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Verkehrsverbund auf Kollisionskurs mit der Vernunft

Bus 845 @ Linie DE

Bus 845 @ Linie DE

Am 2. Mai werden die bisherigen IVB-Linien 4, D, E, DE, N17, N18, S und ST nach einer bereits im Vorjahr erfolgten Ausschreibung vom VVT übernommen. Sie heißen ab dann (in der selben Reihenfolge) 504, 501, 502, 503, 502N, 590N, 505 und 590 und bekommen im Herbst nagelneue Busse. Und die Linie 505 (S) wird zu den Stoßzeiten verdichtet. So weit so gut.

Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass die Linien 501 und 502 (D und E) sonntags überhaupt nicht mehr fahren werden. Sie werden durch die Linie 503 (DE) ersetzt und das Intervall wird halbiert. Hat man bislang noch an Sonn- und Feiertagen alle 15 Minuten einen Bus der Linien D oder E, so wird man erstmals am 8. Mai eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten müssen. Bislang ist die „Dörferstraße“ an Sonntagen angenehm verkehrsarm, was nicht zuletzt der guten Busverbindung geschuldet ist. Das dürfte sich damit ändern.
Durch den Wegfall der Linien 501 und 502 werden folgende Haltestellen sonn- und feiertags außerdem überhaupt nicht mehr bedient:

  • Hoher Weg
  • Innstraße Richtung Osten
  • Schmelzergasse Richtung Osten
  • Schusterbergweg
  • Siemens
  • Trogerstraße Richtung Osten

Wer diese Haltestellen bisher nutzt, darf sich in Zukunft auf teils weite Fußwege freuen. Und will man etwa von Hall nach Thaur oder vice versa, dann verdoppelt sich die Fahrzeit wegen der Schleife der Linie 503 über Absam.

Dies ist ein weiterer in einer Reihe von verhängnisvollen Fehlern des VVT. Schon die Umstellung der Linie 4, von der jeder zweite Kurs nur noch die Strecke Bahnhof Hall – Mils bedient und aufgrund fehlender Busspuren und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Hall ständig verspätet ist, hat zu zahlreichen Fahrgastprotesten geführt, weil die Umstellung unprofessionell umgesetzt wurde. Man hat etwa vergessen, Parkplätze zu entfernen, die von den Gelenkbussen nicht störungsfrei passiert werden können, und die westseitige Zufahrt zum Haller Bahnhof rechtzeitig so umzubauen, dass die Busse um die Kurve kommen. Man hat aber auch vergessen, im Vorfeld Beschleunigungsmaßnahmen zu realisieren, wie z.B. Vorrangschaltungen an Ampeln in Hall, damit der neue Fahrplan auch eingehalten werden kann.

Ein weiteres Debakel war die Einstellung der Nachtbuslinie N13 Hauptbahnhof – Schwaz. Sie wurde durch die Nacht-S-Bahn ersetzt, die aber weitaus weniger Haltestellen hat und für viele Fahrgäste im Unterland, die bisher in Wochenendnächten mit dem Bus nach Hause fahren konnten, keine brauchbare Alternative darstellt. Dass die Linie N13 im aktuell abrufbaren Nightliner-Folder des VVT immer noch enthalten ist, erscheint da fast als ein Hohn.

Im Vorfeld der kommenden Umstellung der „Dörferlinien“ wurden weder Fahrgastzählungen noch eine Bedarfserhebung vorgenommen. Proteste der zuständigen Mobilitätsstadträtin Sonja Pitscheider bei VVT und Land Tirol – die Verschlechterung des Verkehrsangebots betrifft ja auf mehreren Ebenen (mehr Autoverkehr aus den Dörfern, keine Bedienung der oben gelisteten städtischen Haltestellen an Sonntagen) auch die Stadt Innsbruck – blieben erfolglos.

Und wer diese Linien bislang bequem wie alle anderen Stadtlinien genutzt hat, wird in Zukunft nur noch bei der Vordertüre einsteigen und das Ticket vorzeigen müssen. Diese auf stark frequentierten Stadtlinien wenig nützliche Art des Fahrgastwechsels nennt sich „Fahrgastfluss“ – mangels KontrollorInnen müssen beim VVT die FahrerInnen beim Einsteigen die Fahrausweise kontrollieren. Der Preis dafür sind auch längere Haltestellenaufenthalte und größere Verspätungen, denn die Fahrpläne bleiben gleich.

