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IDAHO in Innsbruck

 Ich mag eigentlich gar nicht mehr. Ich mag gar nicht mehr begründen müssen, weshalb ich so liebe, wie ich es tu. Ich drücke mir selbst einen Stempel auf und gleichzeitig wird mir ein Stempel aufgedrückt. Wenn ich schon nicht mich für mich sprechen, wer tut es aber dann? Es ist nun mal so, dass Dinge gesagt werden müssen. Ich erhebe hier keinen Anspruch auf Richtigkeit, ich bin nur einer, es ist nur meine Sichtweise.

 
Heute ist der Internationale Tag gegen Homophobie. Diesem Tag geht es so wie vielen anderen: Viele nehmen ihn nicht wahr, und einige, die ihn dann doch irgendwo im Kalender vermerkt, denken nicht weiter darüber. Ein Tag scheinbar ohne jede Bedeutung, ein Tag wie jeder andere, der neben Tagen steht wie dem Weltfrauentag, dem Weltaidstag, dem Tag der Arbeit. Um ehrlich zu sein, sollte man sich schon in Erinnerung rufen, weshalb diesen Tag und all die anderen gibt. Am 17. Mai 1990 wurde nämlich Homosexualität vom Index der psychischen Krankheiten genommen und seither gibt es diesen Tag, um daran zu erinnern wie sehr Homosexualität geahndet wurde. Man bedenke auch, dass sexuelle Handlungen mit Angehörigen des gleichen Geschlechts lange Zeit strafbar waren.
 
Nun mag denken, dass dieser Tag vielleicht gar nichts mit Innsbruck zu tun hat. Allerdings ist jeder zehnte Mensch homosexuell. So gesehen müssen bei einer Einwohnerzahl von ca. 120.000 auch 12.000 Schwule und Lesben in Innsbruck leben. Ich bin einer davon. Innsbruck ist eine weltoffene Stadt. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen für Schwule und Lesben, Organisationen und Institute. Ich persönlich hatte anfangs ein mulmiges Gefühl, als ich hierher zog von einem vergleichsweise eher kleinen Dorf. So war ich doch lange Zeit ein Außenseiter aufgrund meiner sexuellen Orientierung und wurde mit den üblichen Wörtern „Tucke“ oder „Schwuchtel“ durchaus des Öfteren angefeindet.

In meiner Schule im Turnunterricht stand das auch an der Tagesordnung. In Innsbruck erwartete ich nichts anderes. Allerdings merkte ich schnell, dass es hier anders zugeht als im Rest von Tirol. Sofern ich mich erinnern kann, wurde ich in Innsbruck noch kein einziges Mal angefeindet und dass obwohl ich hier mit meiner sexuellen Orientierung offener umgehe als zu Hause. Es gibt natürlich sehr wohl Geschichten über homophobe Attacken auch Innsbruck. So wurde ein Bekannter mit Bechern in einem Lokal beworfen. Diese zeigen dann wieder auf, dass der Hass noch nicht ganz überwunden ist.

 
Auch die aktuelle Politik setzt ihre Zeichen. Dieses Jahr wurde ein Urteil vom EUGh über Österreich verhängt und so musste die Justizministerin die Stiefkindadoption umsetzen. Dennoch ist eine Ehegleichstellung oder ein Adoptionsrecht für Lesben und Schwule undenkbar. Wir werden vom Staat und vor allem von der Kirche so zu BürgerInnen zweiter Klasse degradiert. Der Staat sagt uns, dass keine Hoffnung besteht; nicht so die Kommunalpolitik in Innsbruck. Am 8. Juni findet in Innsbruck nämlich der CSD statt, bei dem letzten Jahr die Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer die Eröffnungsrede hielt. Auch wurde an diesem Tag die Regenbogenfahne vor den Rathausgallerien gehisst.

Fest steht, Innsbruck ist eine liberale Stadt, was man nicht zuletzt an den Wahlergebnissen der Grünen sieht. Fest steht aber auch, dass der Rest von Tirol nicht so ist wie Innsbruck. Nach wie vor gibt es Parteien, wie die FPÖ oder die ÖVP die homophobe Praktiken verfolgen und so in Österreich zu Bastionen der Homophobie werden. Der Grundsatz, dass alle Menschen frei und gleich werden hat leider noch nicht in jedem Bereich Einzug gefunden. Es muss also noch viel getan werden. 

Text von Thomas-Florian Van Hörl



 

2 Comments

  1. Die meisten "Klemmschwestern" sitzen ja vermutlich sowieso in FPÖ/ÖVP bzw. in an Homophobie leidenden Menschen. So wie bei den Pornojägern und ähnlichen Moralaposteln halt, die meisten verurteilen unreflektiert das, was sie bewusst oder unbewusst an sich selber am meisten ablehnen. Außerdem gefährden Homosexuelle ja ganz extrem die gängigen Vorstellungen von Männlichkeit, der traditionellen Familie usw…Die müssen ja in ständiger Angst leben, dass ihr Weltbild total durcheinander gerät. Homosexuelle haben schließlich nichts besseres zu tun als ständig Männer zu jagen und starke Typen zu Schwulen zu machen und die traditionelle Familie kaputt zu machen. Die psychische Krankheit ist also wenn dann die Homophobie (Phobie ist ja auch eine Angststörung) und nicht die Homosexualität.

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