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Neue Politik oder: Verlässlichkeit für viele Jahre

Ein Gespenst geht um in Innsbruck, nein warte, das war was komplett anderes. Eher gespenstelt es in der Provinnz. Herumgeistern tut da nämlich einer, einer von der neuen frischen Sorte Politiker. Nach dem Motto: Politik für die Leit und mit die Leit, nit gegen die Leit. So einer der die Probleme kennt, mit Handschlagqualität alles angeht und der weiß, wo der Schuh drückt. Dr. Christoph Platzgummer, der neue Traumprinz von Innsbrucks rechtsrechten Konservativen.
Sozusagen der Messias der männlichen, mittdreißiger Mittelstandsintellektuellen. Einer, der mal wirklich was bewegt. Doch genau an dieser Stelle dürfte man sich eigentlich zu fragen anfangen, was bewegt er denn, was bewegt ihn denn und was bewegte er denn schon?
Verlässlich oder vergesslich?
Der neue Saubermann, der Aufputzer und Straßenkehrer in Innsbruck ist nämlich im Grunde genommen ein ganz toller Hecht. Soviel weiße Weste wie der Platzgummer hat, das kann schon mal zu einem enormen Blendeffekt führen. Am besten lässt sich das „Zukunftssignal“ Platzgummer ja ohnehin dadurch beschreiben, was er die letzten drei Jahre, für ihn sehr schwierige Jahre wie er sagt, getan hat.
Platzgummer schied nach dem Skandal bei der Euro08, wo auf einmal circa 1 Million Euro ins Nirgendwo verschwunden waren, „für immer“ aus der Stadtpolitik aus und auf die Frage, ob er 2012 als Bürgermeister antreten werde, bezeugte der Mann mit Handschlagqualität: „Das können Sie verlässlich ausschließen“. Es war dem jetzigen Bürgermeisterkandidaten auch nicht zu blöd seine angebliche Verlässlichkeit in Riesenlettern in der gesamten Stadt zu plakatieren.

 

Linktipp: www.youtube.com/watch

Nicht uninteressant ist auch, was der Verlässliche die letzten drei Jahre so angestellt hat. Nachdem Günther Platter seinen Freund und Weggefährten ja nicht einfach so im Regen stehen lassen konnte, wurde schnurstracks ein neues Büro im Landhaus, besser gesagt im Büro des Landeshauptmannes, eingerichtet, das sogenannte Zukunftsbüro. Platzgummer war also gut geparkt, für den Landeshauptmann jederzeit zu erreichen, war der Jurist nun Leiter eines Büros, dessen Aufgaben unbekannt bis unklar waren und dessen Tätigkeit ebenso jeglicher Nachvollziehbarkeit entbehren. Ebenso entbehrlich schien dieses Platzgummer-Zukunfts-Büro auch zu sein, sobald man einen anderen, lukrativeren Posten im Land für den „aus-dem-Hut-Zauber-Hasen“ Platzgummer finden konnte.
Verlässlich – für Schwarzblau
Dass Platzgummer aber an und für sich nicht die Speerspitze einer liberalen, weltoffenen und zukunftsweisenden Politik darstellt, ist noch viel interessanter. So war es dem damaligen Magistratsdirektor 2005 schlichtweg unmöglich, interessierten BürgerInnen Einsicht in die Entnazifizierungsakten der Stadt zu gewähren. Auch im Zusammenhang mit dem Bau des PEMA-Towers in der Bruneckerstraße kamen einige Ungereimtheiten zu Tage. Da stand der Verdacht im Raum, Platzgummer hätte die Vergabe des Baus an die Pema-Gruppe forciert und andere MitbewerberInnen von vornherein ausgeschlossen. Da sich der Verdacht auf Freunderlwirtschaft nicht erhärten lässt, gilt auch hier die Unschuldsvermutung.
Zu guter Letzt ist noch festzustellen, dass der Mann während des gesamten Wahlkampfes kaum ein klares Wörtchen über seine „Zukunftsvisionen“ für die Stadt gesprochen hat. Platzgummer kann man eigentlich nicht an seinen Forderungen oder an seinem Wahlkampf festlegen – dieser ist nämlich die reinste inhaltsleere Phrasendrescherei. Einzig und allein seine Vergangenheit lässt Rückschlüsse auf die Inhalte des angeblich so „konstruktiven“ Platzgummer ziehen.
Platzgummer war es, der damals zum ersten Mal mit einem Wachorgan der Stadt, der heutigen Mobilen ÜberwachungsGruppe, liebäugelte. Eine Stadtpolizei, die mit der Verfassung kaum vereinbar ist. Platzgummer ist es, der von Schutzzonen angefangen bis hin zu Videoüberwachung die „Hochsicherheitszone Innsbruck“ forciert. Und Platzgummer schließt sie bis zum heutgen Tag nicht aus: Eine schwarzblaue Stadtregierung mit der „Marokkaner-stehlenden“ FPÖ unter August Penz. Zwischen Wahlpropaganda und wirklicher Politik zu unterscheiden, sollte mündigen Menschen jedenfalls möglich sein.