In Summe sind mit der Übernahme der Linien durch den VVT Verschlechterungen in Frequenz, Pünktlichkeit und Fahrgastkomfort zu erwarten – wie deckt sich das mit dem verkehrspolitischen Ziel, mehr Menschen weg vom Auto und auf den öffentlichen Verkehr zu bringen?

Zurückfallen wird all das schließlich nicht nur auf die zuständigen politischen Parteien, die diese Verschlechterungen nicht verhindern konnten, sondern auch auf die IVB, die die Linienkonzessionen weggeben mussten – der VVT hätte sonst den Vorortverkehr nicht mehr bezahlt.

Wer seinen Protest direkt deponieren will: info@vvt.at
Auch Kommentare unter diesem Artikel leite ich gerne an die Zuständigen weiter.

(Arbeitsgemeinschaft Innsbrucker Nahverkehr, www.a-i-n.org)

 

Manni Schneiderbauer

15 Comments

  1. Ärgerlich, kann ich da nur sagen. Anstatt dass die Öffis ausgebaut werden, werden die Intervalle ihrer Fahrpläne eingeschränkt. Gerade die Dörferlinie war bis jetzt auch an Sonn- und Feiertagen gut abgedeckt. Über die neue Linienführung der Linie 4 hab ich mich auch schon gewundert. Obwohl Mils bis vor einem jahr noch von Innsbruck aus schlecht erreichbar war, so wäre mir hier eine Bedienung dieser Strecke in Form einer Weiterführung eben der Dörferlinie über Eichat hinüber nach Mils besser erschienen. Das direkte Anfahren des Bahnhofes durch die Linie 4 halte ich eigentlich für überflüssig, da die kurze Strecke von der Station „Hall, Abzweigung Bahnhof“ – also von der Bundesstraße – so kurz ist, leicht zu Fuß bewältigbar ist. Und von der Stadt Hall aus ohnehin ein Städtischer Bus fährt. Wer hat sich das wohl ausgedacht? Dass es aufgrund von Fahrgastbefragungen gemacht wird, darf wohl ausgeschlossen werden.

  2. Innsbruck erstickt im Verkehr, die Autos werden jedes Jahr mehr und die öffentlichen Verkehrsmittel teurer. Wie laut Frau Pitscheider protestiert hat, weiß ich nicht, aber mir sind die Grünen (nicht nur in Sachen Verkehr) längst viel zu leise und angepasst: Sonst sind ja auch immer kritisch, aber seit sie in Tirol mitregieren, höre ich kaum noch etwas anderes als Marketing nach dem Motto „Bio macht schön“ …

    Von VVT und IVB würde ich mir endlich mehr Service erwarten. Preisgünstig sind sie im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht gerade – da sollte wenigstens das Angebot (Busfrequenz, Sauberkeit etc.) stimmen!

    • gebe ihrer Kritik insoweit rechtwas Fahrzeugfrequenz und somit Pünktlichkeit betrifft, die Sauberkeit in den Fahrzeugen ist aber weder den Fahrern noch dem VVT oder IVB anzulasten. Das liegt ausschließlich an den Passagieren, die, man muß es leider sagen, heutzutage grossteilst unordentlich und wurstig sind.Wollte schweinisch schreiben das ist aber eine Beleidigung für das Tier, da es reinlich ist, im Vergleich zum Menschen.

  3. Die Frau Pitscheider hat beim VVT und beim Land protestiert. Ja wer ist denn im Land zuständig? Zuständig in der Landesregierung ist die Frau Felipe, also auch a Grüne. Also beschweren sich die Grünen bei den Grünen über Entscheidungen der Grünen. Glauben sich die eigentlich selbst?

  4. Das IVB-Ticket wird dann auf diesen Linien vermutlich auch nicht mehr gelten. Also kann man diese Busse auch nicht mehr für Kurzstrecken innerhalb von Innsbruck nutzen. Oder liege ich da falsch?

    • Das IVB Ticket gilt auch auf VVT-Linien innerhalb der Stadt. Man kann also jede VVT-Linie innerhalb der Kernzone mit dem IVB Ticket wie bisher benutzen.

  5. @Helmut: die direkte Anbindung des S-Bahnhofs Hall ist schon sinnvoll, um die Leute auf die S-Bahn zu bringen, aber nicht in der realisierten Form, das kostet zu viel Zeit.

