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Veganismus: Gründe gäbe es genug, nur das Angebot fehlt

Nachdem ich letztes Jahr eine alkoholfreie Fastenzeit eingelegt hatte, habe ich mich heuer für eine – auf den ersten Blick – radikalere Version des Verzichts entschieden: Veganismus.

„Fleischkas rettet Leben!“

Radikal deswegen, weil meine Ernährung zwar relativ gesund war, aber eben nicht tierproduktfrei. Ich musste und muss immer ganz besonders auf das achten, was ich meinem Körper zuführe, da ich leider eine derjenigen bin, die bereits beim Lesen von Fettgedrucktem einige Deka zunimmt. So war mein Kühlschrank immer schon relativ bunt und ich achtete auf genügend Vitamine aus Obst und Gemüse und versuchte, Weizen durch Vollkorn zu ersetzen. Nichtsdestotrotz erlaubte ich mir auch immer wieder eine sündige Freude und ich hielt auch gerne ein Plädoyer auf mein Anti-Kater-Menü: Fleischkassemmel und Cola – aber nur aus der Dose!

 

Auch das Sonntagsschnitzel in der Buzihütte oder im Stiftskeller war für mich ein Fixpunkt. Neben dem weitgehendem Verzicht auf allzu Fettes, Süsses und Schweres, gönnte ich mir also auch immer wieder einen „Refeed“, sodass neben den gesundheitlichen Benefits auch der Genuss nicht zu knapp kam. Man kann also sagen, dass ich mich zwar figurbewusst ernährte, das Bewusstsein für alle anderen Konsequenzen meines Kalorienkonsums aber ausblendete.

 

Doch vor einigen Wochen startete ich in meinen „temporären Veganismus“, natürlich nicht ohne Hintergrundinformation und gewissen Anleitungen von mir bekannten VeganerInnen, entsprechenden Onlinequellen und Kochbüchern.

 

Keine Stereotypen

Dieser Text soll allerdings kein Manifest für tierproduktfreie Ernährung werden – es gibt im Netz genug Dokumentationen, welche sich mit dem Thema  beschäftigen und die die gesundheitlichen, ökonomischen, ökologischen und anderen Vorteile einer veganen Kost detailliert beleuchten. Ich werde auch einen Teufel tun, Fleischkonsum und generell Tierprodukte zu dämonisieren, denn genau dies führt zu eben diesem Stigmatismus, mit dem der Veganer/die Veganerin meiner Meinung nach zu Unrecht zu kämpfen haben. Nicht jeder, der auf Tierprodukte verzichten will, gehört zu einer „radikalen Randgruppe“oder lässt das Hausschaf auf der Couch schlafen.

 

Auch gibt es VeganerInnen, die ohne die Nase zu rümpfen mit Freunden essen gehen können, die eben nicht auf Fleisch verzichten wollen. Diese stereotypen Annahmen sind oft falsch und vermutlich auch abschreckend für viele, die grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber dieser Ernährung wären.

 

Dem Veganismus fehlt die Leichtigkeit

Die Ausrede, dass es zu problematisch sei und es nicht genug Alternativen gibt, ist allerdings teilweise richtig. Diese Annahme beruht aber ausschliesslich darauf, dass sich das Angebot in Österreich, in Tirol und „sogar“ in Innsbruck auf wenige Zufluchtsorte beschränkt, obwohl dies absolut nicht nachvollziehbar ist. Dem Veganismus fehlt in unseren Gefilden die nötige Leichtigkeit, welcher durch ein erhöhtes Angebot und damit einhergehendem Wissen erreicht werden könnte.

Ich will mich hier nicht als Expertin aufspielen – die muss ich allerdings auch nicht sein, um festzustellen, dass es absolut einfach ist, Tiere und deren Produkte aus der eigenen Küche zu verbannen. Umso trauriger und unverständlicher finde ich es, dass es in der hiesigen Gastronomie derartig schwierig ist, dieses Vorhaben auch wirklich konsequent auch ausserhalb der eigenen Wohnung durchzuziehen.

 

In den herkömmlichen Gasthäusern bleibt einem nur die Wahl der Gemüseplatte, obwohl man hier noch extra dazu sagen muss, dass man diese nicht mit Buttersauce garniert haben will, oder man nimmt den öden Salat, den ich ohnehin verschmähen würde, weil ich den in Gesellschaft von „ernstzunehmenden“ Gerichten fast schon assozial anmutet. Fragt man dann wirklich nach einer veganen Alternative, wird einem auch schon einmal eine Ofenkartoffel mit Joghurtsauce empfohlen.

