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Nach der Wahl ist vor der Werbung

Was, schon wieder ein Jahr vorbei?? – Nein, nur eine Wahl…
Man könnte ja wirklich meinen, es reicht langsam mit der Wahlwerbung.

Und ich stimme diesen politverdrossenen Grundtenor jetzt nicht aus gegebenem Anlass an. Ende Mai blickt uns nur der ein oder andere HC Wähler heischend mit seinen kruppstahlblauen Augen an, umringt nicht von einer wehenden Österreichfahne sondern zur Abwechslung einmal von vier Jugendlichen. Wie viel er von Gleichberechtigung hält, zeigt das Geschlechterverhältnis von drei „Madln“ zu einem „Buam“. Darauf, wie das mit dem Slogan „Mit ihm kommt Österreich zuerst“ zusammenhängt, will ich hier nicht eingehen.

Fakt ist, dass Innsbruck und ganz Österreich bald wieder zum botanischen Freiluftgehege des Wahlwerbedschungels wird – dann nämlich, wenn im Sommer wieder der Kampf um die kostenintensivste und optisch anspruchsloseste Entladung von Steuergeld in Druckertinte über uns hereinbricht.

Dabei sind wir alle selbst schuld an dem Elend: In der heutigen Zeit, wo viele schon mit Kopfweh vor der Aufgabe stehen, einen Busfahrplan zu lesen (den IVB–Anzeigetafeln sei Dank), verwundert es kaum, wenn die sträflich vernachlässigte Informationspflicht zur Unterstützung des leidgeplagten Bürgers durch eben solche Hilfsmittelchen frei Haus geliefert wird. Wer übersieht schon ein 5×3–Meter–Plakat an der Auffahrt Innsbruck West (? Bitte zwecks Nachhilfe bei mir melden. Gute Entlohnung!)?

Ich will hier keine Zahlen nennen – erstens weiß ich sie nicht auswendig und zweitens wären sie verstörend – aber investierte man das Auftragsvolumen aller Großparteien in ein soziales Projekt, dann könnte Österreich auf eigene Faust und mit einem Schlag den Welthunger besiegen, die Wale retten und Nemo finden!

Aber abseits der Utopie vom (plakat)freien Land bleibt mir nur das Druckmittel des antiken Proletariats: meine Stimme. Und die werde ich nicht der Partei geben, die am besten meine Meinung vertritt, sondern der, die mich am wenigsten belästigt. Aus Protest.

Text und Foto: Rita-Maria Neyer

3 Comments

  1. Hach, die leidige Aussage: "Was könnten wir doch alles mit der Kohle machen".

    Mit Verlaub, aber es gibt wirklich andere, viel essenzieller Dinge auf die wir verzichten könnten bzw. deren Mittel anders investiert werden könnten (um den Korruptionssumpf und das darin versiefte Geld nur mal exemplarisch am Rande anzuführen).

    Wahlwerbung hingegen verfolgt wenigstens eine Absicht, auch wenn diese nicht immer edel ist. Aber letztendlich soll sie den WählerInnen die Möglichkeit geben sich zu informieren bzw. informiert werden.

    Um aber die angesprochene Flut an Werbung zu verhindern, sollte für alle zur Wahl zugelassenen Parteien das gleiche Werbebudget zu Verfügung stehen. Auch wenn das, bis dato, ein Wunschtraum ist.

  2. Du widersprichst dir, Ig(e)l, auf "andere, viel essenzieller Dinge " können/wollen wir nicht verzichten: essenziell heißt eben "notwendig, wesentlich". Der Informationswert der Wahlwerbung tendiert gegen Null, die politische Werbung hat Kleinkindniveau – schau, wir schenken dir einen Lutscher, wählst uns brav  …

    All das finanziert aus STEUERGELD während man den Sozial- und Bildungssektor systematisch kaputtspart. Ich machs jedenfalls wie die Verfasserin und wähle nur die Partei(en), deren Wahlwerbung am wenigsten vorkommt.

  3. du kannst eh zahlen nennen, dank erhöhung der parteienförderung werden innerhalb einer legistlaturperiode ca. eine runde MILLIARDE € in Parteienförderung investiert (Länder und Bundeebenen zusammengerechnet)

    kein staat in europa gibt in relation so viel für seine parteien aus!

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