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Mickey Mouse in Schwarz und Weiß

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Der Samstag lässt sich gut an. Endlich ein warmer Frühlingstag. Die Bäume blühen  bereits,  die Leute sitzen an den Tischen im Freien, nur der Himmel ist diesig, auch nicht wirklich grau, so dass man Regen erwarten könnte, nein, vielmehr ist er von gelblicher Färbung. Saharastaub, wird uns im Wetterbericht gesagt. Ein interessantes Phänomen, das es die letzten Jahre immer wieder bei uns gibt – ob es das auch schon früher gegeben hat, und man nur die Ursache nicht kannte, entzieht sich meiner Kenntnis. Nun, wir bekommen so zumindest ein bisschen ein Gefühl dafür, dass Europa und Afrika doch näher zusammenliegen als wir uns das in unserem Alltagsleben immer vorstellen und so vielleicht die die letzten Monate wohl alle Medien beherrschende Flüchtlingsdiskussion in einem etwas anderen Licht erscheinen lassen könnte.

Nun, es ist ein gefiltertes Licht, das uns da die Sicht ein wenig trübt, den Himmel ein klein wenig magisch erscheinen lässt, und uns vielleicht inspiriert,  einen kleinen Galeriebummel zu machen. Im künstlichen Licht sieht man die Kunst besser, obwohl das auch nicht immer stimmt. Und das Tageslicht hilft ja gerne aus. So wenn wir etwa durch den baulich schönen Innenhof in den KUNSTRAUM INNSBRUCK gehen. Dort hat seit vergangenem Freitag eine neue Ausstellung angefangen. Die amerikanische Malerin Joyce Pensato zeigt in ihrer ersten Einzelausstellung in Europa großformatige Bilder aus den letzten Jahren. Dabei bedient sie sich der bereits in der Popart viel zitierten Comics und Filmikonen, die wir alle schon lange und hinlänglich kennen. Allerdings sind Pensatos Bilder eher in einem Duktus gemalt, der die an sich liebenswerten und kindertauglichen Sujets in ein schon eher  unheimliches Aussehen verleihen. Einmal ist es der Schatten von Mickey, der aus der kindertauglichen Micky Maus ein gespensterhaftes Schattengesicht macht. Oder der Silver Batman for Berlin aus 2015 wird hier eher zu einem unheimlichen Zeitgenossen, der weniger an sein filmisches Vorbild denken lässt als an die Tragödie, die sich bei der Premiere einer seiner letzten Folgen in einem amerikanischen Kino ereignet hat, als dort ein Amokläufer einige Dutzend Menschen erschossen hat. Es ist interessant zu beobachten, wie leicht sich Liebliches in Schreckliches verwandeln kann. Das hat nicht zuletzt ja schon der großartige Schriftsteller Rainer Maria Rilke in einer seiner Duineser Elegien ausgedrückt, wenn er etwa schrieb: Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen, und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören.

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 Mit diesen wunderschönen Zeilen im Hinterkopf können wir uns wohl auch diesen großen, schwarz, weiß und grau gemalten Bildern nähern, und uns vielleicht auch an unsere eigenen Kindheitserinnerungen Revue passieren lassen. Waren die Helden unserer Kindheit immer so schön oder haben sie uns nicht manchmal auch einen Schrecken eingejagt, zumindest in unseren Träumen, wo sich ihre Formen und Farben oft magisch veränderten.

Das Werk von Joyce Pensato werde so „zu einem eindringlichen Spiegel amerikanischer Gegenwartskultur, die sich in Populismen auflöst und zum Abziehbild des amerikanischen Traumes geworden ist“, steht in der Galerieinfo des KUNSTRAUMS.  Dem ist wohl nicht mehr viel hinzuzufügen, wenn wir vor allem den zurzeit dort laufenden Präsidentschaftswahlkampf denken, der uns vor allem in der Person des momentanen republikanischen Präsidentschaftsanwärters kalte Schauer über den Rücken jagen mag.

Auch das kleine Videoporträt über die Künstlerin, das im Kunstraum zu sehen ist, sollten sie sich nicht entgehen lassen. Die bereits über siebzigjährige Künstlerin, die von italienischen Einwanderern abstammt, präsentiert sich hier als eine sehr quirlige Frau, der man ihr Alter noch gar nicht ansehen würde und der  bei ihrer Arbeit zuzusehen Vergnügen bereitet.  Nicht zuletzt vermittelt auch die darin enthaltene  Hintergrundmusik eine ganz eigene Stimmung.

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Ausstellungsdauer: 2.April bis 11. Juni 2016

Helmut Schiestl

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