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Wie wir wählen werden

(Wahl-)Prognosen haben hohes Peinlichkeitspotenzial, aber darin habe ich durchaus einiges Talent. Demokratie ist kein Wunschkonzert, sondern die zivilisierteste Gesellschaftsform – verspielen wir sie nicht!

Weiß gewinnt
Ziemlich sicher werden mehr Menschen nicht bzw. weiß wählen, als die stärkste Partei Stimmen bekommt. Die Wahl-Beleidigung wird sich wohl irgendwo zwischen 60 und 70 Prozent einpendeln. Auch wenn ein Parteienspektrum von kommunistisch bis rechts-national zur Wahl antritt, fühlen sich viele von der (Partei-)Politik nur noch angeödet oder schlichtweg verraten – ein demokratisches Alarmsignal!

Alles bleibt anders
Die SPÖVP-Koalition scheint einzementiert zu sein, auch wenn die große Koalition kaum noch echte Fans hat. Daher auch der Unsicherheitsfaktor und der einzige echte Spannungsfaktor dieser Wahl: Schaffen SPÖ und Volkspartei gemeinsam nochmals die Mandatsmehrheit?

Meiner Einschätzung nach hängt das vor allem davon ab, ob es sechs Parteien ins Parlament schaffen. Die NEOS haben als Neueinsteiger nichts falsch gemacht, aber die ÖsterreicherInnen sind politisch nicht gerade experimentierfreudig. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das BZÖ überraschend den Wiedereinzug schafft – und in einem 6-Parteien-Parlament wird es verdammt eng für eine rot-schwarze Mehrheit.

Geld kauft kaum Stimmen
Stronach hat einiges an Staub aufgewirbelt, ist aber vor allem durch (unfreiwillige) Komik aufgefallen. Vor allem in den TV-Konfrontationen wirkte der Milliardär oft weltfremd und nur noch skurril. Ich schätze, das Team Stronach wird trotz des millionenteuren Wahlkampfs deutlich unter 10% landen.

Österreich bleibt rechts
Am 29. September wird es eine deutliche Mehrheit rechts der Mitte geben: Eine SSS-Koalition (Spindi, Strache und Stronach) geht sich zwar locker aus, hat realpolitisch allerdings kaum Chancen. Die FPÖ wird klar vor den Grünen bleiben, die nur zu gerne in eine „ganz große Koalition“ mit Rot und Schwarz eintreten würden. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen, schließlich wird das Bundesland Salzburg inzwischen von einer schwarz-grün-strohigen Dreierkoalition regiert.

Wie auch immer DU DICH entscheidest, wirf dein Stimmrecht nicht einfach weg: Wer nicht zur Wahl geht, entmüdigt sich selbst. Wenn du nicht mitbestimmst, bestimmen eben andere über dich – und wer will das schon?

(Foto: Martin Kapferer)

Andreas Wiesinger

6 Comments

  1.  danke für die info.
    ich hab irgndwo gesehen oder gelesen, dass man bei dieser NR-wahl auch eine reihe von vorzugsstimmen vergeben kann  – wie es schien, im Bund, im Landeswahl- UND im Regionalwahlkreis.

    Kannst Du uns das Prozedere bitte erklären und zeigen, wie das geht?, was man alles falsch machen kann und wer dafür in frage kommt?
    die parteien sind an solchen fragestellungen nicht interessiert.

    – – –
    persönliche anmerkung:
    – die "EVA"-kampagne finde ich scheiße. das lamm wird im herbst geschlachtet.
    – kann man die neos wählen? oder ist das so ein abgefuckter altherrenliberalismus getarnt im EPU-strebertum?

    • Erstmals kann man/frau drei Vorzugsstimen auf der Landes- oder Bundesliste vergeben, allerdings nur innerhalb der gewählten Partei! Also nicht etwa eine rote, schwarze, grüne oder von einer sonstigen anderen Partei aufgestellte Kandidati/in, wenn man nicht die Partei wählt, bei der er/sie kandidiert.
      Was zum Beispiel in Deutschland sehr wohl möglich ist. Ich kann dort einen Kandidaten oder Kandidatin der Grünen wählen, und als Partei die SPD oder FDP oder welche Partei auch immer. Was manchmal ja auch Sinn macht, wenn man etwa einen Kandidaten oder eine Kandidatin  besonders sympatisch findet oder ihn/sie persönlich kennt, aber dessen Partei nicht wählen will, weil zu wenig Übereinstimmung mit der persönlichen politisichen Überzeugung.
      Aber diese Information einer an alle Haushalte versandte Broschüre des Innenministeriums entnommen, und die müssen es ja wohl wissen.

    • neos…wirtschaftsliberale (rechts, fast alle macht dem markt)
      neos, bzö und teile der övp haben starke überschneidungen

    • Grüß dich,

      ich denke die Neos kann man sehr wohl wählen. Wir haben schon seit Ewigkeiten eine Rot-Schwarze Regierung, in die ein neuer, frischer Wind hinein gehört. Ich denke man kann den Neos durchaus eine Chance geben.

      MfG 

  2.  Liebe Leute,

     

    ich bin der Meinung, dass Wählen nur eines unserer vielen demokratischen Instrumente als StaatsbürgerInnen ist und es sogar unsere Pflicht sein sollte zu wählen, da wir als Menschen für dieses Recht Jahrhunderte gekämpft haben und es leider so ist, dass immer weniger Leute von diesem hart erkämpften Recht gebraucht machen. Vor allem JungwählerInnen sollten sich meiner Ansicht nach beteiligen und ihren Interessen und Positionen Ausdruck verschaffen. Österreich, wir brauchen euch!

     

    Leider ist es auch so, dass der moderne Wähler (nun auch in Österreich) immer mehr zum TV-Polit-Konsumenten wird und Politik als unterhaltsam rüberkommt. PolitikerInnen werden nicht mehr (wurden sie es je?) nach ihren Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen/Talente/Beziehungen/Arbeit usw. beurteilt, sondern nach ihrer Popularität in den Medien (wie viele gute Sager hatte diese Person, kommt der/die KandidatIn in der letzten Sendung sympathisch rüber usw.?). Das scheint mir gefährlich zu sein, da diese Person ja dieses Land regieren wird und es damit mit Folgen verbunden ist, die für viele Menschen nicht Unterhaltung sondern harte Realität ist.

     

    Mein Rat an mich selbst:

    mach von deiner Stimme Gebrauch und informier dich wirklich gut, wenn du wählen gehst!

    Vielleicht kann diese Empfehlung auch anderen helfen…ich denke schon!

     

    Alejandro Boucabeille

  3. Österreich ist ein Land des Jammerns auf hohem Niveau und hierzulanden gewinnt jene die Wahlen, die am wenigsten verändern wollen. Wenn alle Unzufriedenen und Kritischen endlich mal ihren Arsch hochkriegen würden, hätten es die Mächtigen nicht so leicht, ihre Sauereien durchzubringen.

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