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Stefan Abermann „Hundestaffel“

Der Debütroman des Innsbrucker Autors Stefan Abermann ist im Skarabaeus Verlag erschienen.

Romane aus der Ich-Perspektive sind immer etwas kritisch. Auch wenn man heute schon „in der Volkschule“ (© Marcel Reich-Ranicki) lernt, dass Autor und Erzähler-Ich keineswegs identisch sind, ist die Gefahr groß, als Leser(in) mit seitenlanger, fader Selbstbespiegelung behelligt zu werden. Bibliotheken könnten gefüllt werden mit den verschnarchten Erstlingen aufgeblasener Ichlinge, die zu wenig mehr taugen als zum abschreckenden Beispiel.

 

Handlung
„Hundestaffel“ reiht sich darin nicht ein – und schuldet dies ebenso der Fertigkeit seines Autors wie der interessanten Handlung. Im Zentrum steht Thomas, besagtes erzählendes „Ich“ und Chronist der Geschichte. Im Wesentlichen handelt sie von der seltsam ungleichen Freundschaft dreier junger Männer – Thomas, Leo und Hannes. Dieser Hannes ist ein durchtriebener Bursche, der es genießt, seine Mitmenschen zu manipulieren. Die Frauen fliegen auf ihn und seine besten Freunde degradiert er zum Publikum, ja zu willfährigen Dienern. Als Thomas versucht, sich zu widersetzen, scheitert er an der Kaltschnäuzigkeit seines „Freundes“. Da Hannes sein mieses Spiel immer weiter steigert, endet das Ganze schlussendlich in einer Katastrophe.

 

Eindruck
Zumindest ich brauchte einige Seite, um mich in dieses schmale Büchlein zu finden, das als Roman bezeichnet wird. Abermann versteht es, sprachlich zu überraschen, bisweilen sogar zu erfreuen. Wiederholt entwirft er schlüssige Bilder, gelegentlich auch sprachliche Leckerbissen. So enthält der Text mindestens fünf bemerkenswerte Stellen – zitiert wird hier, Guttenberg sei Dank, keine. Originell auch die Handlung, allerdings mit einer entscheidenden Einschränkung: Hannes, obgleich fast immer im Mittelpunkt der Schilderungen, bleibt für mich eher farblos.

 

„Hundestaffel“ ist ein gelungenes Debüt – ein Buch, das einen auch nach der Lektüre noch beschäftigt. Und Lust darauf macht, mehr von seinem Autor zu lesen.

 

Links 

www.skarabaeus.at/

www.stefanabermann.org/
 
Anmerkung: Auch wenn ich Stefan Abermann flüchtig kenne, handelt es sich hierbei um keine Gefälligkeitsrezension. Zum einen weil ich mich dafür nicht hergebe – zum anderen hätte es sein Buch nicht nötig.

Andreas Wiesinger

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