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„herrenlos brennt die sonne“ – eine Empfehlung

norbert c. kaser – die durchgänge Kleinschreibung ist ein Stilelement des Autors – ist ein Leitgestirn der Tiroler Literatur. Der Sprachgewaltige starb 1978 mit 31 Jahren, im Haymon Verlag ist jetzt mit "herrenlos brennt die sonne" ein überaus gelungenes "Best of" des Autors erschienen.

Kaser versuchte die Sprache – und das gilt durchaus auch für die religöse Bedeutung dieses Wortes. Er legte sich mit dieser, seiner Sprache an und schnitzte Verse daraus, die bestehen bleiben. Seine Gedichte gewinnen ihre Sprachgewalt vor allem durch die Konzentration auf das Wesentliche. Indem er sich in der "Kunst des Weglassens" übte, gelangen Kaser zeitlose Sprachkunstwerke.

[video:http://youtu.be/z2eu58fexLI]

 Er galt als "schwierig", wie alle, die es sich und anderen nicht leicht machen. Er war Christ und Kommunist – im Italien der 1970er Jahre keine Seltenheit. In manchen Wesensmerkmalen Trakl nicht unähnlich, schaffte er es wie dieser posthum auf den Olymp der Lesebuch-Literaten. 

Er arbeitete als Lehrer, war ein unbequemer Kommentator und Psychatriepatient. Schließlich starb er am Schnaps und der scheinbaren Sinnlosigkeit seines So-Seins. Uns hinterlässt er einen sprachlichen Kosmos in Form eines schmalen Werks – auch als Sinnbild eines Genies, das sich selbst verbraucht.

Dem Haymon Verlag und vor allem den beiden HerausgeberInnen, Petra Nachbauer und Benedikt Sauer (der auch eine Biografie des Autors verfasst hat), ist für diese lohnenswerte Auswahl aus Kasers Schaffen zu danken. Dringende Empfehlung für alle Sprachbewussten und LiebhaberInnen wortgewaltiger Poesie.

Norbert C. Kaser: herrenlos brennt die sonne
Gedichte und Prosa

Haymon
9,95 Euro
 

Andreas Wiesinger

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