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Nein, Gebi Mair. Kein „Wett“lauf für wohnungslose Menschen

Vor ein paar Tagen hatte ich die Idee, einen Benefizlauf für den „Verein für Obdachlose“ zu machen. Am 27. April, einen Tag vor dem Jahrestag der letzten Landtagswahl, will ich 44 Mal um das Tiroler Landhaus laufen. 44 Mal deshalb, weil es 36 Landtagsabgeordnete und 8 Regierungsmitglieder gibt, deren Parteien seit gefühlten Jahrzehnten Plakate à la „Wohnen muss wieder leistbar werden“ affichieren.

Alle 44 PolitikerInnen wollte ich als 100-Euro-RundensponsorInnen gewinnen – so sollten 4.400 Euro für den „Verein für Obdachlose“ zusammenkommen. In einer enstprechenden Presseaussendung zeigte ich mich in Sakko und Laufhose startbereit vor dem Landhaus, viele Hunderter in meinen Händen. Mein Bittschreiben um 100 Euro wurde alsbald von mehreren Landtagsabgeordneten und Regierungsmitgliedern positiv beantwortet.

Schließlich erreichte mich folgendes E-mail von Klubobmann Gebi Mair (GRÜNE), versehen mit einem Foto, in dem er in voller Laufmontur ebenfalls vor dem Landhaus zu sehen ist:

„Lieber Koschuh, herzlichen Dank für deinen Einsatz für wohnungslose Menschen.
Dass alle Menschen einen leistbaren Platz zum Wohnen haben und niemand auf der Straße bleiben muss ist auch uns Grünen ein großes Anliegen. Ich möchte dich deshalb bei deiner Wette unterstützen und sicherstellen, dass mindestens die angestrebten 4.400 Euro zusammenkommen.4400 Euro Gebi Mair Markus Koschuh
Ich laufe mit dir um die Wette! Wenn du schneller bist, bezahle ich die Differenz in Runden, 100 Euro pro Runde die du vor mir im Ziel bist. Und wenn ich schneller bin, bezahlst du die Differenz in Runden, ebenfalls 100 Euro pro Runde. Läufst du mit mir um die Wette um Unterstützung für den Verein für Obdachlose? Top, die Wette gilt? Liebe Grüße Gebi“

In seinem blog macht Gebi Mair auch schon PR für einen „Wettlauf für wohnungslose Menschen“: http://gebimair.blogspot.co.at/2014/03/ein-wettlauf-fur-wohnungslose-menschen.html

Nach einem ad-hoc-mail, in dem ich um Bedenkzeit bis heute bat, habe ich heute früh wie folgt geantwortet:

„Hallo Gebi,
nach einmal über deinen Vorschlag schlafen bin ich zu Folgendem gekommen:

Ich möchte nicht, dass das zu einem Gockellauf „Koschuh läuft gegen Mair läuft gegen Koschuh“ wird und das letzten Endes darauf hinaus läuft der ganzen Welt zu zeigen, wie fit du bist oder ich bin. Darum geht es nicht und soll es nicht gehen. Dein dich auf die Aktion drauf setzen ist vielleicht gut gemeint, finde ich aber nicht gut.

Wie ich am 17. März in einem facebook-Kommentar geschrieben habe: „Politiker dürfen nur dann zu Mitläufern werden, wenn von allen Landtagsfraktionen zumindest einE AbgeordneteR auch ein Mitläufer ist …“
Soll heißen: ich werde den Lauf nun schon mal jedenfalls für alle „Privatiers“ öffnen, was heißen soll: JedeR, die/der mitlaufen will, kann das gerne tun und ist eingeladen, 1 Euro pro Runde zu spendieren. Handelt es sich bei dem mitlaufen Wollenden um einen Landtagsabgeordneten, bzw. ein Regierungsmitlied werde ich als Veranstalter jedeN EinzelneN herzlich beim Lauf begrüßen – jedoch nur und ausschließlich dann, wenn von allen Landtagsfraktionen zumindest einE PolitikerIn mitläuft.

Es soll so nicht zur Showbühne von einer Fraktion, einer Partei oder eines Abgeordneten werden.

