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Music and the city (Vol. 35 Teil 1)

Die Eremitage in Schwaz ist gerade dabei, wieder an ihre glanzvolle Vergangenheit anzuschließen. Was läge dabei näher um das zu belegen, als ein Konzert der grandiosen Myra Melford zu bieten? Die in New York lebende Pianistin gastiert diesen Sonntag, den 20.05. um 20:00.

 

Myra Melford kann man ohne Übertreibung als eine Legende im Bereich zeitgenössischer Musik bezeichnen. Ihr Klavierspiel spielt alle Stücke: es kann den Free-Jazz der 60er und 70er genauso zitieren und dabei auch transferieren und weiterdenken, wie es auch hochmelodiös, berührend und manchmal fast schon ein wenig sentimental sein kann. Sie ist eine derjenigen, die ihr Heil im akdemischen Bereich gefunden haben, Myra ist Professorin an der UC Berkely, ohne jedoch „akademisch“ zu klingen bzw. die Klischess zu erfüllen, die man vielleicht in diesem Bereich vermuten würde. Ihr Spiel ist nie steril, zu sehr auf Virtuosität getrimmt, sondern es ist lebendig, aufrichtig, abenteuerlustig. Es scheint, als ob sich den akademischen Rahmen nutzen würde um sich immer neuen Herausforderungen zu stellen, weniger dafür, in einem zu engen Rahmen langsam ihre Kreativität versanden zu lassen. Denn Myra ist, und das beweisen ihre letzten Veröffentlichungen, kreativer als jemals zuvor. So gastiert diesen Sonntag eine Künstlerin auf der Höhe ihres Schaffens.

 

Ihre Konzerte haben durchaus auch sanfte Momente, Augenblicke, in denen man sich in ausgefinkelten und schwelgerischen Melodien verlieren kann. Doch wer glaubt, es sich bei ihren Konzerten gemütlich machen zu können, hat die Rechnung ohne Myra gemacht, die schließlich nicht umsonst von einem der bedeutendsten Komponisten der letzten Jahrzehnte unterstützt und gefördert wurde: von Henry Threadgill, dem ja nicht zuletzt auch Vijay Iyer einen monumentalen Track gewidmet hat, den es zu hören lohnt, wenn man es sich schon erlaubt, ein wenig abzuschweifen:

 

http://www.youtube.com/watch?v=BVtru06ASSs

 

 

Dass Myra nicht mehr im Schatten von Threadgill steht, sondern ihre eigene Stimme entwickelt hat, die es durchaus mit dem „Meister“ aufnehmen kann, ist kein Zeichen dafür, dass Threadgill im Heute seine Sprengkraft verloren hätte, sondern vielmehr, wie sehr sich Melford von seinem Einfluss emanzipiert, diesen aber auch zum Teil für ihre Ansprüche modifiziert hat. Harmonisch reichhaltig, melodiös eingänig und dennoch immer komplex genug, um auch die/den anspruchsvollen HörerIn herauszufordern. Ihr Spiel kann bissig werden, umkippen, sich augenblicklich verändern. Man höre sich nur dieses Beispiel an:

 

 

http://www.youtube.com/watch?v=J1M0yfKt02w

 

 

In diesem Sinn wird zu einem Konzertbesuch am Sonntag, den 20.05. unbedingt geraten! Einen ausführlichen Konzertbericht gibt es im Teil 2.

 

 

 

 

 

Markus Stegmayr

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