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Fressenbuch gefällt mir nicht mehr

Fakebook, Fadbuch – ihr kennt sicher noch weitere lustige Wortspiele. Der Name stammt angeblich von jenen Highschool-Jahrbüchern, die den sozialen Status von SchülerInnen entscheidend mitbestimmen. Um sozialen Status und Beziehungskapital geht es vordergründig auch hier: Likes, Freundschaftsanfragen, Listen und Gruppen. Noch nie waren so viele Menschen bereit, Daten und intime Erinnerung einfach zu veröffentlichen und für ihre „Freunde“ bewertbar zu machen.

Freundschaft und „soziale“ Medien
Dass ein „Freund“ im Fetzenbuch kein Mensch sein muss, ist allen klar, die dabei sind. Auch Initiativen, schräge Pseudonyme und Firmen versenden „Freundschaftsanfragen“, die meistens bereitwillig angenommen werden. Die Gründe dafür sind vielfältig, im Mittelpunkt der „sozialen“ Medien steht vor allem, irgendetwas (ein Produkt, eine Idee, eine Beziehung) zu verkaufen. Freunde werden zu einer wichtigen Währung – was natürlich nicht heißen soll, dass Freundschaften auch sonst leider oft nur aufgrund ihres sozialen Werts beurteilt werden.

Digitale Identitätsarbeit
Facebook ist „gratis“, aber das ist natürlich nur die Eigenwerbung. In Wahrheit zahlen und arbeiten dort alle, indem sie zahlreiche Informationen bereitwillig abgeben. Selbst wer wenig veröffentlicht, gibt durch das eigene Nutzungsverhalten Auskunft über individuelle Interessen und ist dadurch besser zu bewerben. Wer Bilder oder sonstiges hochlädt, verschenkt die Nutzungsrechte an das börsennotierte Unternehmen. Wundert euch also nicht, wenn ihr die putzigen Babyfotos eurer „Freunde“ in Werbeanzeigen wiederfindet.

Teil 2 (irgendwann): Innsbruck im Fetzenbuch und warum es weder gut noch böse ist. Natürlich wird auch dieser Artikel über das provi-Profil veröffentlicht – streckt bitte eure nach oben ausgerichteten Daumen in die Höhe und teilt ihn mit allen Freunden.

Andreas Wiesinger

5 Comments

  1. Wer Bilder oder sonstiges hochlädt, verschenkt die Nutzungsrechte an das börsennotierte Unternehmen. Wundert euch also nicht, wenn ihr die putzigen Babyfotos eurer „Freunde“ in Werbeanzeigen wiederfindet.

    naja.

    1. https://www.facebook.com/help/193430577370347/

     2. 
    Du gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, gebührenfreie, weltweite Lizenz zur Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest („IP-Lizenz“). Diese IP-Lizenz endet, wenn du deine IP-Inhalte oder dein Konto löschst, außer deine Inhalte wurden mit anderen Nutzern geteilt und diese haben die Inhalte nicht gelöscht.

    3. öffentlich naja eh, denn: 
    Wenn du die Einstellung „Öffentlich“ bei der Veröffentlichung von Inhalten oder Informationen verwendest, können alle Personen, einschließlich solcher, die Facebook nicht verwenden, auf diese Informationen zugreifen, sie verwenden und sie mit dir (d. h. deinem Namen und Profilbild) assoziieren.




  2. "naja": Indem du deine Fotos veröffentlichst, teilst du sie ja. Sonst könntest du sie auch auf anderem Weg zugänglich machen. "naja eh": Eben. Diese "Einstellungen" werden natürlich auch innerhalb kürzester Zeit geändert und können in einem kurzen Satz zusammengefasst werden: "Alles was du hiermit machst und äußerst, gehört uns und wir bestimmen, wie wir es verwenden werden."

    Drei meiner besten Freunde – und ich verwende diesen Begriff sehr sparsam – sind nicht angemeldet oder seit Monaten inaktiv. An sich ist kein Medium gut oder schlecht, entscheidend ist die Nutzung. Trotzdem ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich meinen Daumen recke und "Gefällt mir" brummle … "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." – Adorno gefällt mir auch!


  3. Als jemand der seine Fresse nicht auf dieses online-Büchlein veröffentlicht hat kann ich euch etlichen Nutzern mitteilen, dass ich mich manchmal wie in einem Paralelluniversum erlebe.
    Facebook ist "gratis" und zugleich ein Börsenunternehmen – das sollte Grund genug sein sich ernste Gedanken darüber zu machen welche "Freundschaftsanfrage" man als nächstes akzeptiert und wie viel Zeit man auf diesem Netzwerk ver -bringen, -geuden, -pulvern, -schenken will.
    Gratuliere, du bist für "world’s next top-fresse" nominiert!
    Mein "thumbs up" kann es nur an dieser Stelle geben!

  4. Facebook, gefällt mir!

    jede/r kann selbst entscheiden, was facebook bekommt. nämlich nur das, was man selbst hochläd! wer also intime und allzu private inhalte hochläd und sich darüber beschwert, dass facebook damit geld verdient hat einfach nicht genau gelesen und ist selbst schuld! mit solchen menschen habe ich kein mitleid und empfinde das darüber jammern als überflüssig und blöd! sorry, aber "wer lesen kann ist klar im vorteil"! ; )

    Ausserdem finde ich es lustig, dass provinnsbruck (wiese) sich darüber beschwert, wo doch sowohl der autor selbst, als auch provinnsbruck facebook häufig als verbreitungsmedium nutzt, wo es doch eigentlich böse ist….

  5. Nö, böse ist Fadbuch nicht, das habe ich auch nirgends behauptet. Ich wollte es zwar erst im zweiten Teil bringen, aber Medien(angebote) sind nie gut oder schlecht – entscheidend ist ihre Nutzung. Die Frage ist eben: Nutzen wir es oder benutzt es uns? Wenn dir klar ist, dass jeder Klick gespeichert und verwertet wird und Industrie, Arbeitgeber und Geheimdienste auf deine Daten und alles, was du je damit machst, zurückgreifen – dann nutzt du Facebook "richtig".

    ProvInnsbruck will möglichst viele Menschen erreichen – als kleiner Verein ohne Budget und als werbefreies Medienangebot ging unser Profil am selben Tag wie die Website, am 12. 12. 2010,  online.

    Und zu meiner Person: Eine liebe Freundin hat mich mal als "Rampensau" bezeichnet und hat damit komplett recht (Conny, ich liebe deinen Humor und deine Ehrlichkeit!). Genau deshalb bin ich im Fetzbuch genau richtig. 

    PS: df, ich lieb dich, Mann – und für das Fressenbuch bist du einfach zu wenig Selbstdarsteller – Danke, mein Freund 😉

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