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My dress is not a yes – Slutwalk in Innsbruck

Morgen, am Samstag, findet um 14 Uhr im Waltherpark ein Slutwalk statt.
Slutwalks sind Demonstrationen gegen das Vorurteil, Vergewaltigungen lägen zum Teil im Selbstverschulden des Opfers. Sie sind Manifestationen der Unantastbarkeit der sexuellen Integrität des Menschen und stellen damit wichtige feministische Interventionen dar.

 

Die ersten Slutwalks begannen, nachdem ein Polizist in Toronto Frauen zur Prävention von Vergewaltigungen riet, sich nicht wie „Sluts“ – also „Schlampen“– anziehen. Der Ärger einiger junger Frauen war so groß, dass sie einen Protest organsierten –der „Slutwalk“ wurde somit im April 2011 geboren. Über 3000 – Frauen und Männer – demonstrierten mit Slogans wie „My dress is not a yes“ und „Slut Pride“ gegen eine Opfer-Täter Umkehr und für sexuelle Selbstbestimmung.

 

Hymne zum 1. Innsbrucker Slutwalk

 

FeministInnen kämpften seit langem gegen die Idee an, als Opfer Mitverantwortung an sexuellen Übergriffen zu tragen: Doch bis heute ist in den Köpfen vieler das Vorurteil vorhanden, dass es doch nur im Sinne der Frau wäre, soweit zu denken und besonders „aufreizende“ Kleidung zu vermeiden –ansonsten könne sie sich in gewisser Weise auch nicht wundern, wenn dieses „Signal“ missinterpretiert würde.

 

Damit wird nahegelegt, Vergewaltiger seien verständlicherweise zu erregt gewesen, um einerseits das Wollen ihres Gegenübers adäquat einzuschätzen und andererseits ihre eigenen Handlungen unter Kontrolle zu haben – kurz: Ärsche und Titten mache Männer zu willenlosen Idioten, was die bedachte Frau in ihre Handlungen miteinzubeziehen habe. Im Gegensatz zur bedachten Frau gäbe es allerdings auch noch die „Schlampe“.
I am a slut but not yours
In dem abwertenden Verständnis einer „Schlampe“ wählt diese ihre Sexualpartner nicht aus, sie wird ausgewählt: Völlig beliebig führe sie jederzeit jede sexuelle Handlung aus, sofern ihr Gegenüber darauf Lust hat – und wird so selbst zum Inbegriff der Willenlosigkeit, da sie lediglich einem fremden Willen folgt. Aus einen solchen Verständnis der „Schlampe“ erklärt sich die Sicht, sexuelle Übergriffe nicht mit aller Härte zu verurteilen, denn wer derart wahllos vorginge, wäre selbst praktisch willenlos –und wo kein eigener Wille vorhanden, kann auch nicht gegen einen Willen in gewaltsamer Weise vorgegangen werden.

Bei dieser menschenentwürdigenden Sichtweise wird ausgeklammert, dass auch noch der promiskuitivst lebende Mensch in jeder Situation entscheidet, ob und mit wem eine bestimmte sexuelle Handlung ausgeführt wird oder nicht – Männer und Frauen entscheiden selbst über ihr Sexualleben. Aus dem vergangenen Verhalten, der Kleidung oder sexueller Aufgeschlossenheit lässt sich niemals auf gegenwärtige Bereitschaft schließen – jene Entscheidung erfolgt jedes Mal aufs Neue.


No Means No!

Aus diesem Grund, ist ein „Nein“ immer und unmittelbar als „Stop! zu verstehen. Ein „Nein“ markiert eine klare Grenze und sich darüber hinwegzusetzen, ist Gewalt. Leider erfolgt dieser Grenzüberschreitung gerade in bereits bestehenden sexuellen Beziehungen am häufigsten: Die meisten Vergewaltigungen werden im persönlichen Umfeld des Opfers ausgeführt, weswegen die Dunkelziffer sehr viel höher angesetzt wird, als die Zahl der tatsächlich zur Anzeige gebrachten sexuellen Übergriffe.


Slut Pride

Wenn die Veranstalter des Innsbrucker Slutwalks von der Dekonstruktion von Begrifflichkeiten sprechen, welche patriarchalen Herrschaftsverhältnissen in die Hände spielten, um Frauen abzuwerten und auszugrenzen, geht es ihnen darum den Begriff der „Schlampe“ zu reflektieren und umzudeuten.

 

So ist unter „Schlampe“ weder eine willenlose Frau zu betrachten, die nach Lust und Laune zu sexuellen Handlungen ausgewählt werden kann – noch eine, die Männer durch ihre Reize zu unkontrollierten Opfern der eigenen Triebe macht: „Schlampe“ kann dann als Ausdruck selbstbestimmter und kontrollierter Sexualität gelten und Menschen bezeichnen, die nicht nur ausgewählt werden, sondern in Übereinstimmung mit ihrem Gegenüber selbstreflektiert und -bewusst auswählen.

So wichtig jene Reflexion über die Performativität von Sprache – also inwieweit die Verwendung gewisser Begrifflichkeiten die Welt formt – auch ist: Politische Forderungen müssen aktiv vertreten werden: Daher ist zu hoffen, dass viele der Aufforderung zum Slutwalk am Samstag folgen!
Wo: Waltherpark
Wann: Samstag, 16. Juni, 14h
Bereits heute Abend findet im Café DeCentral ein Infoabend zum morgigen Slutwalk statt.

slutwalkinnsbruck.blogsport.at/

 

Autorin: Simone Bernard
 

5 Comments

  1. das beste an diesen slutwalks sind eindeutig die titten und ärsche der teilnehmenden weiber. ich freu mich schon.

  2. oi boy, du musst aber sexuell komplett ausgehungert sein, du Armer – na schau sie dir halt an, wenn du sonst zu nix kommst …

  3. morgen findet bereits um 13 uhr ein munteres t-shirt / schirm / whatever gestalten im waltherpark statt. interessierte menschen sind herzlich eingeladen 🙂

  4. Äh, sorry, ich bin gar nicht dafür, dass der Begriff Schlampe umgedeutet wird. Ich will einfach nur nicht als solche bezeichnet werden, wenn ich eine Rock anhabe, der oberm Knie aufhört. Also das find ich eine eher komische Herangehensweise …

  5.  mei, des war recht a liabe veranstaltung.

    schlamperer hats immer schon gebn, aber

    viel leit waren nit da.

     

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