    @Markus Kölpinger: es liegt nicht an den Grünen, sondern am VVT. Die Steuerungsmöglichkeiten durch die Politik sind eingeschränkt. Einerseits eine gute Sache – wir haben dadurch ein stabiles System, die Verwaltung würde auch ohne Regierung noch lange funktionieren – andererseits erschwert es Änderungen, wenn die Verwaltung nicht mitspielt.

    @Ganz Egal: die Grünen machen nicht die Fahrpläne. Auch Ingrid Felipe trägt hier meines Wissens nach keine Schuld.

    @Gregor: innerhalb der Kernzone kannst du mit einem Kernzonenticket alle Linien benützen, nicht nur die IVB-Linien. Daran ändert sich nichts. Du kannst ja auch jetzt schon mit dem Kernzonenticket z.B. mit der S5 vom Hauptbahnhof nach Hötting fahren oder mit dem 4134 vom Leiptiger Platz zum Landessportcenter.

  6. Das wird ja immer noch lustiger 😀 parken ist in Innsbruck mittlerweile dank der neuen Parkzone(n) auch schon unmöglich. Selbst in Sadrach gibt es keine Parkplätze mehr bzw viel zu wenige für Anwohner ohnehin schon und mit der neuen (da oben wirklich Sinnlosen) Zone wurden es noch weniger. „Dann kauft man sich halt eine Anwohnerparkkarte!“ – schön und gut, aber wenn ich nicht mal einen Parkplatz bekomme bringt mir die nette Karte auch nichts. Und nein, das Auto „einfach ganz weg lassen“ geht bei manchen Berufsgruppen schlichtweg nicht! Klar kann der Bürohengst der im Saggen wohnt und im Magistrat arbeitet ohne Auto auskommen, aber ein Selbstständiger zB der Ausrüstung zu diversen Kundenterminen bringen muss kann nicht rund 60kg Zeug mit dem Bus transportieren.
    Da wären wir beim Bus 😀 das Argument der Grünen vonwegen wir wollen weniger Autos in der Stadt daher machen wir es ihnen einfach schwieriger zu parken aber dafür gibt’s ja die Busse, wird da einfach lächerlich, wenn die Busse jetzt so drastisch reduziert werden, dass man das auch vergessen kann. Da kann man ja nur noch lachen 😀 mich wundert es nicht wenn die Grünen bei den nächsten Wahlen die Hälfte ihrer Stimmen wieder verliert 😀

  7. Der Verkehrsverbund Tirol ist überhaupt, so scheint es mir als fleißigem Öffi-Benutzer, eine Spielwiese von BürokratInnen, die sich mit ihrem Unternehmen im Alltag wenig bis überhaupt nicht beschäftigen.

    Das beginnt bei der Benennung der Linien („4134“, „4123“) – wer denkt sich so einen unverständlichen und kunden-feindlichen Schwachsinn eigentlich aus? und setzt sich fort zB eben in der in dem Artikel angesprochenen Fahrer-Fahrschein-Zwangs-Kontrolle, die an jeder Haltestelle unweigerlich zu einem entnervenden, sinnlosen Stillstand der jeweiligen Linie führt. Ich meine, es gibt heutzutage genügend Möglichkeiten, Vorverkaufs- und Zeitkarten zu erwerben und warum die Leute noch immer nur vorn und beim Fahrer einsteigen müssen ist wohl ein Relikt der alten Post(Bus)-Mentalität.

    Andererseits, und das ist jetzt ein politischer Missstand, wird man als Kunde durch die Vielartigkeit und Nicht-Kompatibilität der Systeme (IVB, VVT, ÖBB), die alle über eigene Apparate und Betriebsführungen verfügen, zusätzlich schikaniert.
    Warum gibt es nicht „Öffentlichen Verkehr“ als Gesamtlösung/Gesamtpaket? Es ist ja wohl eigentlich ein Wahnsinn, dass es im Jahr 2016 noch immer unmöglich ist, mit EINEM Ticket von Innsbruck nach Gschnitz ins Gschnitztal zu fahren. Derzeit braucht man dafür ein IVB-Ticket, ein ÖBB-Zugticket (Innsbruck-Steinach) und ein VVT-Busticket (Steinach-Gschnitz), also insgesamt drei Tickets. Umgekehrt ist es sehr wohl möglich, von Gschnitz nach Innsbruck mit einem Ticket zu fahren , das man im Bus erwerben kann. Abgesehen davon, dass es unglaublich mühsam und zeitaufwändig ist, drei Tickets für eine Fahrt kaufen zu müssen, kostet es auch noch ca. 2 Euro mehr bei einem Fahrpreis von rund 8 Euro. Wer ist da gewillt, vom Auto umzusteigen?
    Haben das die zuständigen