Italienische und asiatische Restaurants sind da schon einladender: Pasta mit Tomatensauce geht immer und auch eine käsefreie vegetarische Pizza ist meist kein Problem. Auch die indische, chinesische und koreanische Küche hat einiges mehr zu bieten als blosses Gemüse in irgendeiner lieblos arrangierten Form.

 

Vegan = assozial und lästig?

Dass man sich bei einem so sozial wichtigen Ereignis wie einem Abend in einem Restaurant aber derartige Gedanken machen muss, finde ich nicht nur lästig, sondern auch ungerechtfertigt: es wäre doch einfach, neben den althergebrachten und traditionellen Fleischgerichten und vegetarischen Alternativen auch vegane Speisen anzubieten. Und zwar auf so eine attraktive Art und Weise, dass selbst eingeschworene Fleischtiger eventuell von ihrem Routineschnitzel abweichen und eine tierproduktfreie Alternative wählen. Mit den ohne weiteres erhältlichen Substitutionen kann man eine anständige Lasagne zubereiten und auch vegane Nachspeisen müssen durch Ei- und Milchersatz den Vergleich mit den tierischen Konkurrenz nicht scheuen.

 

Dies ist aber anscheinend schon zuviel verlangt, denn bereits beim Kaffeetreffen wird es unnötig schwierig: Um einen Cappuccino oder Latte macchiatto ohne Kuhmilch serviert zu bekommen, bedarf es einiges an Geduld, um ein Kaffeehaus zu finden, welches diese Getränke auch mit Milchalternativen anbietet. Neben dem österreichischen Franchiseunternehmen „Coffeeshop Company“ und dem Unibistro fällt mir auf die Schnelle leider keine Möglichkeit ein. Dabei wäre es doch keine grosse Investition, ein extra Milchkännchen mit Sojamilch neben der Kaffeemaschine aufzustellen.

 

Ich habe mir in den letzten Wochen also einige Gedanken um dieses Thema gemacht und die aktuellen Lebensmittelskandale bestätigten mich in meinem Entschluss, meine Ernährung auch über die Fastenzeit hinaus grossteils vegan zu gestalten und würde mich dementsprechend auch über ein wachsendes Angebot in der Innsbrucker Gastronomie freuen. Ich bin mir sicher, dass dies auch zu einer bewussteren Ernährung unserer MitstädtlerInnen führen würde und somit auch Konsequenzen im Tier- und Umweltschutz hätte. Man wird doch noch träumen dürfen…

 

 

Das Foto zeigt ein Kunstwerk von Chris Moser 

Karin Hollenstein

25 Comments

  1. Genau dasselbe "Experiment" habe ich in Vorarlberg "gewagt" – und kann sämtliche hier genannten Erkenntnisse nur bestätigen. Dennoch fällt mir auf, dass Verganismus zunehmend zu einer kommerziell verwertbaren Nische wird und es zumidnest in Städten wie Bregenz und Dornbirn je ein Lokal gibt, das ausschließlich vegetarische und vegane Speisen anbietet. Die "traditionelle" Gastronomie scheint diese Entwicklung aber nach wie vor zu ignorieren – ganz nach dem Motto: Wenn es kein Fleisch ist, ist es keine Mahlzeit.  

    • Hallo Lukas, Hallo Leute,
      könnt ihr mir bitte mitteilen wo es rein vegetarische oder vegane Lokale in Dornbirn und Bregenz gibt oder generel in Vorarlberg.
      Ich kenne nur das „Cafe per Du“ in der Nähe vom Riedenburger Bahnhof (Bregenz/ Vorkloster), die Vegetarisch und auf Anfrage (sehr gut)vegan kochen.

      Schöne Grüße,
      Taya

  2. die wohl einzig wahre schatzkammer für genießer mit gewissen ist die indische küche! die gartechniken sind einfach, die utensilien ebenfalls. bloß der umgang mit und die verarbeitung von gewürzen mag geübt sein! doch es lohnt sich!  man kann alles benötigte bei uns auftreiben und dabei im vergleich zu österreichischer, französischer, italienischer küche sogar geld sparen. auch der gesundheit ist die indische küche zuträglich. der umgang mit den gewürzen und mischungen der selben ist mittels der richtigen literatur, etwas geduld und hingabe recht schnell erlernt! bei interesse kann ich gern ein paar rezepte ausschicken. nämlich solche die verzückung auf den gaumen zaubern, und das ganz locker und unbemüht. vegane lasagne, oder ähnliches ist zum vergessen!!!!! es gibt  küchen die aus religiösen gründen und einfach auch aufgrund des regionalen angebots eine jahrhunderte alte vegetarische bzw. vegane geschichte haben! und das schmeckt man!

