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IVB und die liebe Trans*phobie

Dana_International_2008_Eurovision

Liebes IVB-Team,

Ich schreibe euch, aufgrund eines mir am heutigen Tage passierten Vorfalls mit einem ihrer Busfahrer.

Ich stand heute , am 06.06.15, an der BushalteStelle Mühlauer Brücke, wartete auf die Linie A in Richtung Sadrach. Diese erschien gegen 14:20, ich signalisierte dem Busfahrer klar einsteigen zu wollen und lief ganz nach hinten, um einzusteigen. Daraufhin musste ich feststellen, dass ebendiese hintere Türe verschlossen blieb, während die beiden vorderen allerdings noch offen standen. Ich steige ganz hinten in den Bus ein, da ich mich dort, aus später genannten Gründen, am wohlsten fühle.

Nachdem ich also die Türe nicht öffnen konnte, ging ich zur Mittleren, welche sich „zufälligerweise“ just in dem Moment schloss, als ich einsteigen wollte. Dann fuhr der Bus los, im Rückspiegel sah ich einen mich anblickenden, grinsenden Busfahrer.

Ich lebe als Trans*Frau. Ich habe (noch) klar erkennbare, von der Gesellschaft als männlich gelesene, Geschlechtsmerkmale. Da ich mich jedoch so wohl fühlen möchte wie ich bin, trage ich (vor allem an warmen Tagen wie diesen) mit vollster Überzeugung sogenannte „FrauenKleidung“. Explizit war ich unterwegs in kurzem Rock und zurechtgeschnittenem Top.

Jeden Tag bin ich trans*phober Diskriminierung ausgesetzt. Nach diesem Vorfall fing ich an mitzuzählen:
Ich war heute etwa eine Stunde eigenständig in der Innenstadt unterwegs und zählte in dieser Zeit 6 diskriminierende Übergriffe, also im Schnitt einen alle 10 Minuten. An „guten Tagen“ toppe ich diese Anzahl auch. Anstarren und Tuscheln nicht mitgezählt.

Ich werde, unter anderem, lachend fotografiert, verfolgt, und zwar so, dass ich den Atem in meinem Nacken spüren darf, ich werde als „Schwuchtel“ beschimpft und mir wurden mehrmals Beine gestellt.
Mit all diesen diskriminierenden Übergriffen war ich immer recht froh, Bus fahren zu können, in Bussen sind die Menschen mit sich selbst beschäftigt, ich genieße Anonymität.
Offensichtlich war es einem ihrer Fahrer jedoch egal, dass ich, mit offensichtlicher Verletzung am Bein (ich trug ja einen Rock, meine Beine waren gut sichtbar) mit gut sichtbarem, großem Pflaster am Unterschenkel, nicht unbedingt allzu weite Strecken laufen sollte!

Die IVB stellt mit ihrer aktuellen ImageKampagne die öffentlichen Verkehrsmittel als freundliches Verkehrsmittel für alle dar. Schade, dass bei euch Personen angestellt sind, welche wohl ein offensichtlich menschenverachtendes Weltbild an den Tag legen.

Ich bitte hiermit um die Ermittlung dieses Fahrers und einer angemessenen Reaktion eurerseits!
Wer sich als freundliches DienstleistungsUnternehmen darstellt, darf so nicht handeln!

Mit freundlichen Grüßen
P*

PS: Da mir die Sichtbarkeit von Trans*Personen und Trans*Phobie besonders wichtig ist, ist dieser Beschwerdebrief ein öffentlicher Brief!

Gast

One Comment

  1. Hallo P*,
    ich bin eine klar erkennbare heterosexuelle Frau (also nullachtfufzehn 😉 und kenne diese Erfahrungen mit der IVB auch. Nicht nur einmal, nein, schon mehrmals fuhr der Bus einfach los, weil ich die Tür nicht aufbekam. Die Busfahrer haben das immer gesehen. Das hat weniger mit Transphobie zu tun, sondern viel mehr mit falschem Umgang mit ihren Aggressionen und Machtmissbrauch.
    Alle anderen beschriebenen Erfahrungen als Trans*Frau, die du erleiden musst, tun mir aber aus ehrlichem Herzen leid und ich hoffe, dass die Menschen in Turboschritten lernen, dass es alle möglichen Geschlechtsidentitäten auf dieser Welt gibt, die alle ihre Gleichberechtigung haben. Alles Liebe Christine

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