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Ich war dort … am Parteitag der ÖVP Tirol

Eins muss man sagen: Der Parteitag der Tiroler Volkspartei am 6.4.2013 in Ötztal Bahnhof war sehr professionell aufgezogen, mit Shuttletaxis wurde man vom Parkplatz zur AREA 47 kutschiert, wo einen ein immenses Angebot an Getränken und Wahlgeschenken erwartete. Musikalisch untermalt wurde der Parteitag mithilfe der Stadtmusik Landeck-Perjen und Stadtmusik Imst.

Schwer zu verdauen war für mich die immense Selbstbeweihräucherung der Redner Malaun, Spindelegger und Platter, wobei für mich ganz viel Bedarf sich selbst als Partei zu verteidigen erkennbar war. Nur die Tiroler Volkspartei unter Günther Platter könne dieses Land regieren, wobei die positiven Ergebnisse in Bezug auf Beschäftigung, Finanzen, medizinische Versorgung und Lebensqualität besonders hervorgehoben wurden.

An den anderen Parteien wurde kein einziges gutes Haar gelassen, wenn diese regieren würden, würde das Chaos ausbrechen. Grün blockiere eh nur, Liste Fritz – nur heiße Luft und jetzt auch noch ohne Fritz selbst, SPÖ – die Umfallerpartei, über die Liste Stronach brauche man eh nicht zu reden, Vorwärts Tirol wolle sich rächen und beschmutze das Nest. Die könne man alle nicht wählen, nur die Tiroler Volkspartei hätte einen Plan.

Für mich unerträglich diese Schwarz-Weiß-Malerei. Zudem weit entfernt von meinem Verständnis von Politik, das unter anderem für die Fähigkeit sich selbst als Politiker zu hinterfragen, eventuell andere Meinungen einzuholen, um ein Thema wirklich von mehreren Seiten zu betrachten, steht. Ein gewisses Maß an Kritikfähigkeit ist angebracht, oder?

 

Ich hätte mir erwartet, dass ebenso Stellung zu Dingen bezogen wird, die nicht gut liefen, wie etwa dass „Die Eule“ als Institution der Lebenshilfe, die mit Kindern mit Entwicklungsverzögerungen arbeitet –  ehemals vom Land bezahlt und nun künftig Abrechnungen über die Krankenkasse –  pleite ging, weil sich einige Manager an diesen Geldern bereicherten. Die Finanzspritze über 230 Millionen (obwohl nachgewiesen „nur“ Ausfälle über 120 Millionen), die die Hypo vom Land brauchte, wurde in Bezug auf die Finanzen nicht erwähnt.

Da ich persönlich nah an der Agrarfrage dran bin, war ich mehr als erstaunt zu hören, dass die Tiroler Volkspartei dieses Thema innerhalb eines Jahres über den Tisch bringen will, da dachte ich mir realistischerweise, wieso auf einmal so schnell? Warum plötzlich diese Eile? Hat das etwas mit den Wahlen zu tun? Außerdem fehlte der Inhalt, es wurde nicht gesagt, wie sie gelöst wird und was mit den Gemeindegutagrargemeinschaften geschehen soll – 70% der Fälle wären eh schon gelöst.

Die Leidtragenden dieser Konflikte sind die GemeindebürgerInnen und ich habe wieder darauf gewartet, dass sich jemand dazu äußert, wie heftig diese zum Teil ausarten und dass von Seiten des Landes wenig passiert, um den Menschen in den Gemeinden zu signalisieren, dass es wirklich um sie geht und dass man sie versucht zu unterstützen, dass sie zu ihrem Recht kommen.

 

Witzige Intermezzos waren Platters Selbstironie, als er darauf anspielte, dass er den in Österreich geborenen und aufgewachsenen Fußballstar David Alaba damals auf Englisch ansprach und dass mitten in der Rede eine Frau zu Platter auf die Bühne ging, um ein Kommentar zu Jakob Wolf abzugeben, sie wurde sofort von der Bühne abgeführt, worauf sie kommentierte „Wähletz ja it die ÖVP“ (Wählt ja nicht die ÖVP).

