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Die neue Straßenbahn

Dass der Ausbau der Straßenbahn für Innsbruck sowohl aus umweltpolitischen wie auch im Hinblick auf die Bevölkerungszunahme in den westlichen und östlichen Stadtteilen zu begrüßen ist, ist wohl unbestreitbar. Trotzdem scheinen die Innsbrucker Verkehrsbetriebe in ihrer  derzeitigen Werbestrategie nicht unbedingt ein glückliches Händchen zu haben.
So klärt die vor einigen Tagen in alle Haushalte entlang der neuen Streckenführung in den Briefkasten geflatterte  Informationsbroschüre weder über die neue Linienführung der neuen Straßenbahn noch über die einzelnen Abschnitte bzw. Fertigstellungen der Strecke auf. Man hat dabei eher den Eindruck, als hätte man da etwas geplant, über dessen Sinn man sich selbst noch nicht so richtig im Klaren ist. So überzeugt man niemanden richtig, und schon gar nicht Skeptiker/innen, denen der Sinn einer neuen zusätzlichen Straßenbahn für Innsbruck überhaupt nicht einleuchten will.
So gesehen war die eher ablehnende Haltung bei zwei kürzlich abgehaltenen Bürgerversammlungen – einmal in Pradl, und einmal in Hötting-West –  zum Teil zumindest verständlich. Wenngleich ich die vorgetragenen Proteste zum Teil auch übertrieben fand. Die Angst, dass mir die Straßenbahn ins Schlafzimmer fährt oder diese meinen Schlaf raubt, und das in einer Gegend, in der schon jahrzehntelang der Fluglärm ein größeres Problem darstellt, und die Bahn die Nacht über ja sowieso nicht fahren wird, kann ich also so gesehen nur schwer nachvollziehen,  Auch den Protest über durch den Straßenbahnbau verlorengehende Parkplätzen scheint mir schon sehr egoistisch zu sein. So nach der Devise: ich bin zwar für grün und umweltbewusst, aber mein Auto oder auch das meiner Gäste muss schon bis vor die Haustüre fahren können.Dass für die neue Bahn auch ein bisschen Grün geopfert wird,  na gut, wenn dafür eine umweltfreundliche Straßenbahn kommt, was dann ja auch heißt, weniger Umweltbelastung durch Dieselbusse, könnte damit wohl auch ein wenig relativiert werden. Dass die neue Straßenbahn vorerst allerdings nicht bis nach Kranebitten – einen verkehrspolitisch bis jetzt eher vernachlässigten Stadtteil – geführt wird, sondern erst in der in den zwanziger Jahren des neuen Jahrhunderts erfolgenden Endausbaustufe, in der die Bahn dann bis Völs fährt, macht auch nicht gerade einen schlanken Fuß.

Ich konnte mich allerdings bei der vorgestern im Kolpinghaus in Hötting West abgehaltenen Bürgerversammlung des Eindrucks nicht erwehren, dass man hier die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt hat. So nach der Devise: „Jetzt haben wir für euch ne neu Straßenbahn gebaut, also nehmt sie gefälligst an und motzt nicht lang herum!“ Bürgerbeteiligung schaut wohl anders aus
Wie gesagt, das Grundkonzept mag stimmen. Ob die Führung der neuen Bahn hinauf zu den Peerhöfen wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, vermag ich nicht zu sagen, Betriebswirtschaftliche oder betriebstechnischen Gründe mögen dafür sprechen, vielleicht wird die neue Linienführung auch dort angenommen und die Ängste und Befürchtungen, die bei der vorgestrigen Bürgerversammlung sehr emotional ausgesprochen wurden, unbegründet sein. :Das wäre wohl nicht das erste Projekt in Innsbruck, dass während seiner Planung bekämpft wurde, und dann doch seine Zustimmung fand.
Allerdings: Menschen lassen sich auch nicht alles gefallen, vor allem nicht, wenn ihnen vermittelt wird, dass ohnehin schon alles entschieden ist und sie nur mehr Applaus spenden dürfen. So gesehen war mein Eindruck der Bürgerversammlung eine doch eher zwiespältiger, und es ist zu hoffen, dass ein von der Idee her gutes Projekt nicht aufgrund fehlender Einbeziehung der Anrainer/innen und Betroffenen –schon in den Planungsphasen! – vielleicht unnötigerweise mit einem schlechten Image kämpfen muss.

