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Kunst- und Kulturschaffende in Tirol (2): Das Staatstheater

Im Rahmen dieser neuen, in (un)regelmäßigen Abständen erscheinenden Reihe habe ich Ute Heidorn, Esther Frommann und Johann Nikolussi zum Gespräch in lockerer, „rumrauchender“ Runde getroffen.

 

 
Stellt euch bzw. das Staatstheater doch mal vor!
 
Ute: Das Staatstheater gibt es seit 2007. Angefangen haben wir mit „Die Präsidentin“ von Werner Schwab. Dann haben wir „Herzilein“ gemacht, u. A. auch „Hautnah“, „2 Frauen und eine Leiche“, „Herr Schuster kauft sich eine Straße“ – da ist erstmals Johann Nikolussi zu uns gestoßen. Zu Weihnachten haben wir dann das sensationelle „Apokalypse. Wow!“ gemacht. Wir erarbeiten zwei Produktionen im Jahr, bisher waren es 13 Produktionen. Im Herbst spielen wir „Das weiße Rössl am Wolfgangsee“. Und jetzt machen wir eine kleine Schweinerei, das „Rumrauchen“.
 
Was können sich die ZuschauerInnen davon erwarten?
 
Ute: Es ist ein Abend mit Musik, Gesprochenem und Gesungenem, auch Literatur. Wir singen, wir erzählen Geschichten über Rum und Tabak. Es findet im Fumoir des Treibhauses statt, wo auch geraucht werden darf. Wir trinken und rauchen. Auch die ZuschauerInnen sollen rauchen und trinken, vorzugsweise natürlich Rum, aber Wodka und Tequila gehn auch. Wolfgang Peer ist der musikalische Direktor, der Akkordeon spielt. Die Texte sind von uns und von Anderen. Wir präsentieren ein überraschendes Sammelsurium von Texten über Rum und Tabak, auch dazu passende Songs. Wir haben die ganze Musikliteratur durchgescannt und wir haben alles auf die Liste geschrieben, wo Alkohol und Zigaretten drin vorkommen.
 
Johann: Nicht alles, nur das Gute.
 
Ute: Nur das Gute, ja. Zum Beispiel – sollen wir das jetzt verraten? – Grönemeyer.
 
Johann: Dann etwas, was wir nicht singen… Oder doch singen: Die Toten Hosen.
 
Ute: Die Bandbreite ist enorm, die geht über Herbert Grönemeyer und die Toten Hosen bis zu Johannes Heesters. Genauso wie musikalisch ein großer Bogen gespannt wird, ist es auch mit den Texten.
 
Johann: Alles was im R(a)um Platz hat. Stattfinden wird es im Fumoir. Das ist zwar klein, aber jeder kann rein. Nur: Wenn es voll ist, ist es voll.
 
Ute: Es passen ja nicht so viele Leute da rein, ca. 30. Also besser im Vorverkauf kaufen.
 
Wie oft spielt ihr diesen Trink- und Rauchabend?
 
Ute: Zwölfmal. Jetzt im Mai und Juni viermal. Dann starten wir im Spätsommer wieder. Erst schlafen wir uns ein bisschen den Rausch aus, und im September gehts weiter. Esther stattet aus, weil Esther… stattet immer aus.
 
Esther: Wir sind die drei Weiber vom Staatstheater, die Carmen Gratl, die jetzt nicht da ist, die Ute und ich, wir schupfen den Laden. Und lassen dann so liebenswürdige Personen wie den Johann mal mitmachen.
 
Was gibt es ausstattungstechnisch für diesen Abend zu sagen?
 
Esther: Eigentlich nichts oder ganz wenig. Weil es so sein soll, wie ganz normale Leute sind, die man treffen kann. Da kommen keine wilden Figuren drin vor.
 
Was macht diese Theatergruppe aus?
 
Johann: Das ist die abgefahrenste Theatergruppe, die ich kenne. Die sind einfach an der Zeit, die sind voll trendy.
 
Muss das Theater heutzutage zeitgemäß sein?
 
Ute: Ich glaube, man kann machen, was man will, aber es muss gut sein. Wir haben den Anspruch, gute Sachen machen zu wollen. „Das Weiße Rössl am Wolfgangsee“ zum Beispiel, das wir in Kooperation mit den Feinripp-Jungs spielen, könnte man auch im Großen Haus präsentieren.
 
Welche Rolle spielen die Medien für die heutige Theaterarbeit?
 
Johann: Es ist ja nicht der Schlüssel der künstlerischen Arbeit, dass man in den Medien erwähnt wird. Der Schlüssel ist die Zufriedenheit der Beteiligten und des Publikums. Wenn man dann auch noch irgendwo hört, dass die Truppe gut ist, dann wird sie auch medial erwähnt. Aber Medien sind natürlich gut für die Werbung.
 
Ute: Man soll nicht fürs Feuilleton arbeiten, sondern man soll Spaß haben und gut sein. Dann trifft man sich schon und dann trifft man auch auf das Feuilleton. Wir wollen eigentlich erreichen, dass die Leute sagen: Das Staatstheater macht wieder was! Und dass dann die Menschen kommen, dass sie es weitererzählen und uns die Bude einrennen.
Obwohl wir auch andere Jobs machen, ist das Staatstheater für uns eine große, feste Säule. Wenn man alles selber macht, ist es ja auch sehr aufwändig: Produktionsleitung, Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Kostüme, Bühne, Catering… Das kostet viel Kraft und Zeit. Deswegen geht es sich für uns nicht aus, da mehr zu machen. Abgesehen davon, dass sich mit den Subventionen von Stadt, Land und Bund auch nicht mehr als zwei Produktionen jährlich ausgehen.
 
Wollt ihr zum Abschluss noch etwas loswerden?
 
Ute: Norbert Pleifer findet das, was wir hier machen, ganz toll. Das Fumoir wird erstmals bespielt, er hat uns schon mehrmals gefragt, ob wir nicht da was machen könnten. Wir gehen auch hin und wieder zu den Recherchen direkt ins Fumoir. So eine Art Selbstrecherche. Das Fumoir ist so schön, ganz großartig, wirklich einmalig. Die Inspiration nehmen wir aus dem, was uns zufällt. Das ist so eine Schiene: Sonntagabend, Staatstheater am Sonntag, wenn es dunkel wird… Wir möchten das etablieren: etwas Einstündiges für den Sonntagabend, nicht so mörderisch lang. Wir können dann ja auch mit den ZuschauerInnen singen, wir haben so einen tollen Musiker, der ad hoc sehr viel spielen kann. Wir glauben, dass das den ZuschauerInnen und uns sehr viel Spaß machen wird!
 
 
 
RUMRAUCHEN
Ein Abend mit Tabak & anderen Lastern
Das Staatstheater setzt sich über die Warnungen des Gesundheitsministeriums hinweg:
Johann Nikolussi und Ute Heidorn rauchen und trinken durch den Abend und vergnügen mit
Geschichten und Liedern um Tabak und Rum. Wolfgang Peer begleitet am Akkordeon.
Sonntagabend, wenn es dunkel wird.
Treibhaus Fumoir
12. Mai / 26.Mai / 2. Juni / 9.Juni
20.45 Uhr

Foto: Staatstheater

Barbara Zelger

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