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Hilfe! Die Deutschen kommen …

Ein Einblick in das Leben eines Deutschen in Innsbruck.

Als deutscher Student hat man es nicht sehr leicht in Innsbruck. Ein Ärger kommt bei den meisten auf, wenn sie über „die Deutschen“ reden. Die Deutschen machen alles teurer, die sparen sich nur die Studiengebühren und sein lästig. So einige Kritikpunkte kann ich sehr gut verstehen. Deutsche Touristen kann man wirklich aus 100 Metern Entfernung an der ausgebreiteten Karte und den Socken in den Sandalen erkennen. Auch die Unis sind überfüllt und die Immobilien- /Mietpreise sind viel zu hoch. Doch daran sind nicht die Deutschen schuld.

 

Ich komme aus Berlin, wo zurzeit eine ähnliche Stimmung herrscht. Alles wird teurer und schlechter durch die Touristen. Berliner AbiturientInnen (MaturantInnen) sind gezwungen ihrer Heimat zu verlassen um zu studieren. So etwas ruft schnell eine schlechte Stimmung hervor, doch ich bin für einen differenzierten Ansatz, auch in Innsbruck. Sicher, die Mieten sind viel zu teuer, aber ist das die Schuld der deutschen StudentInnen? Nein, auch diese bevorzugen billige Wohnungen, denn allein das Leben in Tirol ist sehr teuer.

 

Nun muss auch klar sein, dass auf einem begrenzten Markt mit der Nachfrage auch der Preis steigt, ob man so etwas toll findet oder nicht. Damit könnte man den anströmenden StudentInnen durchaus eine Mitschuld geben, außer man zieht in Betracht das es Aufgabe er Politik ist für genügend Wohnraum für alle zu sorgen. Wenn die Stadt Innsbruck mit einem Mietspiegel (ungefähr festgelegte Höhe der Mieten) und gehäuften billigen Wohnungsbau der Preisexplosion entgegen wirken würde, sähe vieles anders aus.

 

Die Unis sind viel zu voll, keine Frage. Aber ist auch das die Schuld der Deutschen? Wieder Nein, es ist abermals die Aufgabe der Politik für ein ordentliches Studium zu sorgen. Da Österreich in der EU ist, geht es gewisse Verpflichtungen ein und erhält aber auch Vorzüge. So darf jedeR EU-BürgerIn sich innerhalb der EU bewegen und niederlassen. Damit darf dann auch jedeR überall in der EU studieren. Somit dürfen auch Deutsche in Innsbruck studieren.

 

Gerade Tirol hat jedoch auch sehr viele Vorteile durch die EU. Die Bauern bekommen EU-Förderungen und der Tourismus wird durch einheitliche Währung und Reisefreiheit angelockt. Demnach sind es nicht die Studierenden die die Unis überfüllen, sondern die die nichts dagegen tun.

 

Deswegen bin ich für einen besseren Umgang miteinander. Rassismus und Nationalismus sollten im 21. Jahrhundert schon längst Vergangenheit seien. „Die Deutschen“ sind nicht schuld, genauso wenig wie „die Österreicher“. Letztendlich ist es die Verteilungspolitik die viele Probleme auslöst und die kann man nur ändern, indem man sein Kreuzchen bei der nächsten Wahl woanders setzt.

 

Text: Arthur Pohlit 

 

14 Comments

  1.  Schöner Beitrag, auch wenn ich selber nie mit den gleichen "Vorwürfen" konfrontiert worden bin. Aber es zeigt, dass man (egal in welchem Land man sich befindet) die Vor- und scheinbaren Nachteile von EU-Mitgliedschaft/Zuwanderung abwägen sollte und die Probleme, die man für sich erkennt, angreifen muss (s. politische Entscheidungen bei Wahlen). 

    Bei dem Wohnungsmarkt stimme ich dir zu, wobei dort vermutlich auch zwischen Stadtbild und Funktionalität abgewägt wird/werden muss (s. Tourismus).

