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Neujahrsvorsätze der anderen Art

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Foto: pixabay.com

Zugegeben: Dieser Text hätte pünktlich am 1. Jänner dieses Jahres – nein besser noch am 31. Dezember des vergangenen Jahres erscheinen soll. Schließlich geht es ja immer darum, total aktuell und up to date zu sein – nein, noch besser, den anderen immer um mindestens eine Nasen- oder noch besser eine Armlänge voraus zu sein.

Zugegeben: Ich hab’s verkackt. Diese ganze „schneller, höher, weiter“-Sache und so. Ich habe mir gedacht, ich geh’s dieses Jahr mal bewusst langsam an, der Stress kommt schon von ganz alleine noch daher. Und seien wir uns mal ehrlich: In Zeiten der ultimativen Selbstoptimierungs-Instagram-Ernährungskult-Beauty-Vlog-Welle gibt es immer dieses „noch besser…“, das wir vor uns hertragen wie eine mahnende Gallionsfigur, die nichts anderes bringt als uns das Leben schwerzumachen.

Gerade um die Jahreswende laden wir uns meist ein besonders schweres Exemplar auf, mit Sätzen wie: „Nächstes Jahr mache ich mehr Sport!“ oder „Ich werde nur noch gesundes Zeug essen!“ oder, oder , oder. Dass diese Vorsätze meist zum Scheitern verurteilt sind, weiß eh mittlerweile jeder. Warum tun wir uns das also an?

Natürlich, es ist grundlegend sehr lobenswert, an sich arbeiten zu wollen und seine schlechten Gewohnheiten zu überdenken. Aber das Ganze geht doch auch ein wenig entspannter für uns selbst und ein wenig mehr im Sinne des Gemeinwesens. Deshalb hier ein paar alternative Vorschläge für Neujahrsvorsätze, für all diejenigen, die noch keine eigenen haben:

  1.   Überdenk mal dein Konsumverhalten. Ja, und wenn ich sage „überdenke“ dann meine ich damit auch genau einfach nur mal über das eigene Konsumverhalten nachzudenken. Du musst nicht gleich ultimative Veränderungen ansteuern, aber überleg dir einfach nur mal für einen Moment, wie viele der Dinge, die du bei dir zu Hause hast, du wirklich brauchst, oder wie die Kleider in deinem Kleiderschrank eigentlich produziert werden. Falls du auf letzteres zum Beispiel keine Antwort weißt, wäre das ein guter Zeitpunkt, mal ein bisschen Internetrecherche zu betreiben. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an fairen Kleiderlabels. Informiere dich zum Beispiel über die „Sezonieri“-Kampagne, wie fair heimische Lebensmittel eigentlich wirklich produziert werden. Und mal Hand aufs Herz: Brauchst du wirklich noch ein T-Shirt, nur weil es gerade mal 5 Euro im Sale kostet? Muss es überhaupt immer etwas Neues sein, oder tut’s hier und da auch was Gebrauchtes? Klick dich einfach mal durch Facebook-Gruppen wie Innsbruck verschenkt, Foodsharing Innsbruck oder mach dich schlau, wo es eine Kleidertauschparty bei dir in der Nähe gibt. Es gibt keine? Voila, das ist doch die perfekte Gelegenheit, ein paar FreundInnen einzuladen und selbst eine zu starten.
  2. Das bringt mich gleich zu Punkt 2, nämlich: Beschäftige dich mehr mit deinen Mitmenschen. Ja, und zwar nicht via Whatsapp oder Facebook, sondern oldfashioned face to face und zwar OHNE Smartphone. Klar, ich weiß, du hast immer soooo viel zu tun. Aber mal ganz ehrlich: Wenn das vergangene Jahr uns etwas gelehrt hat, dann ja wohl, dass die Zeit, die wir mit unseren Liebsten hier auf Erden verbringen viel zu schnell vorbei sein kann. Versuche einen Rhythmus zu finden, der für dich passt. Vielleicht reservierst du einen Abend in der Woche für deine FreundInnen. Das klingt gar nicht so viel oder? Eben, aber am Ende des Jahres wirst du trotzdem um 52 wichtige Erlebnisse reicher sein – guter Deal, oder?
  3.   Ach, und weil du ja gerade dabei bist, deine Zeit lieben Menschen zu schenken: Wie wäre es mit ein bisschen sozialem Engagement? Uffff, ja ich weiß, das ist eine ziemliche Verantwortung und sich dazu zu verpflichten neben allen anderen Dingen, das ist schon ziemlich üppig. Hier gilt wie sonst auch: Besser langsam angehen lassen. Hör dich erst mal ein bisschen um, was es so gibt. Wenn du es wirklich ernst meinst, dann ist für dich vielleicht regelmäßiges Engagement im Zuge einer Patenschaft für jugendliche Asylwerber genau das Richtige. Falls dir das zu viel ist, gibt es auch punktuell einmal im Jahr die Möglichkeit, sich zu engagieren, beispielsweise beim Weltfest (der Link führt zu einem etwas älteren Beitrag). Das ist doch überschaubar oder? Und ja, klar, du musst ein bisschen Zeit und Energie investieren, aber glaube mir als einer die sich jahrelang immer wieder sehr stark ehrenamtlich engagiert hat: Du kannst daran nur wachsen und auch wenn es mal schwierig ist, wirst du es keinesfalls bereuen.
  4.   Last but not least: Sag doch auch mal was Positives! Das geht wirklich ganz einfach. Ein nettes Wort hier und da, ein Lob an die Kollegin für ihre tolle Arbeit, ein Kompliment an deinen Freund. Wenn du positive Dinge aussprichst verändert dies nicht nur die Welt um dich ein kleines bisschen zum Positiven, sondern es verändert auch die Art und Weise, wie du die Welt siehst und das wiederum wirkt sich positiv auf deine Laune aus. Wir sind oft so voller Neid und Kritik und Wut, dass wir lieber lästern und rumnörgeln und dabei gar nicht merken, wie wir uns damit selber runterziehen. Deshalb: Sag doch auch mal schöne Dinge und fang am besten mit dir selbst an. Denn eins ist schon zu Anfang des Jahres sonnenklar: Du bist großartig genau so wie du bist!

 

 

Birgit Hohlbrugger

One Comment

  1. provinnsbruck.at zu lesen, und zwar regelmäßig, könnte man als Punkt 5 noch ergänzend hinzufügen. Das macht das Leben leichter. Vor allem, wenn mensch in Innsbruck wohnt!

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