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Music and the city (Vol. 38): Ravi Coltrane

Alle reden von Flying Lotus und über dessen Verwandschaft mit Alice und John Coltrane. Doch kaum jemand spricht, abseits der „Jazz-Presse“, von Ravi Coltrane, der sogar noch näher verwandt mit den musikalischen Größen John und Alice Coltrane ist: Er ist deren Sohn. Am 21.11. gastiert Ravi Coltrane in Innsbruck. Seine Musik ist definitiv nicht nur was für „Jazzer“.

 

Wenn die eigenen Eltern John und Alice Coltrane heißen, dann ist es vielleicht gar nicht so leicht, seine eigene musikalische „Stimme“, den eigenen Ton zu finden und überhaupt erst musikalisch tätig zu werden. Wer die musikalischen Revolutionen kennt, die John Coltrane losgetreten hat, wer seine Fähigkeit zur Improvisiation ebenso kennt wie seine melodischen Kompetenzen, der wird diese erstmals respektieren müssen, egal ob Jazz-HörerIn oder nicht. Wer ein Saxophon in die Hand nimmt, muss sich auch dem Vermächtnis von John Coltrane stellen. Und Ravi spielt, wie sein Vater, dieses Instrument und bewerkstelligt diese Aufgabe so gut wie wenig andere.

 

Wie groß der persönliche Einfluss von John Coltrane auf seinen Sohn Ravi ist, ist zweifelhaft, starb John doch als Ravi noch keine zwei Jahre alt war. Aufgezogen wurde er also von seiner Mutter, Alice Coltrane, ebenfalls eine begnadete Musikerin, die zu Unrecht noch ein wenig im Schatten ihres Mannes John Coltrane steht.

 

Doch eigentlich kann man sich Ravi Coltrane kaum über Verwandtschaftsverhältnisse annähern, deutlich ist aber, dass er die Jazzgeschichte im Schlaf nachspielen und runterbeten könnte. Nur: Auf seinem wunderbaren neuen Album „Spirit Fiction“ macht er nicht den Fehler, das Spätwerk seines Vaters in Sachen Radikalität übertrumpfen zu wollen, sondern vielmehr ist auf dieser Platte, neben spielerischer Raffinesse, die sozusagen „alle Stückeln“ spielt, auch eine Lässigkeit zu hören, die man bei diesen übergroßen Fußstapfen nicht unbedingt vermuten würde.

 

Ravi versucht erst gar nicht, sich noch weiter in die Offenheit und Freiheit des „Free-Jazz“ hineinzubegeben, sondern er spielt auf den ersten Blick eine relativ gut hörbare Form von Jazz, der zwar um die Möglichkeiten der Improvisation weiß, der aber immer auch nach guten Melodien und Emotionen trachtet. Man merkt es sofort: Auch Ravi ist ein großartiger Melodiker, der es zugleich auch versteht, seine Band mit traumwandlerischer Sicherheit an den Rande des (musikalischen) Abgrunds zu führen.

Diese musikalischen Grenzgänge darf man am 21.11. im Treibhaus bewundern – und natürlich wird über das Konzert auf ausführlich berichtet werden!

 

Markus Stegmayr

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