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Kulturschmankerl PROSAFESTIVAL

Schon seit gestern läuft das 11. Innsbrucker Prosafestival und kann mit literarischen Stars aufwarten. 

Zum 11. Mal lesen Autoren & Autorinnen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an drei Abenden in Innsbruck. Altersgrenzen, Geschmackspräferenzen oder Verlagsprovenienzen sind dabei nicht ausschlaggebend, viel mehr die Qualität der Texte, gepaart mit der Qualität, die eigenen Texte trefflich präsentieren zu können.

 

Am Freitag, dem 22. März hat man in der bäckerei/kulturbackstube das große Vergnügen, die allererste Lesung von Judith HERMANN in Tirol zu erleben. Judith HERMANN wurde mit ihrem ersten Buch "Sommerhaus, später" (1998) praktisch über Nacht bekannt! Es folgten "Nichts als Gespenster" (2003) und "Alice" (2009), nebst einiger Verfilmungen.

 

[video:http://youtu.be/22QTlXdq0ws]

 

Aber aus Deutschland kommt auch noch Leif RANDT in die bäckerei, der 2011 zweiter beim Bachmann-Wettlesen wurde und mit seinem Roman "Schimmernder Dunst über CobyCounty" die deutsche Prosa still revolutioniert hat.

 

Eröffnet wird der Abend vom Schweizer Markus BUNDI, den viele als Moderator der Wochenendgepräche kennen. Er tauscht die Rollen und liest erstmals in Österreich aus seiner neuen Novelle "Emilies Schweigen". Und beendet wir der Abend wieder mit einem Autor aus der Schweiz. Der junge Zürcher Daniel MEZGER liest aus seinem Debut "Land spielen".

 

Freitag 20:00 in der Bäckerei (Dreiheiligestraße 21)
Eintritt: freiwillige Spenden

 

Am Samstag lesen dann Vea Kaiser (A), Clemens Berger (A), Michael Stauffer (CH) und Mischa-Sarim Verollet (D) im Treibhaus.

 

eine Veranstaltung von 8ungKultur
 

One Comment

  1.  

    Der letzte Abend des 11. Innsbrucker Prosafestivals, am 23.3.2013, bei welchem ich als Zuhörerin teilnahm (leider schaffte ich es am Freitag nicht dabei zu sein) war ein sehr gelungener, gemütlicher und witziger Abend im Treibhaus. Also wer neue Lektüre sucht……..

     

    Vea Kaiser (A) las Passagen aus ihrem Buch „Blasmusikpop“ vor. Es handelt von einem Bandwurmforscher, Heiratsanträgen bei Jungschartreffen, die zu einem regelrechten „Verlobungskontest“ unter Jugendlichen ausarten und schlussendlich dazu führen, dass die Tochter des Bürgermeisters – da sie ja die Tochter des Bürgermeisters ist – als Erste heiratet und bei der Hochzeit so betrunken ist, dass sie ins Weihwasserbecken „speibt“ und der Pfarrer schließlich nach einem Heiratsmarathon gemeinsam mit seiner Pfarrersköchin dringend Erholung auf einer abgeschiedenen Hütte sucht.

     

    Clemens Berger (A) las aus einem Manuskript (dessen Titel ich nicht mitbekommen habe, falls ihn mir noch jemand zuflüstert poste ich ihn noch – oder wenn jemand anderer weiß, wie es hieß, bitte gerne dazu posten), sein Roman „Streichelinstitut“ war jedenfalls auch am Büchertisch zu ergattern. Ein verliebter Kellner beschreibt eine atemberaubend schöne Frau, die er nur aus der Distanz vergöttert. Er beobachtet sie und ihren Partner – er ungepflegt, sie gepflegt und die Blicke aller Männer auf sich ziehend. Er denkt nach über Verliebte, die sich einen Einblick in das Leben des Anderen verschaffen und bekommt nur einige Gesprächsfetzen mit, wenn er das Pärchen bedient und konstruiert sich daraus seine eigene Geschichte über die sich Liebenden und ist fasziniert von der wechselseitigen Anziehung, ohne dass sie sich im Lokal nur ein einziges Mal berühren.

     

    Michael Stauffers (CH) Buch „Pilgerreisen“ ist ein Feuerwerk an Humor. Bela – der Held des Romans – dokumentiert Schatten und wird von seiner Frau verlassen – warum? Er leidet unter der Vorstellung anderer Leute, Gäste in der gemeinsamen Wohnung sind purer Stress für ihn, er trifft sich lieber mit 1 oder 2 Leuten in einem Luftschutzkeller. Die Frau will aber, dass er sich trotzdem korrekt benimmt! Sie gibt ihm eine Einkaufsliste, er kauft nicht alles ein und verschenkt den Rest des Einkaufsgeldes an einen Zeitungsverkäufer. Er ist genervt von dieser Party, wo es nur um sozialen Status und Erfolg geht und er nie gefragt wird, wofür er eigentlich lebt. Der einzige Pluspunkt, dem ihm seine Frau zugesteht: Er erfindet gerne Geschichten, welche die anderen zum Lachen bringen und er erzählt ein frei erfundenes skurriles Märchen, aber das reicht nicht aus, um die Frau zufrieden zu stellen, da er danach selbst gemachtes Blätterteiggebäck in obszönen Formen aus dem Ofen zieht. Er mag einfach keine reaktionären Geldsäcke als Partygäste und lässt schließlich Böller in seiner Hand explodieren und die Frau packt ihre Koffer.

     

    Zum Abschluss Mischa-Sarim Verollet (D) „Irgendwas mit Menschen“. Kurzgeschichten. Zuerst las er eine neue Schöpfungstheorie vor, verbunden mit dem Unverständnis über das Wesen des Menschen. Danach folgte eine Geschichte über den Künstler Blanko, der sich auf Serviettentechnik spezialisiert mit dem amüsanten Vergleich, wie Christo und Jeanne Claude den Reichstag in Berlin verhüllten. Serviettentechnik sei Verhaltenstherapie, er habe sie an der Volkshochschule in einem Anti-Aggressionsseminar erlernt. Blanko macht daraufhin eine Party, bei der er Partyutensilien in Serviettentechnik verhüllt und sein Freund, der zuerst massive Schwierigkeiten hat diese Kunstform anzuerkennen, schenkt ihm als Entschuldigung eine Packung Servietten und spezialisiert sich selbst aufs Bleigießen. Schließlich fragt sich Verollet wie man Autor wird und sein kann, ja also so als Freizeitvertreib, weil man nichts zu tun hat. Als Autor kann man stundenlang gedankenverloren auf einen See starren – durchaus legitim, kein Nichtstun, nein – wichtige Nachdenkarbeit des Autors. Die Schattenseiten: Umsatzprognose für das Finanzamt nicht zu bewerkstelligen und der Autor kennt das Leben nur aus seinen eigenen Geschichten. Autor kann aber auch mit seiner Bande in Berlin im Ostkreuzpark sitzen und mal alleine sein wollen und sich überlegen, zum Scharmützelsee zu fahren, wobei das Alleinsein misslingt, da gleich von einem Freund, dem er die Idee mitteilt, eine facebook-Einladung erstellt wird und 2000 Leute auch teilnehmen wollen, da bleibt für ihn nur mehr die Flucht zum Berliner Alexanderplatz – alleine sein bei der Weltzeituhr und nicht an der Veranstaltung teilnehmen.

     

    Viel Spaß beim Lesen!

     

     

     

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