    Die Internationalisierung der Uni bringt auch für die heimischen Studenten in sofern Vorteile, als dass internationale Studenten neue Perspektiven und Erfahrungen mitbringen, von denen im Unialltag profitiert werden kann. Dass die Unis überfüllt sind ist ja nicht zwingenderweise der Zuwanderung geschuldet, sondern der hohen Wertschätzung akademischer Titel, die Menschen geradezu dazu nötigt zu studieren (so auch in anderen Ländern). 

    Was den Tourismus angeht, habe ich nicht ganz verstanden, warum die an der Verteuerung Schuld sind. Immerhin lebt (nicht nur) Innsbruck von den Einnahmen aus dem Tourismus. Vielleicht kann mich da jemand aufklären. 

    Ich finde solche Beiträge bereichernd, weil sie neue Perspektiven öffnen, die einem sonst verschlossen blieben!

  2. In einer perfekten Welt wäre es die Aufgabe des Gemeinwesens, leistbaren Wohnraum zu schaffen und in hochqualitative(s) Bildungsniveau und -einrichtungen zu investieren. Auch wir in Österreich haben uns analog zu allen europäischen Staaten, vor gut 10 Jahren unter Schwarz-Blau, einer neoliberalen Agenda angschlossen, die zunehmend alles dem Markt überlasst und von unten nach oben verteilt. 

    Freilich haben deutsche Studenten keine Schuld am Innsbrucker Mietpreisniveau und auch nicht an den übervollen Hörsälen. Der immer größer werdende Neidreflex gegen Nichtösterreicher kommt von daher, dass das Lohnniveau stagniert, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Einkommenssteuerhöhe nach wie vor so hoch ist, als lebten wir in einem funktionierenden Wohlfahrtsstaat,  in dem Bildung eine der wichtigsten Agenden ist. 

    Abschließend ist zu sagen, dass Innsbruck von den vielen Studenten aus ganz Europa auf der einen Seite kulturell profitieren kann, auf der anderen Seite speziell von den Deutschen, weil sie sehr viel Geld für ein abgeschlossenes Studium in die Hand nehmen.

  3. wie immer, die menge machts. mittlerweile ist das norddeutsche idiom an der kleinen provinzuni ibk einfach überrepräsentiert. hinzu kommt eine gewisse penetranz und der übertriebene hang zu selbstdarstellung/präsentation, vermutlich "social-skills", die den deutschen in ihren großstadtgymnasien eingetrichtert werden,was von vielen österreichern aber einfach als überheblich, unhöflich und unsympathisch wahrgenommen wird.

  4. interessant finde ich, dass es in Deutschland genau andersrum ist: Da gibts schon fast einen ÖSI-Bonus,  Österreicher gelten dort allgemein als charmant und beliebt. In Wien ist es ähnlich: TirolerInnen sind dort gerne gesehen, umgekehrt lassen die Tiroler aber an Wien und den Wienern kaum ein gutes Haar …

     

    Mentalitätsunterschiede gibt es überall und das ist ja auch kein Problem, sondern macht auch die Buntheit der Welt aus. Problematisch sind allerdings alle, die durch den reinen "Neidreflex" (wie pat schreibt) andere abwerten und beschimpfen: "Bisch a Tiroler, bisch a Mensch" … ich denke, ihr wisst was ich meine.

    • nein, außer bayrische kleinstaatler usw. interessiert die abstammende nationalität nicht in 1. Linie. Sie macht  keine aussage darüber ob jemand gscheid oder deppert ist. ( oder sonstige für tiroler wichtige qualitäten) 
      wenn ein gast kommt, dann freut man sich auf den besuch und ist gegenseitig neugierig. in österreich ist es anders. am liebsten wäre es ihnen, die touristen schicken nur das geld und würden nicht wirklich kommen. dann könnten sie ungestöhrt in ihrer einöde weiterwursteln. leider funktioniert der traum nicht und die wirklichkeit stört. z. bsp. diese russen, überall sind sie und alles kaufen sie weg. da hat die baturina eine villa in kitzbühel gekauft – welcher österreicher hat sie den verkauft? überall schimpfen, sobald aber ein ausländer mit einem schein winkt, bücken sich die österreicher das man vom anus bis zur zum rachen schauen kann, ob sie darmverstopfung haben. sofort wird der bückling geübt und in den arsch gekrochen, das es am hals braune rosetten giebt.

      das macht sonst niemand in europa.

