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Baustelle Asyl?

Die Nichterfüllung der Bundesländerquoten war in den letzten Wochen einer der Brenn- und Angelpunkte in der Flüchtlingsdebatte der heimischen Politik. Bis 30.11. sollten alle Bundesländer eine Quote von 88% erreichen, was die Unterbringung von Flüchtlingen in den jeweiligen Bundesländern betrifft. Nach Ende der Frist konnte lediglich Oberösterreich die Quote nicht erfüllen. Baustelle Asyl also? Eine kleine Entwarnung.

Mit Stand 13. November 2012 befinden sich 1424 Asylwerberinnen in der Grundversorgung in Tirol. Das heißt sie sind entweder in Heimen (85%) oder in privaten Quartieren (15%) untergebracht, werden verpflegt und haben Zugang zu medizinischer Versorgung. Mit Dölsach (24 neue Plätze) und Telfs (45 neue Plätze) erhöht Tirol das Kontingent an Aufnahmezahlen.

 

„Die Quotenregelung halte ich persönlich für nicht sehr geschickt“, argumentiert Christoph Nußbaumer, Betreuer des Flüchtlingsheims in der Trientlgasse in Innsbruck. „Besser wäre es, ein Fixkontingent von 1500 Betten zur Verfügung zu stellen. Der Strom von Flüchtlingen ist ein ständiges Auf und Ab. Es bedarf einer andauernden Koordination, ob Heime geschlossen werden, oder neue gesucht werden müssen. Das ist eine nicht befriedigende Situation.“ So Nußbaumer. Kamen vor ein paar Jahren die Flüchtlinge hauptsächlich aus den Ländern der Ex-Sowjet-Republiken wie Tschetschenien oder Armenien, so hat sich der Schwerpunkt der Herkunftsländer der Flüchtlinge nun deutlich auf die Länder Afrikas und dem Nahen Osten verlagert.

 

„Aufgrund der aktuellen politischen Situation kommen viele aus Syrien, aber auch aus Somalia. Afghanistan war und ist nach wie vor ein Land, aus dem viele AsylwerberInnen stammen“, bestätigt Nußbaumer. Fakt ist, dass sich die Bundesländer „ihre“ Flüchtlinge selbst aussuchen können. Was auf den ersten Blick wie ein „Handel“ um die Flüchtlinge wirkt, macht durchaus Sinn: „Wenn wir in unserem Flüchtlingsheim jemanden aus Somalia haben, sind wir interessiert, noch mehr Menschen aus Somalia bei uns unterzubringen, weil dies gut für die Community ist. Wir sind auch bestrebt, Leute gleicher Nationalität in den Zimmern unterzubringen, im Haus aber auch auf Multikulturalität zu achten.“

 

Auf die vieldiskutierte Frage, ob der Arbeitsmarkt für Flüchtlinge geöffnet werden solle, merkt Christoph Nußbaumer kritisch an: „Dies würde den Flüchtlingen nicht viel nützen, da sie auf dem freien Arbeitsmarkt schwer bis gar nicht vermittelbar sind. Das liegt einerseits an mangelnden Sprachkenntnissen, andererseits auch an der Ausbildung. Ein Automechaniker in Syrien hat dort etwas ganz anderes gelernt, als hier in Österreich benötigt wird, um die Arbeit auszuführen. Besser wäre es, wenn der Bereich der gemeinnützigen Arbeit auf die Pfarren und gemeinnützige Organisationen ausgeweitet wird.“

 

Momentan können Asylwerber bei der Gemeinde, beim Bund und beim Land um 3 Euro gemeinnützige Arbeit leisten. Im Sommer besteht fast Vollbeschäftigung. Flüchtlinge können sich mit Gartenarbeit, im Altersheim, im Forst oder in der Krankenhausküche Geld zu ihren 220 Euro Taschengeld (Grundversorgung für Essen) dazu verdienen.

 

Übrigens: Momentan warten AsylwerberInnen ein bis zwei Jahre auf ihren Asylbescheid, Menschen aus Syrien meist nur 4 Monate. Das schlechte Image Österreichs als Land, in dem man bis zu 8 Jahren auf einen Bescheid wartet, hat sich deutlich verbessert.

Das Foto zeigt die Umbauarbeiten im Flüchtlingsheim Trientlgasse, Innsbruck.

 

Daniel Furxer

2 Comments

  1. Also drei Euro Stundenlohn erscheinen mir nicht gerade großzügig – und die Öffnung des Arbeitsmarkts befürworten so gut wie alle Flüchtlingsorganisationen. Auch Automechaniker/innen können ja etwas dazulernen. Was mich aber wirklich empört: dass Familien, die jahrelang in Österreich sind und sich einleben, einfach auseinandergerissen werden. Einzelne Familienmitglieder werden abgeschoben, weil ein Bescheid negativ ausfällt – und die Menschlichkeit bleibt einmal mehr auf der Strecke!

     

    Flucht ist kein Verbrechen – Mensch ist Mensch: überall!

    • Ich denke auch, dass es nicht schlecht wäre, wenn der Arbeitsmarkt offen steht. Lernen muss sowieso jeder, egal ob In- oder Ausländer. ABER: Das Hauptproblem meiner Meinung nach ist die Sprache…das Angebot die Landessprache zu erlernen gehört forciert….Schade finde ich es, wenn man hört, dass manche Leute sagen: "Man kann sie doch nicht zwingen deutsch zu lernen…" Wo ist denn der Zwang, wenn einem so viel mehr! Türen offen stehen!!?

      Die Asylpolizit in Österreich ist generell immer noch recht träge… auch ich finde es sinnlos, Familien, die schon lange hier leben, integriert sind und sich eine Zukunft aufbauen wollen, nach Jahren zu zerreißen oder abzuschieben.

      Genauso sinnlos wie das Nichtstun gegen den Asylmissbrauch. Ab und an habe ich schon das Gfühl, dass der Sozialstaat recht ausgereizt wird. Und das gibt der ein oder andere auch zu.

      Ich rede hier nicht vom Hören-Sagen. In meinem Beruf bin ich täglich konfrontiert mit beiden Seiten. Mit traurigen Schicksalen, aber auch mit Asylmissbrauch…mal sehen, wie schnell (oder langsam) sich noch was tut.

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