Luca Tschiderer

24 Comments

    • Interessant dass du das ansprichst, die Jusos scheinen mit dem Platzgummer-Bashing und der damit einhergehenden indirekten Aufforderung, die Oppitz-Plörer zu wählen, auch eine Kehrtwendung zu machen: http://tinyurl.com/bwru34f

      Zitat:
      "Die Vorgehensweise der Konservativen im Zusammenhang mit der Wahl von Christine Oppitz-Plörer zur neuen Innsbrucker Bürgermeisterin ist an Scheinheiligkeit nicht nur kaum zu überbieten, sondern als Schlag in das Gesicht eines/einer jeden zu interpretieren, der für sich beansprucht ein aufgeklärtes, modernes Weltbild zu haben…"

      "…
      Sackerln mit Oppitz-Plörers Konterfei werden zum Anlass des Weltfrauentags verteilt und hier möchte ich noch einmal allen Gemeinderäte vor Augen führen wen sie da am Montag zur neuen Bürgermeisterin wählen wollen…"

      • Lieber Marcel,

        ich kann echt nichts dafür, dass die ÖVP Innsbruck einen noch unwählbareren Kandidaten aufstellt. glaube mir, ich gehe in diese Wahl mit dem Motto: Schlimmeres verhindern.

        nein wirklich, selten werde ich mich dazu entscheiden etwas zu wählen was für mich ungangbar ist. in diesem falle aber leider schon…

  1. Freut mich, wenn dir unsere provi-Artikel so gefallen, Paul – Du bist ja von COP inzwischen so begeistert, dass du den für sie ausgefüllten Stimmzettel auf deinem Facebook-Profil veröffentlichst … GEMMAS AN – FÜR INNSBRUCK!

  2. Hm, ich weiß nicht, ob ein kritischer Artikel über den einen Kandidaten schon einer indirekten Wahlempfehlung für die andere Kandidatin gleichkommt. Keine Ahnung, vielleicht schreibt der Luca morgen dann einen Oppitz-Plörer-kritischen Artikel – fände ich auch okay. Persönlich gehe ich sicher wählen, wahrscheinlich werde ich auch (ohne große Begeisterung) ein Kreuzchen machen. Aber meinen ausgefüllten Stimmzettel werde ich nicht fotografieren und "teilen" – no way! 

  3. sauber sag i.  aber ein bissi bist der övp propaganda auch auf den leim gegangen:

    du schreibst:  "…  Sozusagen der Messias der männlichen, mittdreißiger Mittelstandsintellektuellen…." das haut mit geburtsjahr 1951 nicht mehr ganz hin…  

    wie man sich täuschen kann: der platter ist drei jahre jünger…..

     

      • Wie kommst du auf den abstrusen Gedanken, dass ein "Messias der männlichen, mittdreißiger Mittelstandsintellektuellen" ein bestimmtes Alter haben muss? Und wie kommt man überhaupt dazu Platzgummer als Mittelstandsintellektuellen zu bezeichnen? Was soll das überhaupt sein?

        • Sinnverstehendes Lesen lernen, ganz dringend!

           

          Mit "männlichen, mittdreißiger Mittelstandsintellektuellen" sind die Platzgummer – Fans gemeint, nicht Platzgummer. Mittelstandsintellektuellen bedeutet, dass sich diese Menschen in ihrem geistigen Horizont privilegiert fühlen, also "zu intelligent", wie es ein österreichischer Finanzminister einmal ausdrückte.

          Messias bedeutet Retter, Heilsbringer, und das bezieht sich auf den Platzi.

          Dass die Platzgummer – Fans auf Mitte 30 beziffert wurden, ist ein stilistisch Mittel und nicht wörtlich zu nehmen, bitte!

          • Mir ist schon klar, dass mit männlichem, mittdreißiger Mittelstandsintellektuellen nicht Platzgummer gemeint ist. Meine Frage richtete sich an  m&m.  Der Begriff "Intellektueller" ist  übrigens grundsätzlich von der soziologischen Kategorie der Intelligenz zu unterscheiden. 

            Im Übrigen habe ich nie nach der Definition von Messias gefragt. Schlagen Sie in einschlägiger Literatur ausserdem den Begriff "stilisitsches Mittel" nach – könnte durchaus ihren Horizont erweitern. Schulmeistern Sie bitte nur, wenn sie auch wissen, wovon sie reden.

  4. Ich für meinen Teil lese aus diesem Beitrag nur die rote, und aus den Kommentaren,  die grüne Verzweiflung, bitte, bitte auch mitregieren zu dürfen, heraus. Widerlich, wie jetzt plötzlich alle für die schwarze Bürgermeisterin werben, indem auf den anderen Schwarzen gehauen wird. Auch verstehe ich nicht, wie es passieren konnte, das Rot und Grün in Bezug auf die hetzerischen Blau-Plakate schweigen konnten, um der FPÖ keinen Raum und damit keine (Wahl)Stimmen, wie spekuliert wurde, zuzuschanzen. Jetzt ist diese "Strategie" vergessen und alle hauen auf den Platzgummer, der, wie ebenfalls spekuliert werden könnte, dadurch meh Raum und (Wahl)Stimmen erhalten könnte. Aber vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit, das zu verstehen.