  5. "Bisch a Tiroler, bisch a Mensch" … ich denke, ihr wisst was ich meine.

     

    >> Diese obige Aussage bekommt jeder Tiroler (Achtung Stereotyp) scheinbar mit der Muttermilch übertragen und druckt es jedem bei jeder Gelegenheit ins Gesicht. Egal obs an Wiener, Bludenzer oder Rosenheimer bist.

    Und damit steht er in Punkto Präpotenz und Überheblichkeit keinen Deut besser da als derjenige auf den er ob dessen (deutscher) Arroganz schimpft.

    Nicht nur der gemeine fremde Student wird daher nicht mit offenen Armen empfangen.

    Einem Teil der Tiroler stinkts es doch tagtäglich als Bittsteller des Tourismus und der Touristen sein Geld (direkt als Gastgeber oder indirekt im Handel, Wintersport etc) zu verdienen. Und diese plärren des auch hinter vorgehaltener Hand aus. 

    Und wie vor zig Jahren in der Piefke-Saga steht er auch heutzutage allem Fremden sehr skeptisch gegenüber und würde sich am liebsten in seinem heimeligen Tirolerland zwischen Kufstein und dem Arlberg, zwischen Schützenumzügen und ApresSki-Aufriss eingraben und die Grenzen hochziehen. Fakt ist Tirol ist und wird nie ein Industriestandort sein, so dass man sich auf weitere xx-Jahre dem Tourismus verpflichtet.

    Ein wenig über den Tellerand schauen hilft meist, und sei es nur, zB das gehasste Deutschland auch mal nördlich von München zu entdecken. München ist in der Landkarte am ganz südlichen Ende angesiedelt.

    Wie sagte ein guter Kolleg treffend: "Kein Deutscher hat eine Meinung über Österreicher, aber jeder Österreicher hat eine Meinung zu Deutschen."

    •  Wenn ich mich richtig erinnere, hat es um die Jahrtausendwende tatsächlich von Seiten der Politik  Bestrebungen gegeben,  in das Inntal als Industrie- und Technologiestandort zu investieren. Diese Gelder wurden dann wegen der BSE-Krise umgewidmet.

    • "Wie sagte ein guter Kolleg treffend: "Kein Deutscher hat eine Meinung über Österreicher, aber jeder Österreicher hat eine Meinung zu Deutschen.""

      wer sein iatz no dia schluchtenscheißßßer??

      i bin so froh das mir die deitschn ham !! sust wissat ma ja nit wia engstirnig mir sein, geh 🙂

       

      • bei der heim wm haben sie doch noch eine medailie geholt, in einem extra für sie geschaffenen "bewerb". die veranstalltung strotzte nur so vor provizialität, nationalismus und überschätzung. die weiterführung ist z. bsp, das österreich seit paar tagen weltraumnation ist. sie haben einen satellieten in den orbit geschickt und dieser hat schon 2x siegnale gesendet. solche nachrichten gehören richtig gefeiert – das hebt den tiroler nationalsolz.

        ihr lieben die russen haben schon 1956 satellieten um die erde gejagt. die chinesen, japaner inder und viele mehr machen bemannte raumforschung.

         nutz bitte den satellieten, damit ihr endlich wißt, wie es vor dem mond aussieht. 

  6. wie man in der Piefke-Saga sieht – über die "Deitschn" schimpfen, aber für’s Geld tun sie alles, die Tarrola!

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