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Wenn die Fieberkurve steigt

Otto Grünmandl

Otto Grünmandl

Es ist Mittwoch, der 4 März, kurz vor 19 Uhr. Seit zwei Wochen sind die Proben der Staatstheater-Produktion „Otto Grünmandl: Lachen im Alpenländischen Raum“ auf die Treibhausbühne übersiedelt. Am Nachmittag fanden aufwändige Dreharbeiten für den ORF statt, nun heißt es: Generalprobe. Noch einmal fokussieren.
Meine wunderbaren Kolleginnen Carmen Gratl, Juliana Haider, Siggi Haider und ich gehen mit Regisseurin Ute Heidorn noch ein letztes Mal einige Details durch, Ausstatterin Esther Frommanns Job, ein Wahnsinns-Bühnenbild, ist erledigt, Produktionsassistentin Norma Schiffer-Zobernig sitzt neben ihr, Licht/Tontechniker Tom Neumayr checkt noch einmal die Programmierung an den Mischpulten, studiert das Skript. Schauspielschüler werden unser Generalproben-Publikum sein.

Juliana Haider c Ursula Aichner

Juliana Haider c Ursula Aichner

Plötzlich werde ich nervös, fange an zu zittern. Ich bemühe mich, mich wieder zu beruhigen, doch das Zittern wird zum Schütteln, mir ist plötzlich eiskalt. Eilig werde ich zu einer Ärztin gebracht, auf dem Weg dorthin könnte ich James Bond gut und gern 100 Martinis schütteln, so beutelt es mich durch.
Bei der Ärztin angekommen steigt die Fieberkurve auf Grade, die man im Juli in Dubai erwartet.
Siggi Haider c Ursula Aichner

Siggi Haider c Ursula Aichner

Ich will die Generalprobe spielen, will die tags darauf anstehende Premiere nicht absagen müssen, erkläre mich in Schüttelreimen der Ärztin. Wir haben so viel Herzblut in diese Produktion gelegt. Das letzte Wort überlasse ich der Ärztin, sie weiß am besten, ob ich der Premiere nicht doch etwas zu sehr entgegen fiebere. Sie meint, nach eingehender Untersuchung und lächelnd, dass sie doch selbst schon Premierenkarten habe und verabreicht mir eine Infusion. Ich nenne sie: Wunderinfusion. Das mich Schütteln klingt ab, das Fieber sinkt. Ich bin halbwegs spielfit. Ab ins Treibhaus. Die Generalprobe beginnt mit nur einer halben Stunde Verspätung, ermattet sinke ich danach ins Bett.

Carmen Gratl c Ursula Aichner

Carmen Gratl c Ursula Aichner

Der darauf folgende (Premieren)Tag wird zum inoffiziellen „Markus Koschuh sagt dem österreichischen Gesundheitssystem herzlich Danke“-Tag. Statt sich in Ruhe auf die Premiere vorzubereiten, geht es wieder ab in die Ordination(en). Schließlich die gute Nachricht: Keine Influenza. Die schlechte Nachricht: Bakterielle Infektion. Eilig geht’s los mit Medikamenten von A bis C mal 2: Antibiotika, Cortison, Asthmasprays & Co. Vor der Premiere gibt’s noch eine Infusion, dann ab ins Treibhaus. Und: sie wird gut, sehr gut. Was bin ich froh. Auch wenn ich mir während des Spielens denke dass ich als Kind mehr Spinat essen hätte sollen, von dem ich nun zehren könnte. Ein energetischer Höllenritt – aber die Ärztin ist ja samt ihrem Ärztinnenkoffer im Publikum.
Markus Koschuh c Ursula Aichner

Markus Koschuh c Ursula Aichner

Es ist so toll geworden, das Stück. Diese Hommage an Tirols größten Kleinkünstler Otto Grünmandl. Ich schreibe bewusst nicht: Kabarettist. Denn Grünmandl (1924-2000) war derart vielfältig, dass eine einzelne Schublade schlicht nicht ausreicht. Bei den Recherchen und der Szenenauswahl haben wir nicht selten gestaunt, welch Seiten wir an ihm entdeckten: Die witzige, die skurrile, die tiefgründige, die poetische. Nie und nimmer wird man mit einem Theaterabend dem Schaffen Otto Grünmandls gerecht. Aber es ist eine unglaublich lustige, respektvolle und vor allem: liebevolle Verneigung vor einem geworden, der als einziger Österreicher den Deutschen Kleinkunstpreis gleich zwei Mal erhalten hat. Und meine Fieberkurve steigt schon wieder – denn ich fiebere den kommenden Spielterminen entgegen:

„Otto Grünmandl. Lachen im Alpenländischen Raum“. Eine Staatstheater-Produktion.
Termine: 13./19./25./26. März, 9./14./24./25. April, 20:10 Uhr, Treibhaus.
Karten: www.treibhaus.at, 0512/572000, Treibhaus-Café. Das 1a-Poster zum Stück, gestaltet von Norbert Pleifer, gibt es gegen ein „Bittedanke“ im Treibhaus gratis abzuholen.

Lachen im Alpenländischen Raum Das Plakat c Norbert Pleifer

Lachen im Alpenländischen Raum Das Plakat c Norbert Pleifer

Markus Koschuh

One Comment

  1. Lieber Markus die 750 und 8 Stunden Fahrzeit haben sich gelohnt !
    Auch ich habe der Premiere entgegen gefiebert.Bin Stolz auf Dich
    Chichewischer

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