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Kunst und Arbeit und Gesellschaft und ein Leben ohne Kapitulation

Dieses „Wir sind gegen dieses *verfickte scheißkapitalistische Scheiß* System, na klar“ und das „Natürlich wissen wir, dass wir nie und nimmer wissen können, wer oder was dieses wir jetzt ist“ und gerade auch dieses „Klar sprechen wir immer auch für die anderen mit, wenn wir sprechen, wie soll denn das sonst gehen“ – und eigentlich geht dann doch immer alles weiter, wie es ist, und dann werden Studien abgeschlossen, Haare gekürzt, Brillen vergrößert (Wohnungen auch), aber man hat’s ja, jetzt, vor allem hat man sich’s doch verdient, und das mit der Revolution, das können ruhig andere zu Ende denken, ja so denkt man sich das.

 

Aber genau eben darum machen wir doch diese Kunst, verstehst du? Und genau darum kommen wir nun zur Veranstaltungsankündigung in Büchsenhausen, oder besser: zum Veranstaltungsreigen, denn es sind viele, sie finden bald statt, und wir (wer oder was dieses wir jetzt auch immer ist) freuen uns schon drauf. Konzipiert wurden sie von Kevin Dooley, der seit Februar im Künstlerhaus Büchsenhausen lebt und kunstarbeitet (als einer von insgesamt vier StipendiatInnen des Internationalen Fellowship-Programms für Kunst und Theorie, welches heuer übrigens sein 10-jähriges Jubiläum feiert, aber das hier nur am Rande).

 

Kevin Dooley hat ein Faible für Gespenster und Produktionsformen unsichtbarer Arbeit, er interessiert sich für die Aufzucht von Pflanzen und die Bedeutung, in einem permanenten Zustand des Werdens zu sein, ohne je das Stadium der „Reife“ erreichen zu können – damit stellt er sich nicht nur den oben angerissenen Fragen nach dem Zusammenhang von Sich-Durchwursteln und Veränderungswillen, sondern versucht seine Arbeit mögliche Antworten darauf zu entwerfen. Wir freuen uns also, auf vier Veranstaltungen in nächster Zeit hinweisen zu dürfen, und euch alle herzlich einzuladen, dabeizusein!

(Text: Carmen Sulzenbacher)

Alle Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt im Künstlerhaus Büchsenhausen statt, Weiherburggasse 13, Innsbruck.

Freitag, 19. April 2013 um 19.30 Uhr
„Es wird viel Arbeit, aber schöne Arbeit“* – Gegen prekäre Arbeit im Kulturbereich!

Ana de ALMEIDA, Cana BILIR-MEIER, Julia TIRLER von INTERNDINNER und Kevin DOOLEY reinszenieren Arbeitsverhältnisse im Kulturbereich.
INTERNDINNER (Wiener Forschungsprojekt) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Nutzen aus den oft schockierenden und unverschämten Angeboten prekärer Arbeitssituationen zu ziehen. Die Herausforderung besteht darin, die unbezahlte und ausbeuterische Situation, der ArbeiterInnen im Kulturbereich ausgesetzt sind, aufzuzeigen und Möglichkeiten des kollektiven Handelns zu entdecken.
* Der Titel der Veranstaltung ist einer Stellenauschreibung entnommen, die Bezahlung war 300€/Vollzeit.

 

Samstag, 20. April 2013 um 13.00 Uhr
Art Workers Café
(für bezahlt und unbezahlt ausgebeutete Menschen)

Jens STRANDBERG (Domestic Art Practice); Ana de ALMEIDA, Cana BILIR-MEIER, Julia TIRLER (INTERNDINNER) und Kevin DOOLEY
Um Anmeldung wird gebeten: disturbing.distribution@gmail.com
Dem Motto „Null Euro Abendessen für Null Euro Arbeitskraft“ von INTERNDINNER entsprechend bietet das Art Workers Café Arbeitenden im Kulturbereich ein paar entspannte aber strukturierte Stunden Essen (Palatschinken), Trinken und Austausch über unterschiedlichste Theorien und Zugänge, um den „kulturellen“ ArbeiterInnen-Kampf zu organisieren.

 

Montag, 22. April 2013 von 10.00 – 15.00 Uhr
Dienstag, 23. April 2013 von 11.00 – 14.00 Uhr

„Ich bin nicht weniger ArbeiterIn als jemand, die/der Straßen baut“

Mimetische, expressive und abstrakte Arbeit im Dienst der Kunst
Zweitägiger Workshop mit Marina VISHMIDT
Nach der Beleuchtung diverser (marxistisch-feministischer) Arbeitstheorien sowie kritischen Stimmen daran wird im Workshop versucht, diese theoretischen Werkzeuge auf aktuelle Entwicklungen anzuwenden: die wuchernden Formen von unbezahlter, unfreiwilliger und unsichtbarer Arbeit, die Abhängigkeit des Kapitals von diesen, die disziplinierende Logik der Schulden. Wenngleich sich schon das Kapital geweigert hat, die Arbeitskraft zu reproduzieren, benennen und üben auch wir Strategien, sich dieser Reproduktion zu widersetzen. Ein Schwerpunkt wird auch auf die Beziehung zwischen Kunst, diesen Formen der Arbeit und Subjektivität gelegt sowie darauf, wie sich Arbeit in der Kunst und durch sie bemerkbar macht.
Anmeldung zum Workshop unter: disturbing.distribution@gmail.com
Texte in Zusammenhang zum Workshop finden sich hier: http://sozialfabrik.blogspot.com

 

Dienstag, 23. April 2013 um 19.30 Uhr
Marina VISHMIDT: Autonomie und die Politik der Reproduktion in der Kunst

Vortrag und Filmpräsentation
Marina Vishmidt zeichnet die Geschichte des Konzepts der Autonomie der Kunst in der kapitalistischen Moderne nach und arbeitet die Eigentümlichkeiten sowie Gemeinsamkeiten heraus, die durch das Aufeinandertreffen von Kunst und der Politik der Reproduktion auf dem Feld des „Zeitgenössischen“ entstehen.
Marina Vishmidt, Autorin, lebt derzeit in London, befasst sich hauptsächlich mit Fragen zu Kunst, Arbeit und Wertform.

 

Bildunterschrift: Cooking Sculpture © Jens Strandberg / Domestic Art Practice

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