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Rätselhafte Kirche

Spaziert man durch Innsbrucks östliche Vorstadt, genannt Dreiheiligen, vorbei an der KULTURBÄCKEREI Richtung Sill, gelangt man nach einigen Straßen mit eher belanglosen Wohnbauten, zum Großteils aus der Nachkriegszeit stammend, zu einer doch eher beeindruckenden Barockfassade, die einen größeren Kirchenbau vermuten lässt. Und ein solcher war das, abgesehen von der renovierten Fassade, eher verwahrlost aussehende Gebäude auch bis 1785. Damals wurde die sogenannte Siebenkapellenkircheprofaniert, obwohl sie niemand geringerer als der bekannte Innsbrucker Barockbaumeister Johann Martin Gumpp, dem unsere Stadt einige schöne Palais und Kirchen wie etwa die Spitalskirche verdankt, erbaut hat. Wahrscheinlich weil schon damals kein Bedarf mehr für eine Kirche in dieser Gegend gegeben und Denkmalschutz noch ein Fremdwort waren.
Das Gebäude war dann als Militärmagazin genutzt worden, später dann als Kabellager für die Post. Und bis vor einigen Jahren noch fanden dort manchmal recht interessante Ausstellungen und Theateraufführungen statt. Was läge also näher als aus dem schönen alten Gebäude ein Kunst- und Kultuzentrum zu machen, wie es ähnliche etwa in Stein bei Krems – ehemaliges Minoritenkloster – oder in Wels schon länger gibt. Nur fehlt es hier leider am notwendigen Geld, um die dafür erforderlichen baulichen Adaptierungen vorzunehmen. Was schade ist, da das Gemäuer durch Nichtnutzung nur noch mehr leidet.
Auch an eine Wiederverwendung  als Kirche war schon gedacht worden. Die serbisch-orthodoxe  Gemeinde in Innsbruck hat etwa daran ihr Interesse bekundet, das Gebäude zu nutzen, nur dürfte es auch dieser wahrscheinlich am nötigen Geld fehlen, um die Kirche wieder als solche benutzbar zu machen. Wie gesagt, Möglichkeiten gebe es sicher genug, den schönen Barockbau, dessen ursprüngliche Bedeutung auch in seinem Innseren trotz der schon jahrhundertelangen Zweckentfremdung noch immer ausnehmbar ist, auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Hoffen wir dass den Stadtverantwortlichen in den nächsten Jahren etwas einfällt, um dieses schöne Gebäude aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Wie gesagt, vor einigen Jahren war ja schon mal ein Versuch gemacht worden.

 

Helmut Schiestl

4 Comments

  1. das siebenkapellenareal ist eine der versteckten, verwunschenen und verwundeten ecken in transit/town zwischen föhn, abgasen und der nordkette

  2. @ Stefan: Darf ich mitträumen? Die Rotunde am Rennweg steht leer und wäre ein idealer Ort für ein Paradiso – als alternatives Kulturzentrum und urbaner FreiRaum. Wer träumt, hat noch nicht kapituliert: http://www.youtube.com/watch

  3. … leider ist das Areal auch sehr schlecht erschlossen. Ich wollte dort mal eine Veranstaltung machen, aber vor 5 Jahren gab es dort nicht einmal einen Stromanschluss…

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