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BAD FUCKING geht unter die Haut

Am Freitag durfte ich bei der Generalprobe von BAD FUCKING im Westbahntheater dabei sein. Die Provinz-Polit-Krimi-Groteske von Kurt Palm wird von der Westbahntruppe überaus gekonnt in Szene gesetzt.

 

Es war meine erste Generalprobe; ich durfte direkt hinter Regisseur Konrad Hochgruber Platz nehmen und freute mich wie Klein-Wiese auf das Christkind. Das etwas seltsame Gefühl, fast allein im „Publikum“ zu sitzen, verflog rasch. Das Stück ist rasant inszeniert, die DarstellerInnen sind sehr präsent und verkörpern ihre Rollen allesamt so authentisch, dass es – im positiven Sinn – fast wehtut.

 

Für Bad Fucking, ein fiktives Alpendorf, schaut es nicht gut aus. Der Bürgermeister (virtuos: Ossi Nairz) hat das Gemeindevermögen durch Cross Border Leasing nahezu in den Sand gesetzt. Dann wird auch noch der Sonderling Vitus Schallmoser tot in seiner Wohnhöhle aufgefunden – er wird nicht der einzige Tote bleiben. Die Situation eskaliert zusehends, als schließlich sogar die Innenministerin gekidnappt und nach Bad Fucking verschleppt wird.

 

Auch wenn ich mich eigentlich still verhalten wollte, musste ich mehrmals laut loslachen. Das Stück wechselt von lustvoll inszenierten Pointen zu Szenen, die einem echt unter die Haut gehen. Es wäre unfair, einzelne DarstellerInnen hervorzuheben: Diese „Laien“ sind derart versiert, dass ich fast vergaß, dass es sich eigentlich „nur“ um ein Theaterstück handelt. Das verstärkt sich noch durch die dichte Atmosphäre im Westbahntheater, welche die ZuschauerInnen hautnah ins Geschehen einbezieht.

 

Weitere Vorstellungen: 9./10./11./16./17./18./23./24./25. März 2012
Beginn: 20:00 Uhr

Kartenreservierung unter Tel. 0660-1486410 oder per E-Mail an info@westbahntheater.at

Link: www.westbahntheater.at/php/
 

Andreas Wiesinger

2 Comments

  1. das hört sich toll an. ich schau da bestimmt mal hin in den nächsten wochen.  bin gespannt und hoffe, du versprichst nicht zu viel 😉

  2. War gestern im Westbahntheater und hab mir das Stück angeschaut. Ich fand es ausgezeichnet gespielt, tolle schauspielerische Leistung. Wenngleich das Stück ein wenig überfrachtet ist. Einfach zu viel von all dem, was die letzten Zeiten an politischen Ungereimtheiten über die heimischen Bildschirme flimmerte (Asylpolitik, Bestechungsskandale, Argrargemeinschaft, Occupy-Bewegung, Bankenkrise etc), da doch die eigentliche Geschichte schon dramaturgischer Stoff genug gewesen wäre. Auch die Eingangszene fand ich einfach total unrealistisch. Ein Zahnarzt hat sicher andere Möglichkeiten, seinen sexuellen Phantasien freien Lauf" zu lassen als seine Putzfrau "von unten" zu fotografieren. Das am Ende auch Arigonas  "Rehaugen" bei dem ganzen nicht fehlen durften, na ja, geschenkt. Trotzdem ein unterhaltsamer  Theaterabend, der die feine Pointe und die zugespitzte Ironie leider ein wenig zugunsten des Klamauks vermissen lässt.

     

     

     

     

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