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Klotürenanschlag: Toilette offen für alle

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Innsbruck, 18.11.14 – Einen Tag vor dem Welt-Toiletten-Tag (19.11.) intervenierten Unbekannte mit Hilfe einer Sticker-Aktion an so genannten „Stillen Örtchen“ im Stadtkern Innsbrucks, um auf ein Sanitärproblem hinzuweisen:

Es gibt Menschen, die vor der Klotür stehen bleiben und nicht wissen, ob sie in die Männer- oder Frauentoilette gehen sollen; oder dürfen. Menschen, die nicht klar als Mann oder Frau gelesen werden – oder dies nicht sind – werden aus öffentlichen Toiletten (oft) ausgeschlossen; wenn nicht sogar hinausgepöbelt.

Eine einfache und logische Problemlösung dafür wurde von den Unbekannten auch prompt angeboten: Statt den üblichen Symbolen „Mann“ oder „Frau“ kleben nun an vielen Toilettentüren in Bars, Cafés und öffentlichen Einrichtungen im Herzen Innsbrucks Schilder, die das darstellen, was auf der anderen Seite der Tür zu erwarten ist: ein Klo!

Et voilá- schon ist die Toilette geschlechtsneutral! Was sie ja immer war und ist.

W.C. äussert sich persönlich zur neuen Beschilderung: „Ich bin weder Mann noch Frau, sondern ein Klo; und mir ist scheißegal wer auf mir sitzt, liegt, vor mir steht oder kniet.“

Zum Autor: W.C. sind die Initialen von Wasserklosett (aus dem Englischen „water closet“), geboren1596, als Erfindung von Sir John Harington.

Gast

5 Comments

  1. Ich ärgere mich oft über die immer schwerer zu unterscheidenden Strichfigürchen auf den Toilettentüren, die mich manchmal auch beinahe in eine Frauentoilette gehen lassen, um dann mit einem bösen Blick einer gerade hereintretenden Frau getroffen zu werden. Die Frage „was hast Du denn in einer Frauentoilette zu suchen“ wird dann zwar noch nicht ausgesprochen, bleibt aber nichtsdestotrotz als Drohung im Hintergrund. Für nich der Gipfelpunkt des verlogenen Gendermainstreams. Es gibt nun mal Mamnn und Frau, was ist daran schlecht, wenn diese getrennte Rückzugsräume haben? Machen wir es den Rechten doch nicht zu leicht und widmen wir uns wichtigeren Dingen.

    • „Es gibt nun mal Mann und Frau“

      Ja, lieber Helmut, das stimmt für die meisten Menschen.
      Für manche (und das sind gar nicht so wenige) trifft das aber nicht zu.
      Sie können oder wollen sich nicht so einfach einer der beiden Möglichkeiten zuordnen, beziehungsweise werden von der Außenwelt andres gesehen.

  2. Mich wundert seit Jahren, dass die Toilettenhersteller, -betreiber, -besitzer es nicht lassen können, die WC-Türen mit „Damen“ und „Herren“ zu beschriften. Ich fand es erfrischend, als nach Fertigstellung des SOWI-Gebäudes alle Toiletten mit „Frauen“ und „Männer“ gekennzeichnet waren. Leider mussten nach einiger Zeit manche der Hinweisschilder – weil sie beschädigt wurden – erneuert werden. So wurden aus manchen „Frauen“ wieder „Damen“ und aus „Männer“ wieder „Herren“. Warum dieser Rückfall in alte Gewohnheiten? Die Begriffe „Frauen“ und „Männer“ sind einfach Bezeichnungen für die beiden Geschlechter. „Damen“ und „Herren“ hingegen sind unbewiesene Annahmen und Zuschreibungen. Was ist so schlimm daran, wenn jemand auf dem Klo bloß eine Frau oder ein Mann ist?

    Und zum obigen Text: Die Sache mit den Stickern ist sicher gut gemeint. Aber die Probleme werden dadurch meines Erachtens nicht gelöst. Es mag einem Klo durchaus „scheißegal“ sein, wer auf ihm sitzt, liegt oder davor steht oder kniet. Aber den Toilettenbenutzer_Innen ist es nicht egal. Wenn jemand wie ein Mann aussieht und auf eine Frauentoilette geht, wird er/sie es sich gefallen lassen müssen, von den anwesenden Frauen schief angeschaut oder wieder hinausgeschickt zu werden. Viele Frauen finden es halt unpassend, wenn vermeintliche oder tatsächliche Männer die Frauentoilette betreten. Und viele werden gute Gründe dafür haben, vielleicht aufgrund negativer Erfahrungen. Wenn Frauen Männertoiletten aufsuchen, werden sie wohl meistens ignoriert und manchmal leider blöd angeredet. Letzteres sollte unbedingt vermieden werden, ist aber auch kein Problem der richtigen oder falschen Klo-Kennzeichnung mit Stickern sondern des richtigen Benehmens und des Charakters.

  3. Würde eine Toilette, die offen für alle ist, nicht gerade solche unangenehmen Situationen wie sie oben geschildert wurden- und die uns allen schon mal passiert sind- nicht gerade vermeiden?

    In kleinen Bars etwa, die nur eine Toilette haben, funktioniert das doch auch bereits prima: Da wundere ich mich als Frau nie, wenn nach mir ein Mann die Toilette betritt; oder umgekehrt.

    Wenn Bezeichnungen wie „Damen/Mädchen/Frauen/Dirndln“ und „Herren/Männer/Buben/Lederhosen“ und andere (teils abfällige) Bezeichnungen wegfallen, kann ich das nur begrüßen.

    Ist es also nur Einstellungssache wie mensch die Sanitäranlagen betritt?

    Oder sind wir zu verklemmt wenn es um unsere Notdurft geht? Schließlich waren in der Antike öffentliche Toiletten auch Orte, an denen dei Menschen reihenweise nebeneinander saßen und sich unterhielten; oft auch übers Geschäft. Aber das ist wieder eine ander Geschichte…

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