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in bewegung

Das Gaismair-Jahrbuch 2011 ist da, begibt sich auf die Spuren engagierter Tiroler_innen und macht transparent, dass zivilgesellschaftlich elementare Grundprinzipien wie Freiheit, Gleichheit und Solidarität auch hier zu Lande immer wieder für Bewegung sorgen.
keine atempause…
Wer nicht stehen bleiben will, setzt sich „in bewegung“. Ein Motto, dem sich das diesjährige Gaismair-Jahrbuch stellt, um der einseitigen Erinnerungskultur Tirols bewusst entgegen zu wirken, die weite Teile der lebendigen Beteiligungskultur vor Ort nur allzu gerne links liegen lassen würde.
geschichte wird gemacht…
Den Auftakt machen – und wie könnte es im Kontext sozialer Bewegungen auch anders sein – die systemkritischen Proteste der späten 1960er Jahre: Während die polarisierende Parole „Gestern Dutschke, morgen wir“ längst die krisenhafte Stimmung Deutschlands dominierte, tausende Menschen gegen den Springer-Konzern mobilisierte und Studierende weltweit auf die Straße gingen, um sich aktiv für humanere Arbeits-, Bildungs- und Lebensbedingungen stark zu machen, schien sich die Welt an der Innsbrucker Universität Ende der Sechzigerjahre nach wie vor rückwärts zu wenden. Ein Umstand, der im aktuell erschienenen Gaismair-Jahrbuch ebenso thematisiert wird, wie die Tatsache, dass es nicht so blieb:
Die Auseinandersetzung mit der „Tiroler Tageszeitung“, dem Leitmedium der lokalen Herrschaftskasten, endete im Sturm auf zwei „TT-Zeitungsautomaten“, wovon einer im Inn landete. In dieser Situation einer „Anti-Springer-Kampagne“ auf tirolerisch sagte TT-Chefredakteur Hans Thür einen geplanten Vortrag an der Universität „auf Anraten der Polizei“ lieber kurzfristig ab, hatte sich vor Ort doch schon eine Solidaritätsdemonstration für die wegen des „Automatensturzes“ verhafteten beiden Studenten versammelt. Die Demo ging in ein „Anti-TT-TeachIn“ über.“
es geht voran…
Neben der Beleuchtung systemkritischer Strömungen und einem spannenden Beitrag über die Plattform „Zornige Frauen“, die dem breiten Widerstand gegen die finanziellen Kürzungen zahlreicher Frauenprojekte im Vorjahr Gesicht und Stimme verlieh, bietet das Jahrbuch auch einen Exkurs in die universitäre Gegenwelt der Gegenwart an. Der kritische Blick auf die voranschreitende Prekarisierung vorherrschender Arbeitsverhältnisse und Beschäftigungsmodelle, die Auseinandersetzung mit längst nicht mehr schönzuredenden Übergriffen in heimischen Erziehungsanstalten oder ein Beitrag zum erschreckenden Gewaltexzess in der Innsbrucker Sicherheitsanstalt „Ziegelstadel“, runden das Leseerlebnis schonungslos ab.
FAZIT:  Das Gaismair-Jahrbuch 2011 tut gut. Schärft den Blick auf Vergangenes, rückt Gegenwärtiges in ein anderes Licht und regt dazu an, sich aufzuregen.
Weitere Informationen:

Isabella Krainer

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