTA
 

2 Comments

  1. Tja, leider überrascht mich die Geschichte kaum. Das ist nur ein Symptom eines größeren Problems.

    Seit der Öffnung der Einbahn Herzog-Siegmund-Ufer für den Radverkehr ist der Marktplatz das offizielle Verbindungsstück zwischen dem (vom Land Tirol auf der ganzen Strecke beschilderten) Innradweg R1 Pfunds–Ottoburg und dem R2 Ottoburg–Kufstein/Deutschland. Dann taucht ein Markt auf. Und man richtet nicht nur keine Umleitungsstrecke ein (was durchaus sinnvoll wäre, denn wenn man den Marktplatz meiden will, gibt es in Fahrtrichtung Kufstein vom Eck Herzog-Siegmund-Ufer aus derzeit keinerlei legale Möglichkeit, ohne Schiebestrecke zum R2 zu gelangen), sondern man erbarmt sich nicht einmal, die Situation am R1/R2 und den Zulaufstrecken wenigstens mit Hinweistafeln zu erklären.

    Ich kapier es einfach nicht. Wir haben eine grüne Regierungsbeteiligung im relevanten Ressort und im Gegensatz zu dem Aufwand, der bei Straßensperrungen zur Umleitung von Autofahrenden betrieben wird, würden entsprechende Maßnahmen für Radfahrende praktisch nichts kosten. Der Radverkehr interessiert einfach immer noch niemanden.

    • sehr guter Punkt – besonders im Vergleich mit den Autoumleitungen (die jedoch obwohl aufwändig sehr schleißig und unübersichtlich sind – siehe Amraserstraße)

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