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Systemerhaltung um jeden Preis

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Im vorherigen Jahr hat das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil bestätigt, dass Menschen, welche das ORF Radio- oder TV-Programm nur via Laptop, PC, Tablet oder Smartphone nutzen, keine GIS – Gebühren entrichten müssen. Seitdem werden generelle Haushaltsgebühren öffentlich diskutiert.

Die Schweiz und Deutschland haben die gerätunabhängigen Rundfunkgebühren schon umgesetzt. In Deutschland ist noch eine Klage beim dortigen Bundesgerichtshof ausständig. Sollte diese durchgewunken werden, werden wir wohl auch bald in Österreich diese Lösung sehen. Denn wir machen ja fast alles nach, was unsere Nachbarn tun. Dabei kommen bei der „tollen“ Regelung unserer Nachbarn auch Personen zum Handkuss, welche das ORF Programm – sei es Radio oder Fernsehen – nie nutzen. Vom Wort „Gerechtigkeit“ kann hier keine Rede sein. Viel mehr werden die Geldtaschen von Personen, welche hart an der Armutsgrenze leben und deswegen bewusst auf Fernsehen und dergleichen verzichten, noch mehr belastet.

Derzeit belaufen sich die monatlichen Rundfunkgebühren in Tirol für Fernsehen inkl. Radio monatlich auf stolze € 23,28 pro Monat (davon € 6.78 fürs Radiohören). Nun wäre es zu einfach, zu sagen der ORF gehört privatisiert und die GIS-Gebühren abgeschafft; denn ein komplexes System und zu viele Arbeitsplätze hängen daran und mit der Aufhebung der „Steuer“ würde dies einfach pulverisiert werden. Was jedoch jedenfalls anzudenken ist, wäre eine Teilprivatisierung sowie eine Umstrukturierung des ORF. Denn Hand aufs Herz – Qualität und Kosten liegen sehr weit auseinander beim ORF. So düpiert doch der Privatsender Servus.tv in Sachen Qualität und Infotaiment schon lange das Österreichische Staatsfernsehen und auch in puncto HD-Bildqualität war man dem ORF lange weit voraus (Stichwort HD – Technologie).

Über die Sendeinhalte des ORF’s kann ich leider nicht viel sagen, da ich nur die großen Sport-LIVE-Übertragungen (Wintersport, Olympia, Fußball) dort sehe (meist beim „Public Viewing“) und ich ansonsten generell kaum Zeit habe zum Fernsehen. Daher soll das bitte jeder selbst beurteilen, ob die Sendungen und Produktionen des ORF a’la Dancing Stars, „Tschuschnpower“, Was gibt es Neues?, Starmania (die meisten Sachen sind ein Abklatsch deutscher Sender) „wertvoller“ und „besser“ sind als bei den kostenfreien Privatsendern. Denn das ist sicher Geschmackssache.

Aber man muss feststellen, dass die Welt im Wandel ist und das Fernsehen immer mehr an Bedeutung verliert. In den 90er Jahren war das TV-Gerät vielleicht noch Informations- und Unterhaltungsquelle Nr. 1 im Haushalt, mittlerweile haben schon längst Internet, Smartphones und Tablets den Fernseher als raschen Infogeber abgelöst. Und auch Blue-Ray DVD‘s, Video-on-demand, Online-Streamings und vieles mehr sind sehr stark im Kommen und somit schwindet auch die Attraktivität des Unterhaltungsangebotes des ORF, speziell von Spielfilmen, Serien und dergleichen.

Deswegen stehen die derzeitigen Zwangsgebühren fürs Fernsehen wohl in keinem Verhältnis mehr zum tatsächlichen Nutzen der Allgemeinheit und gehören daher ganz klar nach unten korrigiert. Und eine generelle Haushaltsrundfunkgebühr ist sicher keine innovative, faire und zukunftsorientierte Lösung, sondern in meinen Augen nichts anderes als Abzockerei auf Kosten der Bürger, um ein reformbedürftiges System so lange wie möglich zu erhalten.

