0

Macht in der Bäckerei

 Kürzlich (sc. am 16.02.2012) wurde in Innsbrucks Kulturbackstube eine neue Ausstellung eröffnet, die sich dem Themenkreis „Macht“ widmet. Die Ausstellenden – 19 Absolventen der Prager Fotoschule Österreich – hatten die Möglichkeit, sich im Rahmen eines gemeinsamen Abschlussprojektes diesem Thema auf je eigene Weise zu nähern, und brachten dabei Bilder, Collagen und Installationen hervor, die nun eben zunächst in Innsbruck und anschließend in Wien (im WUK) zu sehen sind.
Im Programmfolder ist einleitend zu lesen:
Macht – ein großes Thema. Aber was ist Macht? Sie wird beschrieben als jene Fähigkeit, auf das Verhalten und Denken von Personen und sozialen Gruppen einzuwirken. Andererseits bezeichnet es die Fähigkeit, Ziele zu erreichen, ohne sich äußeren Ansprüchen unterwerfen zu müssen. Doch, ist sie positiv? Ist sie negativ? Wie beeinflusst uns Macht, mit welchen Konsequenzen für die Umwelt? Wie gehen wir damit um?
Nach einem Besuch der Ausstellung sind diese Fragen selbstredend nicht beantwortet, sondern viel eher erst gestellt – aber nicht ohne den Versuch, sie wenigstens ansatzweise zu erhellen und die Reichhaltigkeit an möglichen Zugängen oder Haltungen umrissen zu haben. Auffällig ist allerdings, dass die Ausstellungsobjekte überwiegend negative Seiten des Phänomens in Szene setzen. Ein dem Thema inhärentes Problem?
Die Veranstalter wollen nach eigenen Angaben, dass jeder Besucher selbst eine Interpretation des Dargebotenen entwickelt, um somit auch eine eigene Position zum Thema Macht zu finden. – Was beileibe keine einfache Aufgabe ist, weil die Bilder zum Teil recht anspielungsreich sind. Glücklicherweise waren viele der Ausstellenden während der Eröffnung persönlich zugegen und gerne bereit, ihr eigenes Werk darzulegen oder Interpretationen der anderen Objekte anzubieten. (Wenn Sie mit der „Macht der Schönheit“ konfrontiert sind, sollten Sie besonders auf das Make-up achten.)
Abseits des Imperativs zur Machtreflexion lässt sich das Gezeigte auch seiner Technik und Ausführung wegen bewundern. Es ist beeindruckend, wie gekonnt und vielfältig gestalterische Mittel der Photographie eingesetzt werden, um die Abbildungen mit einer Botschaft zu versehen, die Gedanken des Betrachters zu führen, Macht auf denselben auszuüben (auch dieser Gesichtspunkt war Thema eines Ausstellungsobjektes). Da es sich, wie gesagt, um eine Abschlussarbeit handelt, ist mindestens ebenso beeindruckend, wie effektiv sich die Abgänger ihre Ausbildung zunutze zu machen verstehen.
Bedauerlicherweise muss hier darauf verzichtet werden, näher auf die einzelnen Exponate einzugehen. So bleibt am Ende nur noch die Empfehlung zu geben, die Ausstellung nach Möglichkeit selbst zu besuchen (sie ist in der Bäckerei bis 24.02.2012 täglich zwischen 16.00 und 20.00 Uhr zugänglich, bevor sie nach Wien übersiedelt), und einige Photos als Anreiz zu bieten.
Die Aufnahmen stammen von Kelvyn Marte, der auch in der Ausstellung vertreten ist.

Patrick Huemer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert