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So schön um den See

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Nun scheinen die Würfel gefallen zu sein: Der Naturschutzbescheid für das umstrittenen Hotelprojekt am Obernberger See ist in den letzten Wochen von der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck als zuständige Behörde an die Projektgruppe Natur Refugia ergangen. Ein wunderschönes Naturjuwel in mittelbarer Nähe Innsbrucks, wird hier dem wahrscheinlich kurzfristigen Profitinteresse einer kleinen Gruppe cooler Touristiker geopfert. Der Ort Obernberg scheint gespalten zu sein, die Gemeindeführung spricht sich dafür aus, da man sich wohl eine Zunahme des Tourismus und damit auch von Arbeitsplätzen erwartet.

Das Gasthaus, das schon seit längerem geschlossen ist, und das den heutigen Anforderungen eines Gastbetriebes nicht mehr entspricht, soll daher abgerissen werden, obwohl es sich sehr gut in die Naturlandschaft einfügt, während der projektierte Neubau nach der Meinung vieler – nicht zuletzt einer Reihe von dem Modernen und Neuen durchaus aufgeschlossenen Architekt/Innen, aber vor allem auch von Naturliebhaber/innen und nicht zuletzt einer rührigen Bürger/inneninitiative, die fleißig Unterschriften gegen das Projekt gesammelt hat – nicht in die Landschaft passt. Wobei in der ganzen Debatte von den Gegner/innen auch immer wieder die Zweitwohnsitzfrage ins Spiel gebracht wurde. Wie auch immer: so wie es jetzt aussieht, wird es nachher sicher nicht mehr aussehen. Das projektierte Hotel das auch mit in den Boden eingelassenen Containern zusätzliches Bettenpotential lukriert, würde in dieser naturbelassenen Landschaft wohl wie ein Fremdkörper wirken

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Die ergänzend eingeholten Gutachten zum Landschaftsschutz wurden alle negativ beschieden, obwohl das Gebiet um den Obernberger See schon seit 1935 unter Naturschutz gestellt worden war. Und was hier eine größere Baustelle anrichtet, die zur Einrichtung der Hotelanlage nötig sein wird, kann sich wohl jeder vorstellen, der diese wunderschöne Gegend kennt. Auch die Gefahr eines Versiegens des Sees durch für den Bau der Hotelanlage notwendigen Sprengungen wurde von den Gegner/innen immer wieder ins Spiel gebracht. Allerdings ist der Baubescheid noch nicht endgültig gefallen, die Baumaschinen noch nicht aufgefahren. Der Umweltanwalt kann diesen Bescheid der BH Innsbruck erneut beeinspruchen, was er wahrscheinlich auch tun wird.

Jetzt hat man jedenfalls noch Gelegenheit, das wunderschöne Naturjuwel in den letzten schönen Herbsttagen zu besuchen. Es führt ein schöner Wanderweg vom Gasthaus Waldesruh – bis dorthin fährt auch der Bus und die Straße ist bis dorthin befahrbar – direkt zum See, der aufgrund eines Bergsturzes entstanden ist und bereits im Fischereibuch Kaiser Maximilians Erwähnung findet. Eigentlich besteht der See – der einen unterirdischen Abfluss hat und sich seit dem Jahr 1779 im Privatbesitz befindet – ja aus zwei Seen, die durch eine kleine Bodenerhebung getrennt sind.

Sehenswert ist auch die sich auf einer kleinen in den See hineinragende Landzunge 1935 erbaute neubarocke Seekapelle, ein schöner Rundbau mit einer Kuppel, die vom Schwazer Maler Carl Rieder mit Fresken ausgeschmückt worden ist.

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Wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne hoffen wir noch, dass einem der größten und wohl auch schönsten Bergseen Tirols in seiner jetzigen Schönheit erhalten bleiben mag, als ein Refugium für das Unberührte der Natur Suchende.

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Helmut Schiestl

2 Comments

  1. Es steht wohl zu befürchten, dass es dort in Zukunft mehr Gäste und somit auch mehr schlecht bezahlte Tourismus-Jobs geben wird. Zumindest sind es neue Jobs, könnte man einwenden. Das mag stimmen, aber worum es eigentlich geht, ist der große Reibach. Denn wenn das Ding nicht sehr profitabel wäre, würde es wohl kaum gebaut.

    Dass ein wertvolles Naturjuwel zerstört wird, scheint den Grünen jedenfalls nicht ausreichend Grund, um ihre Regierungspartnerschaft mit der ÖVP in Frage zu stellen. Da werden sie bei der nächsten Landtagswahl einigen Erklärungsbedarf haben wegen dieses und auch anderen Projekten, die in ihre Regierungsverantwortung fallen und nicht wirklich Grün sind.

  2. Wie etwa auch die neue Patscherkofelbahn, für die ich auch noch keine wirklichen Gründe gefunden habe.

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