Wie könnte nun ein revolutionärer Lösungsvorschlag aussehen, um die Geldtasche der Bürger zu entlasten und gleichzeitig den ORF weiter zu erhalten? Ich hab mir Gedanken darüber gemacht und folgende Antwort dafür gefunden:

Ich würde die GIS-Gebühren komplett abschaffen und folgenden Weg gehen: Da wirklich jedes Auto heutzutage über einen Radio, teilweise sogar auch über einen integrierten Fernseher verfügt, würde ich die Rundfunkgebühr auf ca. € 10,00 senken und diese € 10,00 über die motorbezogenen

Versicherungssteuer einheben. Dabei gibt es keinen Unterschied ob Firmenfahrzeug oder Privatfahrzeug, jedes mehrspurige KFZ unter 3,5 t hat diese 10 Euro zu entrichten (Ausnahme: Taxi- und Transportgewerbe). Bei Firmenautos können diese Kosten an den Arbeitnehmer weitergegeben werden oder die Fa. erklärt sich dazu bereit, die Gebühren für die Autos zu bezahlen. Pro angemeldetes mehrspuriges KFZ sind daher immer diese 10 Euro zu entrichten, eine Familie mit 3 Autos zahlt daher € 30,00 an Rundfunkgebühr, eine Familie ohne Auto zahlt nichts. Denn wer mehr als ein Auto hat, kann es sich leisten.

Diese € 10,00 setzen sich zusammen aus den Radiogebühren von € 6,78 und die restlichen € 3,22 sind Fernsehgebühren. Das bedeutet a.) dass die Radioanstalt des ORF vollverstaatlicht bleibt (was lt. jüngsten Statistiken bei der konstant hohen Nutzung, vor allem beim Autofahren, berechtigt ist) und b.) dass man die ORF-Fernsehsparte teilprivatisiert und hier auch ganz klar den Sparstift ansetzt. Dazu möchte ich folgende Denkanstöße in den Raum werfen:

Braucht ein kleines Land wie Österreich 9 ORF-Landesstudios? Würden nicht etwa 4 reichen (West, Mitte, Süd, Ost)? Braucht der ORF 4 Sender (ORF 1 – 3, ORF SPORT +)? Würden nicht 2 Sender reichen (ORF 1: Sport und Information, ORF 2: Kultur- und Unterhaltungssender)? Braucht der ORF noch teure Spielfilme oder Serien aus den USA, wenn Netflix, Video-on-Demand, Bluray-DVD’s und dergleichen sich immer größerer Beliebtheit erfreuen? Und man muss bedenken: Das sind erst die legalen Wege, sich diese Produkte zu beschaffen, die ich hier aufgezählt habe. Entsprechen nachgemachte Produktionen wie Starmania, Die große Chance, Dancing Stars und dergleichen den Vorgaben des Informations- bzw. Bildungsauftrages der Republik Österreich, oder ist das schon eher als „Trash-TV“ zu werten? Braucht es Produktionen wie Seitenblicke, oder Liveberichterstattungen vom Opernball bzw. vom Life Ball? Müssen wir die Formel 1 – Übertragungen bezahlen, obwohl seit fast 10 Jahren kein österreichischer Fahrer mehr am Start ist? Da gibt es noch viele Beispiele von aufgeblähten und teuren Produktionen beim ORF, welche man einsparen könnte.

Es ist zum Beispiel für mich auch durchaus denkbar, dass die Fernsehsparte des ORF mit einem Privaten wie zB. Servus.tv, ATV+ od. Puls4 fusioniert. Die Konditionen wären halt dann Verhandlungssache.

Die Werbung ist trotz Zwangsgebühren eh schon allgegenwärtig im ORF. Mit Werbeeinnahmen und einer etwaigen Fusionierung mit einem Privaten sowie mit den Zwangsgebühren von € 3,22 sollte es möglich sein, zwei gute Sender aufzustellen, wovon Sender eins die Sparten Sport und Information bedient und Sender zwei Kultur und Unterhaltung. Klar muss man sparen, aber das ist momentan unausweichlich, denn wir alle müssen sparen. Und andere Sender schaffen es offensichtlich auch ohne Zwangsgebühren ein gutes Programm aufzustellen.

Ich denke auf diesen Beitrag gibt es genug Diskussionspotenzial und ich freue mich über eure Kommentare.

