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Neuer Architekturführer von Innsbruck erschienen

Zu der mittlerweile unüberschaubar gewordenen Reihe von Innsbruck-Büchern und Innsbrucker Stadtführern hat sich seit einigen Monaten  eine neue Publikation dazugesellt, die über das Ausmaß der bisherigen weit hinausgeht, vor allem auch, weil es nicht nur die Bauwerke im Zentrum  behandelt, sondern auch diese an der Peripherie  miteinschließt.

Der im Haymon Verlag erschienen ARCHITEKTURFÜHRER INNSBRUCK, herausgegeben von Christoph Hölz, Klaus Tragbar und Veronika Weiss und dem Archiv für Baukunst ist zwar kein Stadtführer  der üblichen Sorte, sondern er hat einzig und allein die Architektur der Stadt im Fokus, behandelt also nicht den kunstgeschichtlich wertvollen Inhalt von Kirchen und Museen, sondern hauptsächlich und vor allem deren baugeschichtlichen Hintergrund.  Eine neue Art Städteführer also, die es mittlerweile schon von vielen Großstädten in Europa und Übersee gibt,  und der nun auch  von Innsbruck vorliegt und für den an der Architektur der Stadt interessierten  Touristen als auch Einheimischen ein nützliches Nachschlagewerk abgibt.  Nicht zuletzt, weil darin  nicht nur die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt wie etwa das Goldene Dachl, die Hofburg oder den Dom behandelt wird, sondern eben auch baukünstlerisch wertvolle Wohn- und Geschäftshäuser, öffentliche Bauten und natürlich auch fast alle Sakralbauten der Stadt, und das bis herauf in die Gegenwart und eben auch in den einzelnen Stadtteilen.

Zu Beginn des Bandes findet sich  siedlungsgeschichtlichen Überblick, in dem man etwa erfährt dass die frühesten Relikte der Besiedelung Innsbrucks auf das Jahr 1000 v. Chr. zurückreichen, wozu sich auch noch ein kleiner Übersichtsplan der Fundstätten im Stadtgebiet gesellt. Dem schließt sich eine kleine Stadtbaugeschichte an, in der die Entwicklung Innsbrucks im Laufe seiner Stadtwerdung unter Einfluss der jeweiligen Herrscher/innen, die das Gesicht der Stadt im Laufe der Jahrhunderte ja deutlich und unübersehbar geprägt haben, kurz umrissen wird. Einige  kritische Bemerkungen zur baulichen Entwicklung Innsbruck nach 1945und dem Umgang mit dem architekturhistorischen Erbe, leiten dann zum eigentlichen Anliegen des Führers über, das wohl nicht zuletzt auch darin besteht, Bewusstsein und Sensibilität für die Stadt und ihrer Architektur auch bei den Bewohner/innen Innsbrucks zu schaffen.  So wird darin sowohl  auf die kriegsbedingten Schäden und Verluste für das Innsbrucker Stadtbild eingegangen, als auch  die Zerstörungen wertvoller Bausubstanz und das Gesicht der Stadt teils störenden Nachkriegsbauten moniert. Eine leidige Geschichte, die sich bis in die Gegenwart zieht, und immer wieder lebhafte Debatten entzündet hat,  erinnert sei hier etwa nur an den Abriss und den Neubau des Kaufhauses Tyrol 2008.

Ehe dann die einzelnen Stadtteile, jeweils beginnend mit einer kleinen bauhistorischen Einführung mit ihren einzelnen  Bauobjekten beschrieben werden. Wobei jeder Objektbeschreibung ein kleiner Grundriss angefügt ist, was sicher auch zur Verdeutlichung und dem Verständnis des besprochenen Bauwerks dienlich ist. Dass auch jede Beschreibung in Englisch abgefasst ist, macht den Band auch für an der Stadt näher Interessierte ausländischen Tourist/innen lesenswert.

Was nun die Auswahl der Bauwerke betrifft, so ist diese fürs erste Mal und bei schneller Durchsicht als gelungen zu bezeichnen, eben nicht zuletzt, weil sie sowohl die alten „klassischen“ Bauten wie eben etwa Goldenes Dachl, Hofburg, Hofkirche, Dom usw. beinhalten, als auch neuere Bauten, wie etwa die SOWI-Fakultät,  die Universitätsklinik,  den Hauptbahnhof, den PEMA Turm, aber eben auch diverse Wohn- und Geschäftshäuser wie auch Villen in den einzelnen Stadtteilen umfassen.

Bei genauerem Hineinlesen und darin Suchen in dem Band habe ich dann allerdings doch einige Bauwerke darin vermisst, die eigentlich schon hätten aufgenommen werden können. Wie etwa zum Beispiel das ehemalige Gasthaus Breinößl mit seiner wohl für Innsbruck ziemlich einzigartigen Fassade, das es selbst in das Standardwerk der österreichischen Architekturgeschichte, dem von Friedrich Achleitner geschriebenen und leider schon lange vergriffenen ÖSTERREICHISCHEN ARCHITEKTUR IM 20. JAHRUNDERT geschafft hat, oder die neue Wirtschaftskammer in der Wilhelm-Greil-Straße von Hanno Vogl-Fernheim.  Die –zumindest für Innsbruck – doch beispielhaften Sakralbauwerke der Moderne wie etwa die Kirche am Sieglanger von Karl Rappold, die Canisiuskirche von Horst Parson oder die Pfarrkirche zum guten Hirten von Karl Haas am Fürstenweg sucht man in dem Band auch vergebens. Sakralbauten, von denen die beiden letzteren sehr wohl im oben erwähnten Architekturführer von Achleitner behandelt werden.

Das schmälert den Informationsgehalt des Bandes aber keineswegs,  ist dieser doch aufgrund seiner darin enthaltenen Fülle von Beispielen der Innsbrucker Bauwerke ein feines und nicht zuletzt auch preiswertes Handbuch sowohl für die an Innsbrucks Sehenswürdigkeiten genauer interessierten Touristen wie auch für die heimischen Innsbruck-Benutzer- und Bewohner/innen.

Buchfoto: Haymon-Verlag

Helmut Schiestl

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