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close encounters of the third kind – Skiwaxler

Nachdem ich schon tagelang angespannt darauf gewartet habe, fiel gestern eines der Reizwoerter, vor denen ich mich alljaehrlich fuerchte, das erste Mal: Saisonkarte.

So sicher wie das Amen im Gebet und „Last Christmas“ dringen sie in mein Ohr, in mein Leben und in meine Stimmung.

Normalerweise warte ich ja auf „angezuckert“, doch dieses Jahr scheint das Wetter dieses Stadium uebersprungen zu haben, um gleich in die Vollen zu gehen und die Augen eines jeden in meiner Umgebung aufleuchten zu lassen, wenn sie von den kommenden sechs Monaten sprechen und sich die kalten Finger reiben, wenn sie an die Anschaffungen und Routen denken, die es zu machen gilt, waehrend ich daneben stehe und sich die restliche Gesichtsfarbe, die ich vom Sommer noch in den Herbst ruebergerettet habe, verabschiedet.

Denselben Menschen, die mir die Ohren vollgesumst haben, wenn wir endlich einmal die 30-Grad-Grenze ueberschritten haben, dass sie zu nichts mehr anderem faehig sind, als schwitzend im Schatten zu sitzen, scheint bei den geringsten Anzeichen auf Schnee und Eis das Herz erst richtig warm zu werden.

 

Waehrend ich alljaehrlich mit meiner Erwartungshaltung kaempfen muss, was den Tiroler Sommer angeht und mit einer spaerlichen Ausbeute von geschaetzten drei Sommernaechten in den Herbst starten darf, werden die Skiwaxler regelmaessig belohnt. Und heuer wird ihnen sogar schon Mitte Oktober einen Ausblick auf das was da kommen mag, gewaehrt.

 

Man hoert sie sprechen von neuen Fellen, die besorgt und Skitraegern, die montiert werden muessen, von den Kaspressknoedeln und Schlutzkrapfen, die sie verspeisen werden und von allerlei anderen Dingen, von denen ich keine Ahnung habe und auch nicht haben will.

 

Meine Anschaffung fuer den Winter waren und sind: Neocitran, Wick VapoRub, TussaStop und MexaVitC-Brausetabletten. Ich wuerde dazu gerne noch Antidepressiva anfuehren, die bekommt man aber nicht so leicht ohne Rezept, obwohl sie doch so dringend notwendig waeren, wenn ich in Baelde meine Bikinis, den Griller und die Balkonpflanzen einwintern werde, um den Riesenkarton aus dem Keller zu holen, in dem sich die kiloschweren Maentel, Schals und Schuhe befinden, mit denen ich mich dann tagtaeglich stundenlang ein- und auskleiden muss.

 

Fuer den Grossteil der InnsbruckerInnen birgt der heutige Ausblick auf die Nordkette eine ungezuegelte Vorfreude – ich kann nur argwoehnisch auf mein Sparschwein blicken, das eigentlich schon ein neues Ticket in den Sueden verdauen sollte, mich aber bitterlich enttaeuscht, weil ich ihm ein Abfuehrmittel geben musste, um den Inhalt auf der Theke eines Apothekers gegen Mittelchen einzutauschen, die nun einen fixen Platz in meiner Kueche einnehmen.

 

Aber ich will niemandem seine Freude verderben und goenne Euch die paar Monate Spass im Schnee. Im Gegenzug will ich aber im Maerz auch nichts mehr hoeren, wenn ich meine Flipflops ausfuehre, weil mich bereits der Gedanke an die kommenden Temperaturen schon so waermt…

 

Autorin: Karin Hollenstein

Foto von www.facebook.com/pages/H%C3%B6ttinger-Alm/208620002506080

Karin Hollenstein

One Comment

  1. haha, genial geschrieben! Ich habe nix gegen schnee aber es muss ja nit schon mitte oktober damit anfangen :-/ 

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