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Alle Jahre wieder II

 Alle Jahre wieder machen uns die Medien darauf aufmerksam, dass Weihnachten eine ganz schwere Zeit ist, nicht nur für die wirklich Armen, die es leider auch bei uns noch immer gibt, die Obdach- oder soll man besser sagen: Wohnungslosen, die Kinder – Halbweisen oder ganze Weisen, die Kinder, die zwar noch Eltern haben, welche sich aber kaum um sie kümmern, oder wenn sie es tun, dann auf eine Weise, dass es nicht unbedingt zu ihrem Vorteil ist, um es mal vornehm zu sagen. Nein, auch die ganz normalen Familien haben an diesen Tagen Probleme, oder laufen Gefahr, an diesen Tagen Probleme zu kriegen, Beziehungs- und Nachbarschaftsstreitereien, Konflikte mit Verwandten brechen auf oder drohen aufzubrechen, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, und die Straßen besonders kitschig beschallt und beleuchtet werden. Und dann erst alle die, die keine Familie haben. Die überhaupt niemanden haben, mit dem sie an diesen kritischenTagen reden können, so als wäre es egal, mit wem sie die übrige Zeit des Jahres reden oder eben nicht reden können. Sie sitzen zu Hause und schweigen. Natürlich darf dabei unser lokales ORF-Fernsehen nicht fehlen und informiert uns über die Möglichkeiten, an diesen Tagen nicht mit Schweigen zu verbringen sondern – wenn alle Stricke reißen sozusagen – die Telefonseelsorge anzurufen, und interviewt dazu auch gleich eine dafür verantwortliche Dame und lässt sie über diese sicher lobenswerte Einrichtung vor der Kamera plaudern. Alle diese Institutionen, die sich da so vorbildlich um einsame Menschen in dieser Zeit kümmern, in Ehren, aber bei mir hinterlässt dieses Phänomen der seelischen Krisen um die Weihnachtszeit doch viele Fragen. Was ist dran an Weihnachten, frage ich mich? Wie viele glauben noch an die Menschwerdung eines sogenannten Gottessohnes? Und wenn sie es tun, dann gehen sie ohnehin in die Kirche und feiern dort und singen. Die aber, die dieses Ereignis nicht mehr wirklich betrifft, die es völlig kalt lässt, und die an diesen Tagen daher nichts besseres zu tun zu haben glauben als sich entweder besinnungslos zu besaufen, Gewalt gegen ihre Mitmenschen auszuüben, oder sich in ihren einsamen kalten vier Wänden überlegen, den Strick zu nehmen und ihre negative Lebensbilanz mit einem kurzen Sprung von einem Stuhl abzuschließen, was geht in denen vor? Könnte es nicht sein, dass auch unsere Medien daran einen kleinen oder vielleicht gar nicht so kleinen Anteil haben, dass plötzlich ein völliges Blackout von vielen Besitz ergreift, einer Massenpsychose dabei vielleicht nicht ganz unähnlich, weil eben diese Tage etwas ganz, ganz besonderes sind, sein sollen, und wenn sie es nicht sind, dann eben …

 

 

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heiligen

Helmut Schiestl

One Comment

  1. "Massenpsychose" trifft es so ziemlich … es geht um Konsum und Kommerz und es scheint wirklich jedes Jahr krasser zu werden. Das Schönste an Weihnachten ist, dass es vorüber geht 😉

    In diesem Sinn: Schafft Weihnachten ab – Josef hat alles zugegeben!

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