  3. Leider wahr! Als eine wirklich vollwertige und auch gute Alternative fallen mir da  im Augenblick auch nur die Käsespätzle ein. Die beste Innovation der Vorarlberger in Tirol. Oder hat es die früher auch schon in Tirol gegeben? Aber das Gemüsezeug schmeckt alles bald ziemlich öd und langweilig. Nicht zu vergessen natürllich die böhmischen Mehlspeisen wie Powidltatschkerln, Buchteln, Marillenknödeln und und und! …

    • Deine Beispiele sind alles vegetarische Gerichte, z.B. KÄSEspätzle. Vegane Gerichte bestehen nicht nur aus Gemüse: Reis, Nudeln, Brot, Quinoa, Bulgur, etc. liefern einen hohen Nährwert und sind vegan.

       

      • Ja das mag schon sein. Aber anders kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Da kann ich mich ja gleich begraben lassen!

        • Wieso würdest Du lieber sterben als auf Tierprodukte zu verzichten? Sei mir nicht böse, aber das interessiert mich wirklich.

          • und dass du deine Kässpätzle, Powidltatschkerln, Buchteln, Marillenknödeln und und und! … auch TIERLEIDFREI zubereiten kannst, darauf bist du wohl nicht gekommen?? Oft ist es sogar einfacher als gedacht, Rezepte zu „veganisieren“! Etwas besser informieren, dann klappt das schon.

  4.  Toller Beitrag. Ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gemacht. Man muss dabei nicht mal bis zum Veganismus gehen, um die Probleme zu sehen. Jede(r) ernsthafte VegetarierIn kann von dem mangelnden Angebot in der Gastronomie getroffen werden. Das Angebot in Supermärkten ist zwar überschaubar aber existent.

    Im Bus habe ich letztens sogar eine Werbung gesehen, die suggeriert,  dass man nur mit Fleisch kräftig sein kann… anscheinend sind wir noch nicht so weit Ernährungsalternativen ernst zu nehmen. 

  5. Vielleicht wäre es möglich, zumindest der Mensa einen Wink für ein veganes Gericht zu geben, um die Nachfrage auszuloten?

  6. ich finds oft als vegetarierin schon schwierig was zu finden. gerade in traditionellen tiroler gasthäusern gibts oft nur auf nachfragen eine vegetarische alternative zu den fleischgerichten in der karte. von vegan ganz zu schweigen…

    bezüglich veganem kaffee: mc cafe macht auf wunsch alles mit sojamilch. nicht umsonst war ich über das mäci-galgen-bild oben überrascht…

  7. Auf Fleisch zu verzichten ist kein Problem, es ist eine Frage des Willens und des Wollens. Viele Kulturen und Religionen sind fleischfrei und das seit Jahrhunderten. Wer heute noch Fleisch in grössren Mengen zu sich nimmt, muss sich auch dem Gesundheitsrisiken bewusst sein (auch wenn im Fleisch ja reichlich Medikamente enthalten sind).

    Seine Ernährung dahingehend umzustellen, hat bei mir nur dazu geführt dass ich bewusster esse – und wahrscheinlich auch gesünder. Es ist allerdings schade, dass man sich heute noch rechtfertigen muss wenn man auf tierische Produkte verzichten will. Allerdings muss sich auch der Vegetarier vom Veganer noch einiges anhören.

    Infos zu den vegetarischen und veganen Restaurants gibts übrigens hier http://www.facebook.com/VGT.Vorarlberg 

    Ausprobieren sollte es eigentlich jeder einmal, es wird dich nicht umbrigen kein Fleisch zu essen, die Tiere allerdings schon!

  8. Das vegane Angebot auf Innsbrucks Speisekarten ist in der Tat nicht überwältigend. Der "Krahvogl" hat aber z.B. mit seinem Ayurvedischen Menü täglich ein veganes Mittagsgericht. Bei "Chez Nico" (ohnehin ein Geheimtipp für alle, die Essen lieben) wird man auf Wunsch ebenfalls vegan bekocht. Dort weiß man auch, was ‚vegan‘ heißt 😉

    Ich behaupte mal, es fehlt oft einfach dieses Wissen bei den Gastwirten (und sogar bei vielen Köchen). Mit Nachfragen und genauem Erklären was ich möchte und was nicht, habe ich bisher noch immer etwas besseres als Salat oder Gemüsereis bekommen. Durch Aufklärungsarbeit und vermehrte Nachfrage ist es daher durchaus realistisch, dass in einigen Jahren bewusst vegane Gerichte auf den Speisekarten zu einer Selbstverständlichkeit werden, so wie es mittlerweile (fast überall – zumindest ‚gut gemeint‘) mit den vegetarischen ist.