Soll heißen: gelingt es dir in deiner Funktion als Klubobmann andere Fraktionen zu überzeugen, eineN LäuferIn bereit zu stellen, bist du herzlich willkommen und von mir aus können wir dann auch einen internen Gockellauf absolvieren – sicherlich aber nicht als Kernbotschaft des Benefizlaufs. Ich werde das mir Mögliche unternehmen, alle Fraktionen für den Lauf zu gewinnen. Mein Hauptaugenmerk liegt aber – nicht zuletzt aufgrund deiner Initiative – nun darauf, möglichst viele „private“ LäuferInnen zu aktivieren und weiterhin unter den Landtagsabgeordneten 100-Euro-RundensponsorInnen zu finden. Einige deiner LandtagskollegInnen haben dies auch schon zugesagt, ohne noch einen weiteren PR-Benefit daraus lukrieren zu wollen.

Mein eigener finanzieller Beitrag zum 4.400-Euro-Lauf ist in erster Linie die Bereitstellung von 44 Karten für den Verein für Obdachlose. Darüber hinaus wird im Fall des Falles sicherlich die eine oder andere (Zusatz-)runde von mir selbst gesponsert werden.

Schönen Gruß,
Markus Koschuh“

DER „VEREIN FÜR OBDACHLOSE“- BENEFIZLAUF FINDET AM 27. APRIL, 11:55 UHR BEI JEDEM WETTER STATT. PRIVATE MITLÄUFER/INNEN SIND AUCH OHNE ANMELDUNG HERZLICH WILLKOMMEN. 1 Euro Pro Runde soll an den Verein für Obdachlose gespendet werden – die Rundenanzahl bestimmt jedeR selbst. Info gerne via office@markuskoschuh.at

Markus Koschuh

9 Comments

  1. kann man da auch wandern oder geht nur laufen?
    oder braucht es zum wandern eine eigene Streckenführung?

  2. …“Gockellauf“ bringts auf den Punkt und die „Öffnung für Privatiers“ geht in eine gute Richtung….bin dabei – nur lauf ich nicht – ich marschiere 100x ums Landhaus – Symbolik: ich brauch keine Eigen-PR, ich will auch nicht die schnellste Lösung – ich marschiere noch, während ihr schon wieder in eigener Sache unterwegs seid und „Siegerinterviews“ gebt…

    P.S: Dieses Post hab ich auch im FB hinterlassen und meine es ernst (sofern gewünscht und sinnvoll = pro Runde / 1€ für „Rundensponsoren“) – vllt. möchte Hr. Christian Wolf mitmachen? 😉

  3. Was mich an den Grünen echt stört, ist dass sie Inhalte durch PR und Überzeugung durch Selbstbeweihräucherung ersetzt haben. Aber wehe man kritisiert sie, dann ist VERRAT noch die sanfteste Beschimpfung. Denn Kritik ist exklusiv den Grünen erlaubt!

  4. Glaube, dass bei der Challenge der Gebi gewinnen bzw. einige Runden Vorsprung herausholen würde!
    Dann müsste der Koschuh mal selbst in seine Taschen greifen und zahlen – klar, dass ihm das nicht passt 😉 Hier wird wohl beides der Fall sein:

    1) Die Grünen wollen es für eine PR-Aktion nutzen
    2) Der Koschuh will nicht selbst in die Tasche greifen

    Beides ein wahres Armutsbekenntnis.

    • Man kann bei allen Sachen, die Gebi und Koschuh machen, anderer Auffassung sein, aber ich glaube schon, dass sie für eine gute Sache einstehen wollen. Immer darauf zu lauern, auf jemanden einprügeln zu können, der den kleinen Finger rührt, während man die ignoriert, die sonst überhaupt nie was Gutes auf die Beine stellen, reflexartig in jede Aktion etwas Schlechtes hineininterpretieren zu wollen, zeugt eigentlich nur von Aggression und mangelndem Reflexionsvermögen.
      Sagt’s mir nur einen ÖVP-Heini, der auch nur annähernd etwas Soziales geplant, geschweige denn getan hätte – von sich aus!

    • Tasche greifen. Ich sehe den Grund nicht, warum der Koschuh in eine Tasche greifen sollte. Alle, die hier freiwillig Geld hergeben, tun das aus freiem Willen. Jeder andere, der nichts beiträgt, darf ruhig die Schnauze halten.

    • Koschuh hat diese Bedingung ja gleich selbst verworfen – er sagte ja, der Lauf finde auf alle Fälle statt!

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