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Eine wie viele

Ein Tatsachenbericht unseres Gastautors und Seniors Lothar Müller.

 

Sie kam in die letzte Sprechstunde. Eine alte, abgearbeitete „Reinigungskraft“.

Eigenpension (gerundet) 660.-, Witwenpension 60. Dazu noch eine Mietzinsbeihilfe von 170.- – ohne diese könnte sie nicht leben. Miete und Strom: über 490.-

Was sie noch hat: eine Haushaltsversicherung. Und eine „Ablebensversicherung“. Sie will niemanden „danach“ zur Last fallen.

Sie kommt , weil sie die Betriebs- und Heizkostennachzahlung von gut 140 € nicht mehr „derbezahlt“. Zum erstenmal in ihrem Leben, sonst käme sie schon irgendwie durch. Es sei heute das erstemal, daß sie betteln gehe.

 

 

Sie geht zu einem Zeitpunkt „betteln“, in dem über hunderttausende €uros für „Haflingerförderung“ diskutiert werden muß. In dem sich wiederum neue Forderungen zur Erhaltung des „Spitzenfußballs“ abzeichnen. In dem sich hohe akademische Kreise die sündteure Trennung von Universitäten und etliche Agrargemeinschaften ganz offene Verstöße gegen Recht und Gesetz leisten, Tourismusverbände wieder an die Steuertür des Landhauses klopfen. Auf Kosten der „Allgemeinheit“, natürlich. Auch unsere Reinigungskraft hat – damals, zu aktiven Zeiten – ihr Steuerscherflein dazu beigetragen!

 

Nach weitgehend allgemein gewordenem Sprachgebrauch ist unsere Reinigungskraft keine „Leistungsträgerin“. Nur eine Putzfrau. Ein „Leistungsträger“ ist offensichtlich einer, der es versteht, die von ihm verursachten Kosten den SteuerzahlerInnen aufzubürden.

 

So ist es – derzeit – noch.

 

Noch. Weil viele Menschen irgendwie – noch – an „die Politik“ und irgendwie an Gerechtigkeit glauben. Das wird sich aber mit Sicherheit angesichts der immer knapper werdenden Handlungsmöglichkeiten dieser nicht mehr lange halten. Beschwichtigungen und prozentuelle Anpassungen werden bei dieser Steigerung der Wohnkosten, der Energie – und Lebensmittelpreise nicht mehr genügen. Bis jetzt hat`s noch halbwegs funktioniert – jetzt beginnt die Stunde der Entscheidung. Entweder macht die Landespolitik eine Politik aus der Sicht jener, die existentiell einer kräftigen sozialen Unterstützung bedürfen oder sie wird untergehen. Mitleid ? Nicht gefragt!

 

 

Zurück zu unserer Reinigungskraft: hätte sie monatlich gut 10 €uro mehr – sie müßte nicht „betteln“ gehen. Wäre locker für alle MindesteinkommensbezierbezieherInnen machbar – wären da nicht die derzeit noch einflußreichen bettelnden Leistungsträger. Vielleicht sollte „das Land“ auch noch deren Ablebensversicherung übernehmen?

 

Lothar Müller

One Comment

  1.  Soviel zum Thema "Leistung muss sich lohnen" – wer hierzulande 40 Jahre lang sprichwörtlich Sch …mutz wegputzt, hat am Ende zum Leben zuwenig und zum Sterben auch. Wer spekuliert, Millionen nach Liechtenstein verschiebt und Allgemeingut (siehe BUWOG) mit seinen Freunderln privatisiert, ist … Erraten: Zu schön, zu intelligent und zu gut vernetzt, um auch sich auch nur einen Tag U-Haft anzutun. Felix Austria!

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