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Licht unter den Innsbrucker Lauben

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Alle kennen wir die schönen Innsbrucker Lauben, die wir für so unverwechselbar für unsere Stadt halten, dass wir oft gar nicht daran denken, dass es diese im Sommer Schatten und auch Kühle spendenden Wandelgängen auch in vielen – vor allem in Südtirol oder auch in Oberitalien gelegenen Städten  etwa Bozen oder  Brixen oder Neumarkt – aber etwa auch in Feldkirch in Vorarlberg oder sogar auch in manchen norddeutschen Städten gibt.

Wenn wir uns am Abend oder auch noch in der Nacht darin aufhalten, dann denken wir meistens gar nicht daran, dass diese Gänge in früheren Jahrhunderten ja eher dunkel waren und da wohl auch nicht gerade so sicher wie wir sie heute schätzen.  Ja wie früher unsere Städte überhaupt bei weitem nicht so benutzerfreundlich gewesen sein mögen, wie wir heute denken.

Die Beleuchtung der Innsbrucker Lauben, wie wir sie heute kennen, stammt aus den  dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, und ich denke, dass man dabei mit viel Einfühlungsvermögen und Sinn für das Vorgegebene  an diese Aufgabe herangegangen ist. So erinnern uns einige der in den Lauben als Beleuchtungskörper angebrachten Geschäftsschilder noch an die Zunftzeichen, die im Mittelalter die einzelnen Berufsstände zu ihrem Symbol hatten. So finden wir etwa noch ein Zahnrad und einen darüber angebrachten „Anker“, was unzweifelhaft auf einen Uhrmacherbetrieb schließen lässt, der hier früher in dieser Lokalität angesiedelt war.

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Oder zwei Männer, die eine Weintraube tragen, weisen wohl ebenso unzweideutig auf eine Weinschenke hin, die ja auch heute noch dort zu finden ist.

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Der Bär mag vielleicht auf eine Kürschnerei oder  vielleicht auch auf eine Drogerie oder Apotheke  hindeuten, immerhin befindet sich unter seinen Fittichen ja noch ein Reformhaus. Bei anderen Geschäftsschildern ist es indessen  schon weniger klar, für was da etwa dieser Mann mit einem großen Holzruder oder was immer das darstellt,  warb, vielleicht für einen Fuhrbetrieb oder sonst einen Beruf, der vielleicht schon lange ausgestorben ist oder heute mit ganz anderen Geräten arbeitet.

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Leichter ist es da etwa wieder mit dem Löwen, der für eine Werkzeughandlung wirbt, die immer noch in dieser Laube untergebracht ist, wie wir den ihn einrahmenden vier dargestellten Werkzeugen unschwer entnehmen können.

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Leider sind viele dieser alten Schilder im Laufe der Zeit abmontiert worden, wahrscheinlich weil mit der Zeit natürlich auch die Sparten der Geschäfte gewechselt haben und somit auch die Schilder ihre Symbolkraft und ihre Hinweiswirkung verloren haben. Ersichtlich wird das in einem Artikel in den Tiroler Heimatblättern aus dem Jahre 1933, wo noch einige dieser Schilder abgebildet sind, die man heute in den Lauben nicht mehr vorfindet, und wo ihre für den Denkmalschutz der Innsbrucker Altstadt innovative Bedeutung besonders hervorgehoben wird.  Und worin ein  gewisser Prof., Müller für ihren Entwurf erwähnt wird. Näheres über den herauszufinden dürfte wohl selbst im Googel-Zeitalter einer Suche nach der sprichwörtlichen Suche im Heuhaufen gleichen. Und da dieser Beitrag ja ein Blogeitrag ist, ist natürlich jede und  jeder herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.

Wir können  es aber auch gerne dabei bewenden lassen und uns an den noch vorhandenen Geschäftsschildern erfreuen, wenn wir unseren Blick nach oben richten und uns an der Schönheit ihrer Ausführung und ihr ästhetisch doch sehr ausgewogenes Verhältnis zu den schönen Gewölben der Laubengänge  genießen. Da sind die heutigen Designer von Werbebotschaften auf alten Häusern oft weit weniger sensibel  und knallen diesen oft ziemlich herz- und stillos die sprichwörtliche „Faust“ aufs Auge. Auch wenn der Denkmalschutz vielleicht doch noch das Ärgste verhindern mag.

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Helmut Schiestl

One Comment

  1. Ich unternehme einen – vielleicht etwas laienhaften und unbeholfenen – Interpretationsversuch des Geschäftsschildes der Firma Schröder und Rüscher (Goldschmiede?) auf Bild Nr. 4.

    Was Helmut Schiestl für einen „Mann mit einem großen Holzruder oder was immer das darstellt“ hält, könnte ein Hinweis auf den Familiennamen eines früheren Geschäftsinhabers oder Unternehmers sein.

    Direkt unterhalb der Aufhängevorrichtung des Schildes befindet sich der Namenszug „Riss“. Und die auf dem Schild dargestellte großgewachsene männliche Person, vielleicht ein Riese, scheint tatsächlich etwas in zwei Teile zu reißen. Es ist schwer zu erkennen, was die Person in Händen hält. Jedenfalls befindet sich ein Riss darin, welcher den Gegenstand schon fast vollständig in zwei Teile trennt.

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