    • @Johann Alexander: da gebe ich dir Recht. Es gibt gute Leute beim VVT und es hat sich durchaus was bewegt, was man ja auch an den Fahrgastzahlen sieht, aber die enge finanzielle Bindung an die Gemeinden, die die Gestaltungsmöglichkeiten im Regionalverkehr stark einschränkt, halte ich ebenso für einen Fehler wie die Organisation von Orts- und Stadtverkehren durch den VVT nach Regionalverkehrsprinzipien (wofür die Umstellung der 505-505 ein Beispiel ist, da es sich hier um erweiterten Stadtverkehr handelt).

      Auch bei den Linienbezeichnungen gebe ich dir Recht, diese hätten schon längst nach einem kundenfreundlichen System umgestaltet werden sollen.

      Für eine Fahrt nach Gschnitz brauchst du aber tatsächlich nur ein VVT-Ticket plus Kernzone, keine drei separaten Tickets. Die Tageskarte für diese Relation kostet € 19,20 (ih meinem Beispiel Stadtverkehr bis Hbf + S-Bahn S3 + Bus 4146 ab Steinach).
      Was ich allerdings auch nicht gut finde, ist, dass die städtischen Ticketautomaten keine Regionalverkehrstickets ausgeben können. Ich würde in diesem Fall immer ein paar solcher Tickets vorrätig halten und den Vorrat bei Gelegenheit bei einem VVT-Automaten aufstocken.

      • Das stimmt. Aber was tust am Sonntag? Ich schildere es der Verständlichkeit halber genau:
        Ich steige in der Rehgasse (=Endhaltestelle) in den „R“ ein, die nächste Vorverkaufsstelle ist bei der Tabak-Trafik im „Merkur“ am Mitterweg und die ist am Sonntag sowieso zu. Wochentags muss ich entweder die zwei Stationen bis zum Halt Mitterweg-Unterführung schwarz fahren, zu Fuß gehen (was mit drei Kindern zwischen 1 und 5 kein sonderliches Vergnügen ist) oder eben doch, damit ich legal zur Vorverkaufsstelle gelange, einen Einzelfahrschein lösen.
        Beim IVB-Busfahrer kriegst Du nämlich kein VVT-Ticket, sondern nur einen Einzelfahrschein bis zum Bahnhof. Der ÖBB-Ticketautomat am Bahnhof gibt ebenso kein Ticket für VVT-Busse, in diesem Fall von Steinach nach Gschnitz aus (ist eine ÖBB-fremde Strecke). Also muss ich in der Tat drei Tickets lösen, um von Innsbruck nach Gschnitz zu gelangen. Ich habs cirka dreimal ausprobiert, bei allen Stellen nachgefragt und bis dato keine andere Auskunft erhalten. Und auf die Frage, obs nicht anders geht, kriegt man in der Regel ein fragendes Schulterzucken zurück. So ein Ticket, wie Du es beschreibst, gibt es auch beim VVT-Vorverkaufsautomaten am Busbahnhof nicht (habe ich selbst ausprobiert).

        • Man kann VVT-Tickets auch über die Homepage der ÖBB oder über die ÖBB Ticketapp kaufen – nur so als Alternative

        • Ja, da gebe ich dir Recht, was bei uns fehlt, sind Ticketautomaten in den Fahrzeugen. Ein Verkauf aller erdenklichen Tickets durch das Fahrpersonal ist nicht möglich, das würde für Verzögerungen sorgen, da ein Haltestellenaufenthalt im Idealfall nicht länger als zehn Sekunden dauern sollte.

          Mein Vorschlag wäre: kauf ein, zwei Fünffahrtentickets auf Vorrat. Damit hast du den Stadtverkehr abgedeckt für 1,60 pro Fahrt. Die Kinder fahren ja (noch) gratis.

          Am VVT-Automaten müsstest du die Möglichkeit haben, Gschnitz als Ziel auszuwählen, ist das nicht der Fall? Das wäre dann aber ein Systemfehler. Ich probier das mal aus.

  8. Du musst dann aber aufpassen, dass nicht gerade die Sonne auf das Display des Automaten scheint, denn dann ist das eine verdammte Geschichte, vor allem, wenn du knapp vor der Abfahrt den Fahrschein kaufen musst.

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