     

     

  9.  ich hoffe diese vegan-nazis sterben irgendwann von selber aus, weil ihnen das eiweiß fehlt

    •  @golya:

       

      Ich gehe mal auf deinen halbgaren trolligen Kommentar ein:

      "Nazi" – immer wieder ein gerngesehenes Wort bei Menschen, die andere verurteilen. Bei diesem Artikel auf diese spezielle Gruppe angewandt allerdings besonders lustig.

      Dir ist in erster Linie egal, dass Tiere für Dich sterben. Da bist Du nicht allein, leider. Doch du willst auch noch, dass die Menschen sterben, die nicht verantwortlich für Mord sein wollen. Ziemlich schlau, Dein Kommentar. Herzlichen Glückwunsch.

       

    • Lieber golya,

      wissen Sie überhaupt was Sie da von sich geben, es gibt viele Menschen die auf Nahrungsmittel schlecht reagieren und es gibt auch Menschen die so gut wie keine tierischen Proteine ( Eiweiß ) vertragen. So wie ich zum Beispiel mir fehlt ein Enzym um diese Proteine zu verdauen, jahrelang habe ich unter schweren Migräne Atacken und anderen körperlichen Gebrechen gelitten, bis dieses bei mir festgestellt wurde. nun ernähre ich mich vegan und habe wieder ein Lebenswertes Leben, obwohl ich auch einige vegane Sachen nicht vertrage z.B. Nüsse.
      Aber ich frage mich jetzt warum ich mich nun als vegan-nazis betiteln lassen muß? Ich denke bevor man so deformierende Kommentare abgibt, sollte man erst mal wissen über was man spricht. Ich wünsche Ihnen ein glückliches Gesundes Leben und drücke die Daumen das Ihnen nie dergleichen wiederfährt.
      Liebe Grüße Susi

  10. Ich habe den Eindruck, dass die "vegane Szene" in Innsbruck sehr aktiv ist und sich langsam immer mehr Menschen für diese Themen einsetzen. Wie immer man dazu stehen mag – ich finds jedenfalls toll, wenn Menschen nicht nur reden, sondern ihre Überzeugungen auch umsetzen und z.B. Tierleid nicht einfach so hinnehmen.

     

    [video:http://youtu.be/a5647ff1ATY%5D

     

    Das Video ist schon etwas älter, aber die VEGANMANIA findet einmal im Jahr meistens im Sommer statt – und jedes Jahr wird sie wieder ein bisschen größer und bunter.

  11.  @ Karin

     

    Ich finds sogar super dass Tiere für mich sterben. Für meine Schuhe, meine Kleidung, meine Möbel, mein Essen.

     

    Und ich ess auch Gänsestopfleber. Tiere sind Produkte. Mit denen dürfen wir Menschen machen was wir wollen, weil es eben nur PRODUKTE sind 

  12. @golya

    Deine Sichtweise ist nunmal deine Sichtweise. Aber wenn du scho so auf den Tisch haust, dann wäre doch ein wenig Basisinformation hilfreich. Kein Veganer wird jemals an Eiweissmangel sterben und Mangelernährungen gibt es generell nur dann wenn sich (übrigens auch der omnivore Esser) einseitg ernährt wird. Ich will garnicht so ins Detail gehen weil ich, (IMHO) davon ausgehe dass du es a) nicht verstehst und b) du auch nicht hören willst.

    Das Leute mit deinem Bildungsgrad (den ich aufgrund deiner Wortwahl einschätze) Worte wie Nazis im bezug auf Veganer/Vegetarier verwenden ist witzig. Vegannazi ist ein Oxymoron; tolles Wort oder. Da du dich mit der nationalsozialistischen Geschichte so gut auskennst ist suoer, Dann weist du ja auch wie das mit den Juden war. Stell dir vor das gleiche, poassiert jeden Tag  millionenfach in der Eierproduktion. männnliche Küken werden vergaast oder zerschreddert, lebendig versteht sich!

    Wer ist denn jetzt hier der Nazi? 



  13. please don’t feed the troll!

    Jeder wird ernten was er sät und je weniger man auf zynische Kommentare eingeht, desto größer die Wut des Trolls.

    Die Bestie zerstört sich selbst, indem sie Leichengift frisst! 😉

  14. stimmt schon, dass die tiere in den fabriken nicht mehr sind als produkte, also waren, erzeugt um gefressen zu werden. alle wissen: das bedeutet tierleid, hormone, legales gift und nichts weniger als den tod eines leidensfähigen wesens. wer sich von solchen produkten "ernährt", tut es auf eigene gefahr.

  15. Lebe auch seit 3 Monaten vegan und stelle fest, dass das Angebot täglich steigt. Habe heute einen Lokalführer für Innsbruck veröffentlicht und merke, dass sich immer mehr Menschen im positiven Sinne für diese Lebensart interessieren. 🙂

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