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Ich bin keine Lehrerin!

Jetzt wird es also aller Wahrscheinlichkeit nach im Herbst, nach der NR Wahl beschlossen – das neue Dienstrecht. Und sie können nicht umhin, das als großen Sieg über die "Betonierergewerkschaft" zu verkünden. Aber was wurde mit dem neuen Lehrerdienstrecht wirklich erreicht?

– es ist NICHT der große Wurf, um im Bildungssystem was zu verändern.

– es wird Österreich bei der vielzitierten Pisa Studie nicht weiter voranbringen.

– es wird nicht ein einziges Kind besser lesen oder rechnen können nach Schulabschluss.

– die soziale Kompetenz der Kinder wird sich nicht verbessern.

– die Unterrichtsqualität wird nicht besser werden.

Stattdessen

– wurde eine Gewerkschaft geschwächt, was allen anderen "normalen" Gewerkschaftsvertretern, in nicht so organisierten Berufssparten, in Zukunft auf den Kopf fallen wird. Die Aufkündigung der Sozialpartnerschaft ist nur mehr eine Frage der Zeit.

– wurde heftigst polemisiert und gegen die "faule" Lehrerschaft gehetzt.

Wie gesagt – ich bin keine Lehrerin, aber meine Frau. Und meine Frau ist eine engagierte, begeisterte Lehrerin, die an der gesamten Berichterstattung über die Lehrerschaft langsam verzweifelt.

Im Endeffekt sollte ein Ziel erreicht werden. Die bestmögliche Bildung für die Kinder in diesem Land. Mit dem neuen Dienstrecht wurde in diese Richtung gar nichts unternommen, und viel viel Porzellan zerschlagen. Die Bildungspolitik besteht nur mehr aus Schlagworten und ideologischen Parolen.

Hauptsache es wurde ein Sieg gegen die böse Lehrergewerkschaft errungen. 

GABRIELE SCHIFFER

4 Comments

  1. ich bin auch keine lehrerin, eine große verfechterin der gewerkschaften – aber für mich hat dieser text einen denkfehler: denn natürlich macht das neue lehrerdienstrecht nicht das bildungssystem besser, verbessert es nicht die bildungschancen von schülern aus sozial schwächeren familien, krempelt nicht ein starres, gewachsenes unterrichtssystem um – denn es geht ja um das dienstrecht. also um die bezahlung der lehrer. und die sollte reformiert, modernisiert, angepasst werden (z.b. höhere einstiegsgehälter aber flachere lebensverdienstkurve, auch die ungleiche entlohnung von HS-, NMS- und AHS-lehrern beenden).

    und wenn man beobachtet, wie da vor allem die ahs-lehrer ihre priviegien verteidigen – dann ist das für mich der beste beweis, dass das dienstrecht überarbeitet gehört. der trick, zu dem die regierung dafür greifen musste, ist wirklich ein tabubruch. aber anders hat es offenbar gegen diese gewerkschaft – die meiner meinung nach den lehrern keinen guten dienst erweist – nicht funktioniert. leider.
     

  2. ich denke, dass es nicht reicht, sich ständig zu wehren, die Ferien und Feiertage zu verteidigen und zusätzliche Arbeitsstunden abzuschmettern. leider ist es das, was man von der Gewerkschaft hört. man sollte sich auch als Gewerkschaft kritisch mit der Berufsgruppe auseinandersetzen, die man vertritt. ich als Kindergartenpädagogin wäre froh um eine starke Gewerkschaft, denn uns hat man mit dem neuen Kindergartenrecht auch ganz schön auf den Kopf gepinkelt. dennoch – wie im Kommentar gut geschrieben – es braucht Vereinfachung statt Verkomplizierung. das neue Dienstrecht ist typisch österreichisch – ein Flickerlteppich aus Interessen, Meinungen und Emotionen. schade.

  3. Danke für Ihre offenen und ehrlichen Zeilen! Ich glaube, es ist den meisten gar nicht bewusst, worum es im Kern wirklich geht: Neue Lehrerinnen und Lehrer sollen statt 20 nun 24 Stunden unterrichten, dafür gibt es eine moderate Erhöhung der Einstiegsgehälter. Allerdings steigen diese dann 12 Jahre nicht an. Jeder, der den Begriff "Inflation" kennt, kann sich ausrechnen, was das bedeutet: Mehrarbeit bei unterm Strich weniger Lohn und natürlich auch den Wegfall von tausenden Dienststellen.

    In Österreich scheint das Schimpfen auf die "faulen Lehrer" sozusagen Konsens zu sein. Nichts ist einfacher als gegen diese Berufsgruppe Stimmung zu machen, schließlich hat wohl jeder auch Lehrer gehabt, die sehtr streng und vielleicht ungerecht waren. Diejenigen, die sich für ihre Schüler einsetzen, sich immer Neues ausdenken und weit mehr als nur Unterricht "nach Vorschrift" machen, können diesen Neid und die Vorurteile nur schwer verkraften.

    Eigentlich ist es immer dasselbe: Man sucht sich eine Gruppe aus, der es angeblich zu gut geht (Eisenbahner, Arbeitslose, BeamtInnen) heizt dann die Stimmung an – echte Fakten sind ein Nachteil, besser mit Vorurteilen und Neidappellen – und schlachtet sie unter öffentlich. Band ist dann die nächste Gruppe dran, auf die man fröhlcih hinhauen kann. Das neue Dienstrecht wird kommen, das wollen Pröll und die Kronenzeitung. Die Schulen bleiben auf dem Standard des 19. Jahrhunderts, aber wenigstens werden die tollen Privilegien der Lehrer abgeschafft!

  4. Liebe Frau Schifferer – wenn Sie schon in Sieger und damit auch Verlierer differenzieren: verloren haben nicht die LehrerInnen, die Basis – PersonalvertreterInnen. Sondern die sog. „SpitzengewerkschaftlerInnen“ der LehrerInnen. Und diese sollten sich sicher so manches durch ihre Köpfe gehen lassen.

    So haben sie überhaupt nicht „überrissen“, welch letztlich negative Auswirkung die Zahl der medial vermittelten Verhandlungsrunden inklusive eingeladener/zugezogener MinisteInnen hat. Über 30 Verhandlungsrunden,auch mit BundesministerInnen – welch andere Gewerkschaft hat schon so was?

    Dazu noch eine „task force“ – mit der halben Bundesregierung.

    Sehr interessant: einer der Chefverhandler hat sich auf Urlaub befunden – nach meiner Erinnerung mußte deshalb dieses Kapitel verschoben werden. Normalerweise geht man halt bei so schwerwiegenden Verhandlungen eben später auf Urlaub oder man wird halt vertreten. So „normalerweise“.

    Die SpitzenverhandlerInnen der Lehrergewerkschaft sollten vielleicht auch zur Kenntnis nehmen, daß es neben ihnen auch andere wichtige, im Bildungsbereich tätige Berufsgruppen gibt – denen natürlich niemals eine solche „Verhandlungsprominenz“ zugebilligt wird: Kindergärtnerinnen, UniversitätsassistentInnen, ErwachsenenbildnerInnen usw.

     Wenn jetzt die zuständigen Dienstgeber – und auch die LehrerInnen aller

    Bereiche, inkl. der Unis – sind ja steuerbezahlte DienstnehmerInnen – ihren

    ja bestens verhandelten Vorschlag in Begutachtung schicken, dann ist das ihre Pflicht. Damit wird weder die Gewerkschaft geschwächt noch die Sozialpartnerschaft ausgehebelt.

     Mit besten Grüßen

    Lothar Müller  

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