Was genau der Dame in Bezug auf Jakob Wolf gegen den Strich ging, weiß ich nicht – Gerüchten zufolge ging es um die Wahlplakate von Jakob Wolf auf dem ein Wolf mit leuchtenden blauen Augen abgebildet ist, „Das Oberland ist sein Revier“ steht drauf. Bin selber auf der Fahrt ins Oberland erschrocken und habe mich gefragt, seit wann es im Oberländer Wald wieder Wölfe gibt! Die Kinder hätten Angst vor den Wahlplakaten, was ich dann auch von anderer Seite erfuhr.

 

Kinder kamen viele vor an diesem Tag – in einem Film über die Zukunft Tirols mit der Tiroler Volkspartei und ein Junge sang „Tirol isch lei oans“. Ich persönlich mag es nicht, wenn Kinder für Wahlkampfzwecke eingesetzt werden, weil sie halt so liab sind, ich finde das widerlich und respektlos gegenüber den Kindern, da sie noch nicht so reif sind, um zu entscheiden, ob sie das wirklich machen wollen.

 

Bin schon gespannt auf Koschuhs Landtagsmahl und was kabarettistisch aus dem Parteitag gemacht wird, natürlich bin ich auch auf die Kochrezepte der anderen Parteien im Treibhaus gespannt.

Autorin: Barbara Tatschl

 

Barbara Tatschl

13 Comments

    •  Vielen Dank für die Diskussion! Danke auch, dass ein wenig mehr Licht in die Frage gebracht wurde, warum die Frau zu Platter auf die Bühne wollte (um welche Gemeindeangelegenheit es sich da handelte wäre interessant zu wissen, denn sie war offensichtlich sehr aufgewühlt), dass Kinder Angst vor den Plakaten haben, ist jedoch nicht an den Haaren herbeigezerrt, da mir ein paar Eltern davon berichteten, aber das ist sicher von Kind zu Kind unterschiedlich, es gibt sicher welche, die sie ganz toll und orginell finden und begeistert sind! 

  1. das mit den kindern erinnert mich an ein strategie-papier der pufl-gras bei einer öh-wahl: „wir brauchen kinder und kleine Hunde“

  2. ich gebe dir in vielem recht, finde aber, dass das thema mit dieser frau auf der bühne unglaublich übertrieben wird. ich war noch nie auf irgendeiner veranstaltung, wo ein vorsitzender eine rede hält und irgendwer einfach mit auf die bühne dürfte um gegen die jeweiligen veranstalter zu schimpfen. dafür muss ich sagen, war das von der bühne geleiten, denn mehr wars nicht, wirklich harmlos.

     

    und kinder für den wahlkampf zu missbrauchen, finde ich auch absolut widerlich! nur ist das nicht nur ein övp problem, denn schliesslich haben die grünen sogar eines auf ihren wahlplakaten… ob der koschuh das in seinem landtagsmahl auch aufgreifen wird, da bin ich sehr gespannt, jedoch nicht wirklich hoffnungsvoll. ist ja doch zumindest grün angehaucht ; )

  3. Zur allgemeinen Berichtigung Frau Tatschl!: Die Frau wollte sich nicht zum von ihnen angesprochenen Plakat zu Wort melden: Sondern wegen einem Vorfall in Bezug auf eine Gemeindeangelegenheit in Umhausen, bei dem Mag. Jakob Wolf als Bürgermeister von Umhausen einschreiten musste.

    Zum Plakat: Die Reaktionen im Oberland/Oetztal sind durchaus nur positv. Das Argument die Kinder haben Angst davor finde ich an den Haaren herbei gezogen. Wohl eher denke ich mir, dass die politischen Mitbewerber sich vom starken Wolf bedroht fühlen!!!!!