    • beißhemmung

       

      1. auf frauen zu hauen: da hab ich genetisch bedingte und anerzogene beißhemmung.

      2. nächstes jahr sind landtagswahlen und innsbruck hängt voll mit platterplakaten. 

      warum sich in dieser situation die grünen nicht einmischen und die kurze strophe mit frau OP gegen  die jagdgesellschaft im landhaus mitsingen (können oder wollen), versteh ich ÜBERHAUPT NICHT. die junge övp plakatiert frau oppitz-plörer als alten, stinkenden turnpatschen. ist da nicht einmal mehr der frauensolidaritätsreflex am leben, wenn die schwarze buberlpartie mit der weiberwirtschaft aufräumen will?

      für alle, die doch eine strophe mitsingen wollen, hier der text:  "Wenn Günstlingswirtschaft einen Namen hat, dann Platter und Platzgummer"

      warum die textdichterin den text gedichtet hat und welche strategischen spielchen dahinterstecken, ist zweitrangig. hauptsache er ist stimmig  und wird laut gesungen.

  5. das mit den "männlichen, mittdreißiger Mittelstandsintellektuellen" finde ich ohnehin ein bisschen ungeschickt formuliert. weil dazu zähl ich mich und teile meiner umgebung (und eigentlich sogar den wiese *fg*) dazu, und da hält sich die begeisterung für PG doch sehr in grenzen.

     

    wenn schon "kampfbegriff", hätte "leistungsträger" besser gepasst, weil die, die sich von diesem vp-schlagwort angesprochen und vertreten fühlen, sprechen mMn viel mehr auf PG an als "mittelstandsintellektuelle", die gelegentlich ein buch in der hand haben oder die süddeutsche online lesen.

     

    in wirklichkeit ist die "neue politik" von PG aber ohnehin nur ein Aufräumen mit der Weiberwirtschaft, nach dem sich geschiedene CVler und paar andere Verknöcherte sehnen, die Ibk als viel zu weichgespült wahrnehmen, weil eine blonde Frau von der Stadthomepage lacht

  6. Ich muss zugestehen, dass ich den Artikel ein zweites mal durchlesen musste, um zu erkennen, dass es im Artikel ja gar nicht, oder zumindest nur nebensächlich um die Person Platzgummer geht, sondern um das leidige Thema Mann-Frau. Ich verspreche euch aber, dass ich schleunigst einen Sinnerrfassend-Lesen-Kurs bei Herrn Penz belegen werde:)

    Bezüglich MÜG bin ich mir selbst nicht sicher, wer schlimmer ist: Der Erfinder/Befürworter der MÜG oder diejenige, die deren Kompetenzen erweitern will.

     

  7. Und jetzt?

    Muss ich über Plörer und Pleifer nachdenken.

    So manche Empfehlung geht nach hinten los.

    Jetzt MUSS ich Platzgummer wählen.

    Es sei denn, hier klärt mich endlich eine/r darüber auf, weshalb ihn Zach wirklich zum Rücktritt gezwungen hat.

    Und komme mir keine/r mit den paar Hunderttausend Euro, die fehlen. Weil dann hör ich schon wieder das Gewinsel vom armen Hl. Norbert.

    • Lieber Hans!

      Ich kann Dir leider nicht sagen, warum Platzgummer zurückgetreten ist, möchte Dir aber eine Frage stellen. Sind die Äußerungen von Norbert Pleifer wirklich so wichtig, dass man Platzgummer wählen MUSS? Mich hat er überhaupt nicht überzeugt. Er hat einen ausgesprochen unfairen Wahlkampf geführt ("ihr neuer Bürgermeister mit Kompetenz" – was impliziert, dass Oppitz Plörer inkompetent sei). Und er hat sich nun wirklich ein paar Mal umgedreht oder? "ich komme nicht in die Politik zurück". Wenn ich nicht Bürgermeister werde, fungiere ich als einfacher Gemeinderat usw….

       

      Also ich kann da weder einen wirklichen Gestaltungswillen, noch Kompetenz entdecken.

      Fr. Oppitz ist vielleicht nicht das gelbe vom Ei, hat ihre Sache aber nicht schlecht gemacht, finde ich….

       

       

       

       

  8. Platzgummer wählen wird immer noch schöner :). Ich mach mit Freude am Sonntag ein Kreuzerl neben seinem Namen, genau so wie vor zwei Wochen.

  9. PLATZGUMMER als GESPENST zu bezeichnen, ist vielleicht vermessen, aber politisch auf den Geist ging er wohl vielen. Baba, Platzi gummi

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