Beginnen wir erst mal mit einer Frage: Wer weiß auf Anhieb wo sich in Innsbruck der Helga-Krismer-Platz befindet? Und wer weiß, wer diese Frau war?
Ich wette erst mal, dass es wohl nicht sehr viele Leserinnen und Leser dieser Kolumne wissen dürften. Und es gibt auch wenig Anhaltspunkte, die es einem leichter machen würden, die Frage zu beantworten. Deshalb machen wir es kurz: Der Helga-Krismer-Platz befindet sich in Innsbrucks Industriezone Roßau, und seine Namensgeberin ist oder besser war eine Innsbrucker Unternehmerin, die das Technologiezentrum Innsbruck mitbegründet hat und von 1940 bis 1993 gelebt hat.
Nun gibt es meines Wissens ja neben dem Claudiaplatz, der hier ja schon vor längerer Zeit besprochen wurde, ja keinen Platz in Innsbruck, der nach einer Frau benannt wäre. Also immerhin. Der Platz ist in der Roßau, ein Stadtteil den selbst die meisten Innsbrucker Innen nur sehr oberflächlich kennen dürften, und nur dann besuchen werden, wenn sie dort etwa Einkäufe oder Sonstiges zu erledigen haben. Und der Platz ist auch nur ein eher platzartiges Gebilde als ein wirklicher Platz. Eigentlich ist es eine Einbuchtung des Griesauweges, an dem sich das Technologiezentrum Innsbruck befindet, immerhin der größte Technologie- und Wirtschaftspark Westösterreichs. Errichtet in den späten neunziger Jahren beherbergt der Gebäudekomplex an die 200 Dienstleistungs-, Planungs- und Handelsfirmen. Auch diverse Medienunternehmen wie etwa der Privatsender Welle 1 oder die Bezirksblätter haben hier ihren Firmensitz.
Architektonisch geben die Bauten nicht allzu viel her. Es sind moderne, schnell aus dem Boden gestampfte Zweckbauten, die einfach in eine ursprünglich unbebaute Fläche – die Roßau war früher ja eine Au mit vielen Feldern und Wiesen, wo die Pferde der nahegelegenen Güter von Amras und des Schlosses Ambras weideten – hineingebaut wurden. Und wohl selten verirrt sich hier ein Tourist oder eine Touristin, es sei denn sie oder er ist – so wie ich – auch an den Randgebieten und Randzonen einer Stadt interessiert.
Aber kein Platz ist in Innsbruck wohl ohne Kunstwerk, und so zieren auch diesen Platz einige zeitgenössische Skulpturen. Da wäre einmal ein schwarzer marmorner Obelisk von Josef Karnutsch, weiteres eine Skulptur aus verzinktem Blech vom Telfer Bildhauer Ludwig Schwarz, von dem auch eine Plastik stammt, die den Platz vor dem Kongresshaus ziert. Sie stellt auf einer stilisierten Säule Menschen dar, die um eine Flamme laufen.
Und eine ebenfalls in Stahlblech gefertigte abstrakte Komposition vom Kramsacher Bildhauer Alois Schild, der ja sehr vielen Leserinnen und Lesern mit seinen doch sehr engagierten Plastiken bekannt sein dürfte, und dem zurzeit im artdepot wieder eine sehr sehenswerte Ausstellung gewidmet ist.
Nicht unerwähnt sollte bei dieser Platzbesprechung allerdings auch bleiben, dass ganz in der Nähe dieses Platzes, vor dem Firmensitz des Planungsbüros Malojer ein Eiskristall von der bekannten Architektin Zaha Hadid hätte errichtet werden sollen, ein Vorhaben dass dann aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten nicht umgesetzt werden konnte, das aber diesen Stadtteil sicher sehr aufgewertet hätte, zumindest für Architektur- und Kunstinteressierte. Aber vielleicht findet sich ja noch mal ein kunstsinniges und innovatives Unternehmen, das sich hier mit einem interessanten Projekt einen Namen macht und so diesen Stadtteil einen neuen Anziehungspunkt vermittelt.
Verlassen wir den Platz Richtung Süden und kommen so auf den Grabenweg so nehmen uns dort zwei doch sehr interessante und beeindruckende Bauten in Bann. Einmal das vom Wiener Büro Zechner & Zechner errichtete Atrium Amras, ein Businesszentrum mit vielen Geschäften und Restaurant, das 2013 seiner Bestimmung übergeben wurde und gleich daneben das ebenfalls von Zechner & Zechner errichtete Möbelzentrum Leiner. Beides Bauten, die natürlich sehr selbstverliebt mit ihren Logos spielen und – was den Leiner betrifft – mit der Farbe Grün der hier noch vorhandenen Wieser und der dahinter aufragenden Wälder korrespondieren aber einen doch durch ihre Ungewöhnlichkeit beeindrucken.
Und wir sehen hier natürlich so wie in vielen anderen Städten der Größenordnung von Innsbruck, wie sich große Märkte in vorher noch unbebautes Grünland hineingebaut werden, was dann natürlich ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in dieser Gegend mit sich bringt. Städtebaulich sicher nicht die beste aller Lösungen, aber wohl aufgrund der wirtschaftlichen Konzentrationen und des Trends zum Billigkaufen leider immer noch gängige Praxis. Wobei mir persönlich dieser „Konsumtempel“ immer noch besser gefällt als etwa der „Cytatempel“ in Völs. Und vielleicht wird auch hier in – sagen wir mal – fünfzig, sechzig Jahren der Denkmalschutz seine bewahrende Hand darüber halten, so diesen Gebäuden der Abriss drohen sollte. Vorausgesetzt natürlich, wenn sie so lange halten und ihre Zwecke erfüllen.
cool, helmut! hab mich gerade kürzlich gefragt, wer diese stahlkomposition gemacht hat und was es bedeutet. danke für die berichterstattung. lg