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Music and the city Vol. 45: Anneke van Giersbergen (23.10. PMK)

Es gibt zwei mögliche Anfänge für diesen Text. Ich könnte euch, etwas scherzhaft, erzählen, dass ich Mitglied bei den „Anonymen Metal-Hörern“ bin.  Dann würde alles mit einer kleinen Erzählung anfangen die behauptete, dass ich mich immer noch, heimlich, mit einem alten Freund treffe und wir uns dann alte Metallica, Slayer und Megadeth Platten anhören.

Die T-Shirts, die noch im Kasten irgendwo ganz versteckt herumliegen, werden dann wieder angezogen. Eines der bekanntesten Motive eines T-Shirts, das ich nie mehr öffentlich tragen würde, ist dabei dabei das T-Shirt auf dem geschrieben steht: „Metal up your ass“. Dabei kommt ein Messer aus einem Toilettensitz heraus. Was haben wir damals über dieses Motiv gelacht und dazu laut aufgedreht die Platte „Kill ´Em All“ von Metallica gehört. Doch mit der Zeit ändern sich sowohl Humor als auch Musikgeschmack.

Jugendliebe…

Und damit ist man herrlich vom Thema abgekommen bzw. hat einen kleinen Umweg genommen um die Behauptung zu legitimieren, dass man in seiner Jugend, mehr oder weniger heimlich,  in Anneke van Giersbergen verliebt gewesen ist, welche ja nun in Innsbruck gastiert. Und damit kommen natürlich unweigerlich Erinnerungen hoch: An das Konzert, das man sich damals just mit dem Freund angesehen hat, mit dem man auch auf das anstehende Konzert in Innsbruck gehen wird. 

 

Alles begann jedenfalls damals zu später Stunde bei einer Sendung, die sich „Headbanger´s Ball“ nannte und in der mir unerwarteter Weise eine Stimme auffällig wurde, mit der ich nun wirklich nicht gerechnet hatte. Man traut es sich ja kaum zu sagen oder zu schreiben, aber mir fiel damals wie heute nur ein Begriff ein: Engelsgleich. Und erst ihre Augen und ihre Ausstrahlung, ihr Charisma. Man kam ins Schwärmen, in seiner Pubertät genauso wie heute noch.

[video:http://youtu.be/t5PySbFS6Tg]


Es war klar: Zu meinen Napalm-Death Platten musste sich alsbald eine Aufnahme von „The Gathering“ gesellen. Und noch etwas kommt einem schwer über die Lippen oder besser gesagt über die Tastatur: Bei dem wenige Monate später folgenden Konzert in Salzburg hatte man das Gefühl, dass sie nur für einen allein singt. 

Irgendwie schaffte es diese Frau nämlich alle Männer im Publikum gleichzeitig anzusehen und ihnen ebendieses Gefühl zu geben. Die Musik von „The Gathering“ war an sich einfach gestrickt, dabei mitreißend, manchmal aber auch ein wenig platt, wurde aber von dieser Engelsstimme enorm aufgewertet. Dass sich Anneke ein paar Jährchen später von dieser Band lossagte, kann man ihr wahrlich nicht übel nehmen. Und doch trauerte man damals ein wenig, denn ihre feine Stimme harmonierte auf interessante Weise mit einer zum Teil etwas grobschlächtig agierenden Band. Am 23.10. ist es Zeit seine Tränen von damals endgültig zu trocknen, denn Anneke beehrt unsere kleine, aber  feine Weltstadt mit einem Konzert in der PMK.

 

Damals und Heute…

Beim Konzert in Innsbruck besteht zum Glück keine Gefahr, dass ich als ehemaliger Metal-Hörer wieder rückfällig werden würde. Die bratzigen und im Stakkato und mit Palm-Mute gespielten E-Gitarren der früheren Gathering blieben schön im Schrank. Stattdessen hielt sich Anneke im Moment im erweiterten Pop- und Alternative-Bereich auf, mit vielen offenen Akkorden und weitestgehend ohne abgedämpfte Seiten. Auch die Distortion wurde um einiges zurückgenommen. Was bleibt ist ihre betörende Stimme.

Alles in Ordnung alles. Auch wenn die Liedchen auf ihrer neuen Platten ein wenig sehr verdächtigt nach Hitradio klangen – auch da konnte man ihr einfach nicht böse sein, schließlich hatte sie immer noch diesen Blick, den ich in Salzburg an ihr bemerkt hatte. Man wird auch in Innsbruck wieder einige musikalische Banalitäten geflissentlich übersehen, wenn einem Anneke tief in die Augen schaut und ihr schönstes Lächeln aufsetzt.

 

Man durfte gespannt sein – und ich werde selbstverständlich vom Konzert berichte. Und für alle, denen es damals ähnlich ging wie mir: Das ist DIE Gelegenheit eine alte Liebe wieder aufzufrischen…

 

Markus Stegmayr

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