1

Rustikal bildete den Gegensatz des Abends

Das Café Praxmair bot den Stadtschreiberinnen ein rustikales Holztischchen vor einem Bild eines Schützen als Textablage an. Interessante Lese-Tableaux-Vivants breiteten sich sodann vor dem gut besuchten Praxmair aus. Musikalisch untermalt wurde der Abend von der Musikschule Kitzbühel, auf Hackbrett etc. Besonders inspirierend gestaltete sich der Soundcheck, bevor die Scharen das Praxmair stürmten. Die monotonen Hackbrettschläge hatten etwas äußerst Experimentelles.

 

Zurück zum geschriebenen Wort. Die StadtschreiberInnen wurden der Reihe nach vorgestellt, eine/r nach dem anderen erklomm das rustikale Bühnensetting und verzauberte das Publikum auf den geschwungenen Holzstühlen. Robert Kleindienst gab Einblick in das Delirium eines am Krankenbett Bezirzten, Selma Mahlknecht sang mit Mann Kurt an der Gitarre auf Südtirolerisch, Lorenz Langenegger fokussierte das Publikum zwischen Berichten von Stöckelschuhen und Tieren, Gerhild erzählte in fabelhaftem Staccato-Rhythmus von „Kinder-Rudeln“ auf Nahrungsbeschaffung „in Drive-In-Schlangen“, und der ‚Neue’ Hannes Köhler brachte das Publikum mit französischen Wortfetzen ins Schwärmen. Die Presse spielte am Anschluss an die Lesungen richtiggehend verrückt, die Kameras brachen in ein Blitzlichtgewitter aus, die WortkünstlerInnen stießen sich vor Aufregung fast den Kopf an der tief liegenden Decke der rustikalen Bühne an.

 

Folgende waren die mir am fabelhaftesten erschienenen Wortfetzen, Gerhild Steinbuch: „Kinder-Rudel (…) in der Drive-In-Schlange (…) die Anführerin hat gesprochen (…) Pfadfindermannschaft (…) Marschgesellschaft (…) der am Drive-In-Schalter mit der Surfbrettfrisur“ … und das Münden des lustigen Textes in ein Suizidszenario, absurd tragischkomisch, für mich war Gerhild an diesem Abend der Boss des Kinder-Rudels. Aber auch der Lorenz bescherte mir lieb gewonnene Wortfetzen: „Tier werden – Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, sich in ein Tier zu verwandeln.“

 

Als Souvenir habe ich mir ein Plakat des „kleinen Literaturfestes“ gesichert, auf dass ich mich fortan an eine an Eindrücken reiche Reunion des Literaturfamilien-„Kinder-Rudels“ erinnern werde.

Und eins noch, der „Neue“, Hannes Köhler wird sich Ende November in einer Einzellesung, wiederum im Praxmair, in der Nische mitten in der Stadt, präsentieren.

 

Fotos von Christina Riot




Christina Burger

One Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert