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Von den Spitzen des Eisberges und ein Plädoyer an die Politikermoral

Eine 188 m² Wohnung im Zentrum von Innsbruck, in bester Lage und zum Nulltarif? Gesponsert und gefördert von diversen „sozialen Wohnbauförderungen“ des Landes Tirol, welches eigentlich doch den Leuten bei den Wohnungskosten entlasten sollte, welche dringend finanzielle Unterstützung brauchen?

Für viele junge Tiroler Menschen ist der Skandal rund um die Wohnsituation des Herrn Ex-Landtagspräsidenten Maders ein Schlag ins Gesicht.
Denn eine solide ausgestattete 2-Zimmerwohnung mit etwa 45 m² Wohnfläche bekommt man in Innsbruck kaum unter 800 € Miete pro Monat.
Außerdem muss man sich in Tirol zusätzlich noch mit den niedrigsten Gehältern und den höchsten Wohn- und Lebenserhaltungskosten im Bundesländervergleich herumschlagen.
So wird hier schamlos vorgezeigt, wie es sich ein ca. € 15.000 pro-Monat – Pensionist auf Kosten der Steuerzahler richtet.

Und dabei ist mir Wurst, was da in der Vergangenheit für Deals gelaufen sind. Und mir ist auch echt egal, wer aller von Mader profitiert hat. Ganz gleich, ob es seine drei Söhne sind, wovon einer auf einem tollen Posten bei der TIWAG gelandet ist (natürlich nur auf Grund der Qualifikation) und ein anderer im verdächtigen Rekordtempo ein Studium absolviert hat. Und es ist vollkommen Powidl, wem Mader zu welchen Posten verholfen hat. Und seine angebliche Spielsucht interessiert mich auch nicht.

Mir geht es schlicht um die Sache. Für mich ist es einfach unverständlich, wie ein gut bezahlter Ex-Landeshauptmann-Stv. es nicht schafft, für eine Wohnung, die er sich mit seinem Salär durchaus leisten können müsste, ordnungsgemäß, korrekt und angemessen zu bezahlen, wie jeder andere normale Mensch. Mir geht es darum, wie ein hochdekorierter, vielmals ausgezeichneter, von der kath. Kirche als Vorzeigetiroler titulierter Ex-Politiker so die Bodenhaftung verliert, und sich einfach schamlos auf Kosten der Öffentlichkeit die Wohnsituation bezahlen lässt. Hat Herr Mader das wirklich notwendig? Ich verstehe das einfach nicht.

Denn vor allem in Zeiten wie diesen – in Zeiten in welchen Misstrauen gegen Politik und Banken berechtigterweise allgegenwärtig ist.
In Zeiten, in welchen die Wohnsituation in Tirol so extrem angespannt ist. In Zeiten, in denen Geld ständig an Wert verliert, die Kaufkraft sinkt und gleichzeitig die Arbeitslosigkeit so hoch ist wie nie zuvor.

In Zeiten, in welchen das Misstrauen gegenüber Landes- und deren Tochterunternehmungen lt. diversen Umfragen so hoch ist wie in keinem anderen Bundesland.
In Zeiten, in welchen Flüchtlinge in Zelten oder Container untergebracht werden müssen, teilweise menschenunwürdig.
In Zeiten, in welchen eigentlich genug andere Probleme auf Lösungen warten – muss man so einen Wahnsinn lesen.

Und ich frage mich – ist sich in der Politik jeder selbst der nächste? Oder wie erklärt man sich diese Häufung an schwarzen Schafen in dieser Branche? Wie erklärt man sich, dass lautstarke Skandalkritiker im Landhaus plötzlich ruhig wie Ministranten werden (Gebi Mair)? Gibt es noch „Menschen“ in der Politik, die dort sind, weil sie weniger gut situierten Menschen helfen wollen? Ist es normal, dass eine Sozialdemokratin einen Sportwagen angemeldet auf den Behindertenausweis ihres Vaters fährt (Karoline Graswanter-Heinz)?

Gibt es noch Ehrlichkeit, Korrektheit und Fairness bei unseren gewählten Vertretern? Findet es niemand bedenklich, dass Rudi Federspiel (Vorsitzender des HYPO-Finanzkontrollausschusses) gemeinsam mit seinem Busenfreund van Staa als Vertreter des Tiroler Landtages vor Jahren die Eröffnung des Millionenverlustgeschäfts der HYPO in Südtirol durchgeführt hat? Oder ist es in der Politik einfach üblich, dass eine Hand die andere wäscht und danach beide Hände schmutziger sind wie davor?

In den Skandalen rund um Switak, HYPO, Mader, TIWAG, Wallnöfer, Area 47, Steixner, Lebenshilfe, Tumpen, Wolf, uvm. gibt es so viele Fragezeichen und so wenig Antworten. Keiner traut sich, Fragen zu stellen – auch nicht die Opposition – und wenn doch, dann braucht man sich keine Antworten erhoffen. Und diese oben genannten und anderen bekannten Geschichten, bei welchen es sich wer „gerichtet“ hat, sind wohl nur die Spitzen des Eisberges. Mich graust es davor, daran zu denken, wovon wir (noch) nichts wissen.

Und was noch viel, viel schlimmer ist: Die Tiroler Medienlandschaft ist offensichtlich auch in dem ganzen Lobbyismus verstrickt.
Ansonsten kann es nicht sein, dass ein kleiner Tiroler Schafbauer (www.dietiwag.org) mit seinen Recherchen die TT, Krone und den ORF mit seinen gut bezahlten Mitarbeiten in den Schatten stellt.

In diesem Sinne wünsch ich uns allen eine bessere Zukunft, in der jeder Mensch gleich Mensch ist, unabhängig von Hautfarbe, Sexualität, Religion und Staatsbürgerschaft.
Eine Zukunft, in welcher die Menschen gefördert, subventioniert oder von staatsnahen Betrieben unterstützt werden, welche die Hilfe wirklich notwendig brauchen.
Eine Zukunft, in der Politiker noch Politik für die Menschen machen und nicht für die eigene Absicherung. Nur der Glaube an eine solche Zukunft fehlt mir.

Sebastian Hans-Jörg Fehr

Gast

One Comment

  1. Sitzt hier eine Mader im Speck?
    In Ergänzung zu diesem – aus meiner Sicht – großartigen Beitrag soll der Glaube an die Zukunft niemals aufhören. Mit 10. August 2015 einsehbar, verbunden mit einem Ultimatum 30. August 2015 23:59 Uhr? wolle sich Prof. Ing. Helmut Mader zu den „Vorwürfen“ äußern. Nebst Titeln, auf die, so wird gemunkelt selbige Person irrsinnig viel Wert legen tut (verliehen eigentlich) bleibt der schale Geschmack der den gemeinen Bürger und die gemeine Bürgerin erstarren lassen tut. Meine Überzeugung von Politik ist nach wie vor etwas bewegen zu können und die die es übertreiben produzieren eben Schimmel – Schimmel im Speck und es sei den gemeinen Menschen erlaubt, die Finger von zu lassen weil sie eben dann doch erkennen hier ist eine Mader im Speck und der beginnt natürlich zu schimmeln. Im Grunde pfeife ich auf die Erklärung sonst wär die schon lange vorhanden, das Stück Speck mal entsorgen und die Made* – ich weiß nicht, Proteine wären es schon.

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