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Strasser im Häfn, Koschuh im Treibhaus. Ein Interview oder so.

Am Donnerstag den 16. Oktober zieht Markus Koschuh im Treibhaus (s)eine erste Zwischenbilanz nach rund 10 Jahren Poetry Slam und 5 Jahren Kabarett. Für diesen Abend verspricht der umtriebige Wort- und Humorakrobat eine „fulminante Werkschau“, nach dem dem Publikum „die Münder offen stehen und die Ohren glühen werden“. Provinnsbruck.at traf Koschuh zwischen zwei Proben für seine einmalige Bilanzshow zum Frage-und-Antwort-Spiel:

Provi: Herr Koschuh, Sie begehen also am Donnerstag im Treibhaus Ihr 10-jähriges Bühnenjubiläum. Ist es nicht irgendwie schockierend, in dieser langen Zeitspanne nicht zumindest in eine einzige wirklich bedeutende Fernsehshow eingeladen worden zu sein?
Koschuh: Erstens war ich sehr wohl zu einer wirklich bedeutenden Fernsehshow eingeladen. Da können Sie die Barbara Karlich fragen. Ich kann mich an meinen famosen Auftritt in ihrer Sendung zum Thema „Familienfeiern sind nur lästige Pflicht“ noch sehr gut erinnern. Leider. Von der Feier zum 60. Geburtstag meiner Mutter habe ich erst Wochen später erfahren. Mir hatte die Mama gesagt, dass sie gar nicht feiern will.
Provi: …und zweitens?
Koschuh: Und zweitens was?
Provi: Na, auf „Erstens“ folgt ja normalerweise ein „Zweitens“.
Koschuh: Ach so. Und zweitens haben Sie das nun behauptet, dass „Tirol Heute“ oder „Im Zentrum“ keine großen Fernsehshows sind. Dann wäre ich ja also aus dem Schneider. Und eigentlich sind’s ja 11 Jahre. Aber das kommt marketingtechnisch nicht so gut. 11. Es feiert ja auch niemand seinen 59. oder 61. Geburtstag groß. Aber den 60sten schon. Schluchz.
Provi: Tolle Ausrede, das mit dem Marketing. Sie können ja ruhig zugeben, dass Sie letztes Jahr dermaßen lange auf Entzug waren, dass Sie auf das 10-Jahres-Jubiläum vergessen haben.
Koschuh: Woher wissen Sie denn das mit dem Entzug?Markus Koschuh provi1
Provi: Wir haben es gar nicht gewusst. Aber danke für die Bestätigung. Themawechsel.
Koschuh: Ja, bitte.
Provi: Wann haben Sie denn mit dem Schreiben begonnen?
Koschuh: Mit 6 Jahren. Am Ende des Schuljahres konnte ich schon einen alliterativen Satz schreiben ohne zu wissen, was Alliteration eigentlich ist: Mimi mag Mama.
Provi: So ein bisserl einen Mutter-Komplex haben Sie aber schon, oder?
Koschuh: Noch so eine Frage und ich sag’s meiner Mama.
Provi: Themawechsel. Sie wollen also donnerstags 10 Jahre Poetry Slam und 5 Jahre Kabarett Marke Koschuh feiern. Kabarett kennt man ja: Leute, die zwanghaft lustig sein wollen. Aber bitte was ist dieses „Poetry Slam“?
Koschuh: So Wort und so.
Provi: Von Ihnen als zweifachem österreichischem Meister und Vize-Europameister in diesem Ding hätten wir uns eine etwas ausführlichere Antwort erwartet.
Koschuh: Tja, das Leben ist eine einzige Enttäuschung.
Provi: Themawechsel.
Koschuh: Leiten Sie immer mit „Themawechsel“ zu einer neuen Frage über? Besonders kreativ ist das nämlich nicht.
Provi: Das ist uns auch wurscht. Zum kreativ Sein gibt’s Leute wie Sie. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie den Begriff „Poetry Slam“ nicht erklären können.
Koschuh: Nein.
Provi: Was „Nein“?
Koschuh: Wollen.
Provi: Wie?
Koschuh: Nicht: „Können“. Sondern:„Wollen“. Ich will den Begriff „Poetry Slam“ nicht erklären. Können würde ich es schon.
Provi: Themawechsel.
Koschuh: Was Sie nicht sagen.
Provi: Wem haben Sie denn in puncto Kabarett am meisten zu verdanken?Markus Koschuh provi3
Koschuh: Dem Tiroler Bauernbund. Ohne dessen unmoralisches Wirken der letzten Jahrzehnte in Sachen Agrargemeinschaften hätte es den Stoff zu „Agrargemein“ gar nicht gegeben. Als mein persönliches Danke habe ich seit 2 Jahren die Bauernzeitung abonniert. Ich will den Menschen dort auch etwas zurückgeben.
Provi: Bitte was sind Agrargemeinschaften?
Koschuh: So Agrarzeugs halt.
Provi: Von einem, der mit einem Programm zum Thema Agrargemeinschaften das erfolgreichste Programm der Tiroler Kabarettgeschichte geschrieben hat, hätten wir uns eine etwas ausführlichere Antwort erwartet.
Koschuh: Das mit „Leben“ und „Enttäuschung“ hatten wir schon mal.
Provi: Thema…
Koschuh: …wechsel?
Provi: Genau. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie den Begriff „Agrargemeinschaft“ nicht erklären wollen.
Koschuh: Nein.
Provi: Was „Nein“?
Koschuh: Können. Ich würde den Begriff „Agrargemeinschaft“ schon erklären wollen. Ich kann es aber nicht. Weil ich kenne mich da nicht aus.
Provi: Soll das ein … ein Scherz sein?
Koschuh: Bingo.
Provi: Dann können Sie uns also den Begriff „Agrargemeinschaft“ erklären?
Koschuh: Ja. Aber ich will jetzt nicht mehr. Themawechsel.
Provi: Gut. Sie wollen oder können uns weder zum Thema Poetry Slam noch zum Thema Agrargemeinschaft etwas sagen. Dürfen wir Sie kniegefälligst denn zum Kabarett an sich etwas fragen?
Koschuh: Fragen darf man alles.
Provi: Warum haben Sie mit Kabarett begonnen?
Koschuh: Weil’s grad kaum ein Anderer gemacht hat. Ich habe damals nur einen einzigen anderen Tiroler Kabarettisten gekannt. So gesehen hätte ich eigentlich auch Landeshauptmann werden können. Ich wollte aber, dass die Leute WEGEN mir lachen, nicht ÜBER mich. Wenn ich „How do you do?“ sage, denken alle, dass ich stundenlang über diesen Witz nachgedacht habe. Sagt ein Landeshauptmann „How do you do?“, noch dazu zu einem, der ein besseres Wienerisch drauf hat als der Mundl, wird er ausgelacht.
Provi: Wir müssen leider leider zum Ende kommen, meine Mutter feiert heute ihren 65. Geburtstag und wir wollen noch ein Lied für sie einstudieren. Noch eine letzte Frage: was erwartet das Publikum am Donnerstag im Treibhaus?
Koschuh: Einen, der seine ihm liebsten und damit wohl auch besten Poetry-Slam-Texte mit seinen ihm liebsten und damit wohl auch besten Kabarettszenen aus Agrargemein und den Programmen davor und danach verwebt. Ein fulminanter Abend, nach dem dem Publikum der Mund offen bleibt und die Ohren glühen werden. Es wird ein Riesenspaß. Für die meisten halt. Mein Techniker wird ordentlich ins Schwitzen kommen. Aber selbst schuld. Hätte er halt was Ordentliches gelernt.
Provi: Danke für dieses scheiß Gespräch. Noch eine allerletzte Frage: Werden Sie Ihrer Mutter trotz freier Platzwahl im Treibhaus einen Platz reservieren?
Koschuh: Ich habe meiner Mama gar nicht von morgen erzählt. Wie du mir, so ich dir.
Provi: Sie haben schon ein bissi ein, zwei, drei … Probleme ..?
Koschuh: Na, was glauben Sie, warum ich das mit der Bühne mache. Bei den Stundensätzen der Psychotherapeuten bleibt einem ja gar keine andere Wahl.
Provi: Danke, dass Sie mich wieder aus dem Schwitzkasten nehmen. Und für’s Gespräch natürlich nicht.
Koschuh: Selber.