Sebastian Fehr

 

 

Gast

7 Comments

  1. das einfachste und fäirste wäre wohl, nur denen orf freizuschalten, welche die gebühren bezahlen. technisch sehr einfach umzusetzen.
    aber welche regierung würde schon freiwillig auf dieses machtinstrument verzichten?
    ein offenes geheimnis ist ja, dass der orf ein von der spö gelenktes medium ist und solange diese damit wien und damit österreich regieren.

    fakt ist, dass der orf seinen bildungsauftrag und ideologiefreies informieren der bevölkerung nicht erfüllt und für mich die zwangsgebühr absolut ungerechtfertigt ist.

    das nachmittags programm von orf1 besteht nur noch aus amerikanischer trash-comedy sch… und heimische produkte sind meist immer von den selben spö arschkriechern besetzt, welche geschichten über das so rassistische, primitive und dumme volk produziert. blöd ist nur, dass
    sie damit nicht abschrecken, sondern genau das gegenteil erreichen.
    dumpf, ungebildet und kriminell ist wahrscheinlich deshalb auch so cool.
    sorry, ich schweife ab.
    wer sich also nicht für wintersport, formel 1, fußball, ideologisch gelenkte nachrichten und trash comedy aus übersee interessiert, hat wohl keine freude mit dem orf. 😉

    lg ingo

  2. Na ja, so einfach ist es nicht. Ö1 finde ich immer noch sehr gut und auch der Kultursender ORF 3 bietet doch oft sehr Interessantes. Ich glaube nicht, dass es mit einer Privatisierung besser werden würde. Ob es wirklich neun Landesstudios braucht, das ist die Frage. Wenn ich mal davon ausgehe, dass gerade das Regionalfernsehen hohe Einschaltquoten hat, eben wegen dem „jeder kennt halt jeden auf dem Land“ und sieht sich oder seine Freunde gern im TV, aber das könnten wohl auch privaten Sender abdecken. Vielleicht sollte man eher überlegen, die Werbung zurückzufahren, die ich eigentlich unerträglich finde und nichts anderes als eine Indoktrinierung der Menschen ist, und wenn ich schon für das Fernsehen bezahlen muss, dann möchte ich da eigentlich nicht mit diesem in den meisten Fällen die primitivsten Instinkte der Menschen ansprechenden Blödsinn zwangsbeglückt werden.

    • Die Größe der Landesstudios steht in keinem Verhältnis zu deren Leistung. Da würde auch ein Großraumbüro mit maximal 5-10 Vollbeschäftigten ausreichen.
      Es ist ja alles digitalisiert und diese Bauten, sind ein Relikt aus analogen Zeiten.
      Das Gehalt der Intendanten ist Absurd hoch, aber dafür arbeiten „die Kleinen“ für lächerliche Gagen und Sklavenverträgen, die sie zu abhängigen Befehlsempfänger degradieren.
      Übrigens sitzen in der Redaktion von ORF III nur 2-3 Leute, vor denen ich den allergrößten Respekt habe. Die leisten wirklich großartiges.

  3. Sie schreiben über die Abschaffung der Zwangsgebühren, bringen jede Menge Kritik über den ORF und seine Inhalte und streuen mittendrin dann folgende Zeilen ein:
    „Über die Sendeinhalte des ORF’s kann ich leider nicht viel sagen, da ich nur die großen Sport-LIVE-Übertragungen (Wintersport, Olympia, Fußball) dort sehe (meist beim „Public Viewing“) und ich ansonsten generell kaum Zeit habe zum Fernsehen.“

    Diese Zeilen untermauern ihre Argumentationen leider nicht wirklich!

    • Sehr geehrter Herr Brezek,

      meine Argumentation für einen abgespeckten ORF basiert nicht auf die Programminhalte, dessen Qualität der Leser bitte selbst beurteilen soll. Ich kritisiere die SendeINHALTE deswegen nicht, weil ich sie a) größtenteils nicht kenne und b) Geschmäcker verschieden sind.

      Meine Argumentation beruht auf den Wandel der Zeit, dem Fortschritt der Informationstechnologie und dem damit verbundenen Schwinden der Wertigkeit des TV-Gerätes im Haushalt. Wie ich im Text geschrieben habe: Vor 10, 15 Jahren war der Fernseher die Info- und Unterhaltungsquelle Nr. 1, heutzutage ist diese Monopolstellung schon längst von Laptops, Tablets, DVD, Blu-Ray und Video on Demand Angeboten überholt worden.

      Kritik darf bei der SENDEQUALITÄT (und nicht beim Sendeinhalt, dessen Beurteilung ich wie gesagt dem Leser überlasse) bei welcher man lange Zeit trotz Unmengen an Steuergeld Servus.tv herhinkte (Stichwort HD Fernsehen, den aufgeblähten Landesstudios) sowie bei der Ungerechtigkeit der wohl kommenden geräteunabhängigen GIS-Gebühr geübt werden. Denn wenig Leistung für viel (Zahlungs-)Aufwand ist noch nie gut angekommen.

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