Helmut Schiestl

5 Comments

  1. vor jahren in der planungsphase hätte eine bürgerInnenbeteiligung + information gehört
    die damals verantwortlich der stadtregierung von övp,spö und fi haben das leider verabsäumt
    schön dass das jetzt wenigstens jetzt versucht wird nachzuholen, aber beim jetzigen umsetzungsstand wird eshalt keine grossen veränderungen mehr geben können
    hoffentlich macht die jetzige stadtregierung es bei neuen projekten besser als ihre vorgänger (zumindest die bemühung dazu ist mehr als erkennbar)

  2. die frage muss wohl auch lauten – kann es bei der führung der strassenbahn überhaupt bürgerbeteiligung geben? kann/darf/soll jemand aus der defreggerstrasse darüber mitentscheiden, ob dort die bahn – die 1000ende menschen vom osten in die stadt transportiert – durchfährt oder nicht? oder haben wir dafür gewählte mandatare, die das, beraten von fachleuten, tun sollen? ich bin da eindeutig für zweiteres – denn sonst kommt die stadt bei großen projekten nie auf einen grünen zweig. würde die stadt dem wiederstand mancher in der defreggerstraße weichen und durch die gumppstraße fahren, wäre dort der wiederstand groß. und dann?

  3. Vielen Dank für den Beitrag! Wenn ich mich dazu geäußert hätte, wäre der Text längst nicht so sachlich und informativ geworden, sondern ein verärgertes Textgeschmiere. Der Unmut so mancher ist ja wirklich verständlich, es fehlt an Übersicht der geplanten Veränderungen und der Sinn des Ganzen ist (noch) nicht ersichtlich. Wenn vor die Haustür eine Riesenhaltestelle asphaltiert wird, wenn ständig die Straße aufgerissen und zupflastert wird, wenn Bäume abgeschlagen werden, wenn man die Tram eh nur mehr besteigt, wenn man anderen wegen Platz- und Haltegriffmangel auf den Schoß fallen möcht…(man urteilt ja als Stadtbewohner_in auf Basis selbst gemachter Erfahrungen. Aber wie denn auch nicht, wenn einem der Durchblick verwehrt wird?) Leider leiden wir unter veralteten Verkehrskonzepten und chaotischer Linienführung. Ein Blick auf Verkehrslösungen anderer Städte könnte sicher erfrischend sein, aber vielleicht auch zu spät, wie "andreas" im kommentar schon meinte. Also die Frage: "Lass ma uns überraschen. Was anders könn ma ja eh nit machen"?

  4. Ob die Bahn gebaut wird oder nicht, ob sie umgeplant wird oder Herr Buchacher mit seinem seltsamen Spiel doch seine O-Busse wieder einführen kann….was man jedenfalls bereits jetzt machen kann: Jeden dritten Parkplatz im öffentlichen Straßenraum aufgraben und dort einen Baum setzen.

  5. Ich versteh nur nicht, warum man nicht einfach soweit vorhanden, die bisherige Streckenführung behalten und entsprechend ausbauen konnte? Und warum man die schönen Bäume gegenüber vom Rapoldipark opfern musste. Und warum man immer noch die dumme Ersatzhaltestelle beim Sillpark nehmen muss, anstatt dass der Nachtbus ins Terminal einfährt. Und so einiges mehr.

    Und Eure SCHEISScaptchas auf der Seite kotzen mich an, die kann ich nie lesen. Lasst Euch mal was Barierefreies einfallen verdammt noch mal!!!!!!!!!

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