Markus Koschuh:
Für Freund & Feind. Bi&lanz. Ein&malig&Aus. 10 Jahre Poetry Slam, 5 Jahre Kabarett.
Do, 16. Oktober, 20:15 Uhr, Treibhaus. Karten: www.treibhaus.at bzw. 0512/572000
Markus Koschuh FürFreundUndFeindBilanz c Albert Bloch

Markus Koschuh

3 Comments

  1. Ich weiß, dass Koschuh einer der provinnsbruck-Lieblinge ist und ich meine, auch ein Mitglied der ersten Stunden dieser lobenswerten Website ist – daher bin ich ganz vorsichtig mit Anmerkungen zu diesem CELEBRITY der linksalternativ-veganen und moralisch-integren & fortschrittlich-studierten Intelligenz und intellektuellen Avantgarde der Politikwissenschaften und ähnlich weltbewegender und von sich selbst eingenommener Denkgesellschaften m.b.H. – also ganz höflich und mit Fragezeichen:
    Ist der nicht ein bisschen langweilig geworden?
    Und der Applaus Routine?

  2. Ich kenne wenige Kabarettisten, die ein so reichhaltiges Re­per­toire an dramaturgischen, sprach-spielerischen und musikalischen Einlagen zu einem ebenso witzigen wie geistreichen Gesamtkunstwerk verbinden. Koschuh spielt in einer Liga mit Hader und Dorfer, sein Humor ist eben keine billige Schenkelklopferei – sondern vielseitig, intelligent und durchaus tiefsinnig.

    Wenn dir langweilig ist oder du Koschuh den Applaus neidest, ist das kein bzw. dein Problem, Maximilian. Aus deinen Zeilen lese ich raus, dass du weniger ein Problem mit Koschuhs Kabarett hast als mit dem Publikum, dem du Arroganz und Abgehobenheit unterstellst.

    Diese Kritik ist dir natürlich unbenommen – allerdings ist 1) das Klischee von den angeblich abgehobenen und arroganten „Intellektuellen“ schon ziemlich abgedroschen und 2) meines Wissens noch niemand gezwungen worden, sich Koschuhs Kabarettabende anzusehen.

  3. Hab die Vorstellung leider aus Zeitgründen nicht gehört, aber das Interview ist originell und voll hintergründigem Witz. Aber Kritik sei natürlich jedem unbenommen. Schließlich lebt die Kunst nicht zuletzt davon!

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