     

  4. und um nochmal zum missbrauch von kindern zu politischen zwecken zu kommen: aktuell präsentiert uns (wieder einmal grün) der gebi mair zusammen mit sonja pitscheider ein plakat mit einem netten kind, wo uns das kind zeigt, wo ein radweg fehlt. grundsätzlich ists ja gut, wenn mehr radwege kommen sollen, jedoch versteh ich, neben dem kind, nicht, warum fr. pitscheider als ressortverantwortliche vizebürgermeisterin nicht einfach was dagegen tut???

     

    sorry, hat nur indirekt mit dem thema zu tun, aber hat sich halt auf den missbrauch von kindern zu wahlkampfzwecken bezogen! man möge mir verzeihen!

  5. Befremdend, wie sich der Ausserferner Müller P. bemüssigt fühlte, dem Platter und seinem Adjudanten Mallaun entgegenzueilen und der Dame "unter die Hände" zu greifen.

    Müller hofft wohl auch, ein Fressplatzerl am Tiroler Sautrog der Schwarzmander zu erhaschen …

  6. Günther Platter ist an Frechheit nicht zu überbieten – wer war denn in der Zweiten Republik in Tirol immer stimmenstärkste Partei, wer war immer in der Tiroler Landesregierung, wer ist verantwortlich für so viele Missstände, Korruption, Klientelpolitik in Tirol? Die ÖVP will nun von allem nichts wissen? Ja, wer war denn dann verantwortlich?

    Oder meint Platter wirklich, Tirol und seine ÖVP sei "on se top of se mountain"? Mir wird echt übel, wenn ich daran denke!

  7. Und dann die Abstimmung selbst – so was ist doch echt ein Witz und hat mit gelebter Demokratie gar nichts zu tun! Aber die Tarrola werden sich nicht beirren lassen und wie üblich (weils halt Tradition isch und wen soll man sonscht wähln?) in Scharen zu den Wahllokalen gehen und dort ihr Kreuzerl bei der ÖVP machen – traurig, wirklich traurig! Das ist der ÖVP ihr einziges Glück …

  8. Das Lustigste an allem war ja der Aufruf des Seniorenbundes mit einem Gratisbus Nach Ötztal zu kurven, denn wir wären ja sehr erwünscht. Blamage im Bus, es haben sich nur 3, laut Abzähler 5 der älteren Herrschaften eine Teilnahme gewünscht.Hat nicht so viel gebracht, dafür nehmen wir halt Kinder, die bringen ja auch ein Bad in der Menge.Wenn ich bis heute auch noch nicht weiß, wen ich wählen soll, die ÖVP ist es aber ganz sicher nicht!

  9. ich mag die ÖVP ehrlich gesagt auch nicht und habe diese Partei nie gewählt (habe ich auch nicht vor). Aber diese ständige Schimpferei gegen die Schwarzen, wird ihnen am Wahltag eher nützen als schaden … sie werden wohl besser dastehen als in den meisten Umfragen, weil das Alle-gegen-eine ihnen hilft und auch die letzen Sympathisanten noch einmal zur Wahl motiviert.

     

    Und am 29. April beginnt dann, das Liebeswerben, um die ÖVP, die mit Abstand Erste sein wird: SPÖ, Grünen und FPÖ werden sich im Kriechgang unterbieten … und vorwärts Tirol wird es sich vielleicht auch überlegen. Wenn es um Macht und Posten geht, haben sich noch wenige Politiker scheu gezeigt, ihre einmal genannten Überzeugungen über Bord zu werfen.

  10. Platter und seine ÖVP spielen jetzt die Beleidigten, denn alle anderen Parteien haben ja überhaupt nichts zu sagen, sondern sind einfach nur gemein und böse und haben sich gegen die ÖVP verschworen! So weit Platters Horizont …

     

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